Oase der Liebe
Töchter im heiratsfähigen Alter, die Jasmine voller Eifersucht und Neid taxierten und hinter vorgehaltener Hand über ihr rotes Dior-Kleid, den auffallenden Hut und die extravagante Designertasche tuschelten. Ohne Zweifel war für sie der Verlust eines guten Rufes nur ein geringer Preis für ein derart glamouröses Leben.
Wenn sie nur wüssten, wie es in ihrem Innern aussah! Was bedeuteten schicke Kleider, Reichtum und Macht, wenn man dafür auf den Mann verzichten musste, den man von ganzem Herzen und ganzer Seele liebte?
„Hast du gut geschlafen?“, fragte Kareef leise.
„Ja“, log sie und senkte den Kopf, um ihre Tränen zu verbergen. „Sehr gut.“
Ein Pistolenschuss startete das Rennen, und die Pferde preschten aus ihren Boxen hervor. Jasmine fühlte unablässig Kareefs Blick auf sich ruhen. Sie spürte dieses vertraute Kribbeln im Nacken und wie sich ihre Brustspitzen verhärteten. Um der aufsteigenden Hitze Herr zu werden, die nichts mit der heißen Wüstensonne zu tun hatte, fächelte sie sich frische Luft mit dem Programmheft zu.
In der benachbarten Loge konnte sie Umar und seine vier Söhne sehen. Der Zweijährige kuschelte sich zufrieden auf den Schoß seines französischen Kindermädchens. Léa, die man nicht unbedingt als eine Schönheit hätte bezeichnen können, schien sich fantastisch mit den Kindern zu verstehen. Und wenn man den weichen, zärtlichen Ausdruck auf ihrem rundlichen Gesicht zum Maßstab nahm, schien sie ihren kleinen Zöglingen aufrichtige Sympathie entgegenzubringen.
Umar rückte auf seinem Stuhl nach vorn, als der Startschuss fürs Rennen fiel, und sobald die donnernden Hufschläge sich seiner Loge näherten, sprang er auf die Füße und feuerte seinen Favoriten mit einer Mischung aus Ermutigung und wilden Flüchen an.
Die vier Jungen sind alle zuckersüß, dachte Jasmine bei sich, doch bei dem Gedanken, an ihnen bald Mutterstelle vertreten zu dürfen, blieb seltsamerweise das gewohnte Glücksgefühl aus. Die Kinder wollten sie gar nicht, sie hatten bereits eine Ersatzmutter …Léa.
Als die Pferde sich der Ziellinie näherten, schlug Umar unbeherrscht mit der Faust auf die Brüstung seiner Loge. „Tempo, verdammt noch mal! Tempo!“
Jasmine wandte ihren Kopf zu der Seite, wo ihre Eltern mit ihren Schwestern und deren Ehemännern saßen. Da ihr Vater offensichtlich die Königsloge beobachtete, wagte sie ein Lächeln und hob die Hand zum Gruß, ließ sie aber gleich wieder sinken, als sie sah, wie sich sein Blick umwölkte, ehe er abrupt den Kopf wegdrehte. Ihre Schultern fielen herab. Das ist nur vorübergehend, versuchte Jasmine sich einzureden. Wenn sie erst mit Umar verheiratet war – falls es überhaupt noch dazu kam –, wäre ihr Vater schließlich doch noch stolz auf sie.
Sie hörte Umars Triumphgeschrei und wie er begeistert in die Hände klatschte. Sein Pferd hatte das Rennen gewonnen. Nachdem er kurz das Haar eines seiner älteren Söhne gerauft hatte, eilte er davon, um seinen Preis entgegenzunehmen. Seine Kinder folgten ihm in Begleitung ihres Kindermädchens.
Jasmine schaute ihnen hinterher und fühlte sich mehr denn je als Außenseiterin. Sie erhob sich von ihrem Platz und trat an die Brüstung der Königsloge heran. Umar wirkte regelrecht beschwingt, wie er jetzt über den Rasen schritt, nach allen Seiten grüßte und Gratulationen entgegennahm.
„Macht es dir wirklich gar nichts aus?“, fragte Kareef leise. Er stand direkt hinter ihr. „Dass du ihm heute Nacht deinen Körper überlassen wirst, nachdem du gestern noch in meinem Bett gelegen hast?“
Jasmine gab vor, Umar zuzulächeln, der gerade von der Rennleitung ein opulentes Blumenbukett überreicht bekam, seinem Rennpferd den muskulösen Hals tätschelte und die Hand seines Jockeys schüttelte.
„Wir sind geschieden, Kareef.“ Sie versuchte, so gleichmütig wie möglich zu klingen. „Du bedeutest mir nichts mehr.“
„Heirate ihn nicht, Jasmine …“ Seine Stimme war dunkel und heiser. „Bitte …“
Sie sah ihren Verlobten lächelnd zu ihr hinaufwinken. Dann hob er schwungvoll seinen zweijährigen Sohn auf die Schultern und genoss sichtlich den Jubel der Menge.
Kareef war ihr jetzt so nah, dass Jasmine die Hitze seines kraftvollen Körpers durch den Seidenstoff ihres Kleides spürte. Obwohl die Hochrufe der Zuschauer immer lauter wurden, hörte Jasmine nur ihren eigenen Herzschlag und das Rauschen ihres Blutes, das wie flüssige Lava durch die Adern schoss.
Sie fühlte, wie
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