Oase der Liebe
sie allerdings vor Empörung.
„Das Rennen kann jeden Moment beginnen“, erklärte Umar hastig und starrte sie an wie das sprichwörtliche Kaninchen die Schlange. Als er Jasmines eindringlichem Blick begegnete, seufzte er. „Wenn es vorbei ist, reden wir, einverstanden?“
Jasmine überlegte fieberhaft. Ob ihm bereits die Gerüchte um Kareef und sie zu Ohren gekommen waren? Wollte er sie vielleicht gar nicht mehr heiraten und beabsichtigte, ihre Verlobung zu lösen? Oder hatte Umar sogar vor, sie eiskalt vor dem Altar stehen zu lassen, zur Schande und zum endgültigen Untergang ihrer Familie?
„Warte!“, rief sie in einem Anflug von Panik aus, als Umar weitereilte. „Egal, was du gehört hast, ich kann es dir erklären und …“
„Später …“ Er schüttelte ihre Hand ab, die sie bittend auf seinen Arm gelegt hatte, und setzte seinen Weg fort. „Deine Familie ist auch schon da. Ich habe ihnen einen Ehrenplatz unweit der königlichen Loge zuweisen lassen. Du selbst sitzt in der Königsloge.“
Also hatte er gehört, dass Kareef und sie ein Liebespaar waren!
„Warte, Umar … bitte! Du verstehst nicht …“
Doch er ignorierte sie. Jasmine wandte sich hilflos um und prallte fast gegen Kareefs breite Brust.
„Angst, mit mir allein zu sein?“, fragte er mit gedämpft ruhiger Stimme.
Sie schaute ihm in die Augen und erschrak vor der Intensität seines Blickes. Gegen ihren Willen begann Jasmine, haltlos zu zittern. Verzweifelt kämpfte sie gegen ihre aufsteigenden Tränen an und wäre am liebsten auf der Stelle geflohen. So hart hatte sie sich diesen Tag nicht vorgestellt.
„Ist mein Arrangement für Sie akzeptabel, Sire ?“, fragte Umar, der sich, wenn auch spät, doch noch seiner Pflichten gegenüber dem König und seiner Braut erinnerte. Kareef nickte nur knapp und schaute wieder Jasmine an.
Geschieden! Sie waren geschieden …
Aber das hatte nichts an ihren Gefühlen füreinander geändert. Und es hinderte sie nicht daran, sich verzweifelt nach der Nähe und den Berührungen des anderen zu sehnen. Er sah es in ihren Augen.
„Danke, Sire .“ Umar vollführte eine tiefe Verbeugung und zog sich jetzt endgültig in seine eigene Loge zurück.
Jasmine, der nichts anderes übrig blieb, als sich Kareefs Führung zu überlassen, riss sich mit aller Gewalt zusammen, schob trotzig das Kinn vor und hielt ihren breitrandigen Hut an der Krempe fest, da er fast vom heißen Wüstenwind weggeweht worden wäre. Dann folgte sie dem König und seinen Bodyguards durch die Seitentür und eine Treppe hinauf ins Stadion. Sie durchquerten einen privaten vollklimatisierten Raum, dessen eine Längsseite aus einem Ein-Weg-Spiegel bestand, durch den man zwar hinaus auf die Rennbahn, aber nicht von außen in die VIP-Lounge hineinschauen konnte. Dann ging es weiter zur königlichen Loge, die sich unter freiem Himmel befand und durch ein helles Sonnensegel beschattet wurde.
Kareef betrat sie als Erster.
Als er seinen Blick über die Menschenmenge im Stadion schweifen ließ, erhoben sich die vierzigtausend Zuschauer von ihren Plätzen und riefen seinen Namen. Kareef hob den Arm, die Rufe wurden lauter.
Nur zögernd und mit klopfendem Herzen folgte Jasmine ihm in die Loge und hielt ihre schwarze Handtasche wie ein Schutzschild gegen den Körper gepresst. Die Jubelrufe und der tosende Applaus um sie herum machten ihr Angst. Unauffällig musterte sie Kareefs hartes Profil, sah die zusammengepressten Lippen und den ernsten, fast grimmigen Ausdruck in seinen Augen.
Jeder Zoll ein König, dachte sie. Stolz, stark und pflichtbewusst. Ein Mann, dem das Geschick seines Volkes über alles ging.
Sie hatte das Richtige getan, auch wenn es sie fast umbrachte. Sie hatte ihn freigegeben, um das sein zu können, was ihm in die Wiege gelegt worden war … ein König.
Als Kareef endlich Platz nahm, ließ Jasmine sich kraftlos auf den Stuhl neben ihm sinken, zog ihren Hut als Schutz gegen die gleißende Sonne noch etwas tiefer ins Gesicht und starrte hinunter auf die Rennbahn.
Tausende von Augenpaaren starrten zurück. Jasmine wusste, dass sie sich eigentlich glücklich schätzen müsste wegen der Auszeichnung, neben dem jungen, attraktiven und mächtigen König von Qusay zu sitzen, doch für sie war er der Mann, den sie seit vielen Jahren liebte und jetzt endgültig verloren hatte.
Die spekulierenden und gehässigen Blicke der älteren Society-Ladies trafen sie wie Nadelstiche, ebenso wie die ihrer hübsch zurechtgemachten
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