Oase der Liebe
ruhig zu, dass ich recht habe …“, flüsterte sie. „Im ganzen Palast klatscht man bereits über uns. Lass uns endlich eine klare Schlusslinie ziehen. Wir müssen uns trennen, das weißt du doch auch!“ In ihrer Stimme, die so ruhig und eindeutig hatte klingen sollen, schwang Verzweiflung und Trauer mit.
Kareef schaute in ihre wundervollen Augen, die im Schmerz wie tiefe dunkle Seen wirkten, und sein Herz wurde schwer. Wie sollte er es fertigbringen, ihre Meinung zu ändern, wenn er selbst die Wahrheit hinter ihren Worten sehen und spüren konnte?
Dennoch schüttelte er langsam den Kopf. „Nur noch eine letzte Nacht …“
„Die würde nichts ändern.“
„Geh mit mir zum Bankett. Gib mir eine letzte Chance, dich zu überzeugen, Hajjar nicht zu heiraten … nur diese eine Nacht. Wenn du morgen früh immer noch an deiner Entscheidung festhältst, dann sagen wir uns Lebewohl …“
Er spürte den Kampf, den sie in ihrem Innern mit sich ausfocht. Sah den Ausdruck in ihren Augen zwischen Schmerz und Verlangen. „Dann sprichst du die Scheidung aus?“
„Ja.“
„Ehrenwort?“
„Ja!“
Jasmine nickte langsam. „Also gut.“ Sie streckte eine Hand aus, um seine Wange zu streicheln, ließ sie im letzten Moment aber wieder fallen und schaute zweifelnd auf ihre roten Turnschuhe. „Dann sollte ich mich wohl besser umziehen, meinst du nicht?“ Als sie den Kopf hob und ihm zulächelte, sah Kareef erneut Tränen in ihren Augen schimmern. „Bis zum Festbankett, mein König …“, murmelte sie und schlüpfte davon.
Eine halbe Stunde später betrat Kareef allein unter dem tosenden Applaus der über fünfhundert geladenen Gäste den großen Ballsaal des Palastes. Von allen Seiten forderte man seine Aufmerksamkeit, und ihm war immer noch kein Weg eingefallen, Jasmine zu überzeugen, als seine Geliebte bei ihm zu bleiben. Es gab einfach keine für alle Seiten befriedigende Lösung.
Jasmine wünschte sich Respekt, eine Familie, ganz für sich allein. Vor allem wollte sie Kinder!
Und was konnte er ihr in seiner großartigen Position als König bieten? Klatsch und Tratsch, Schande und Verachtung …
Förmlich begrüßte Kareef die illustren Gäste, schritt zu seinem Platz am Kopf der langen Tafel und hielt unauffällig Ausschau nach einem ganz bestimmten reizenden Antlitz. Wo war sie? Wo hatte Akmal sie hingesetzt? Ohne ihren besänftigenden Einfluss fühlte er sich wie ein gereizter Tiger, den man in einen viel zu engen Käfig gesperrt hatte. Insgeheim hegte er die schwache Hoffnung, sein Großwesir könne Jasmine vielleicht doch an seiner Seite platziert haben, wo sie hingehörte.
Doch als er das Tischende erreichte, blieb er wie angewurzelt stehen.
Zu seiner Linken erkannte er den ältlichen Monarchen eines benachbarten Königreiches und zu seiner Rechten eine hübsche Blondine, kaum älter als achtzehn Jahre, über und über mit Diamanten behängt, die ihm aus himmelblauen Augen schwärmerisch entgegensah. Sofort war ihm klar, wer das sein musste … Prinzessin Lara du Plessis.
Seinen Großwesir innerlich verfluchend lächelte Kareef ihr flüchtig zu und setzte sich. Nur mühsam beherrscht legte er seine Hände rechts und links neben dem massiven goldenen Platzteller ab, auf dem der matte Glanz kostbaren Chinaporzellans mit dem gleißenden Funkeln der schweren Kristallgläser zu konkurrieren versuchte.
Wo war Jasmine?
Während das opulente Dinner serviert wurde, beschwerte sich der alte König zur Linken wortreich und langatmig über unfaire Steuergesetzte zwischen Qusay und seinem eigenen Land. Kareef konnte sich nur mühsam davon abhalten, seinen juwelenbesetzten Dolch einzusetzen – wie ein gereizter Wolf, der seine eigene Pfote abbiss, um aus einer tödlichen Falle zu entkommen …
Plötzlich spürte er, wie sich seine Nackenhaare aufrichteten, und hob den Blick.
Und da war sie endlich! Jasmine schaute von der anderen Seite des Ballsaales zu ihm hinüber, so weit entfernt wie nur möglich. Akmal hatte sie zwischen eine alte Matrone in stumpfem Braun, die er nicht kannte, und den fetten, zur Glatze neigenden Sekretär des amtierenden Ministers für Handel und Wirtschaft eingeklemmt. Ein demonstratives Arrangement, das an Deutlichkeit kaum zu überbieten war.
Kareef schwor seinem Großwesir stumme Rache.
Jasmine versuchte ein tapferes Lächeln, das ihr ziemlich misslang. Die dunklen Schatten unter ihren Augen, hier im Kerzenschein deutlicher sichtbarer als im dämmerigen Garten, steigerten
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