Oase der Liebe
ältliche Matrone auf der anderen Seite ihr als verkörperte Anklage erschien, die sie mit eisiger Missachtung strafte.
Dazwischen hatte Jasmine Kareef über die Weite des riesigen Ballsaales hinweg beobachtet. Ganz offensichtlich wurde er von allen Seiten hofiert und förmlich angebetet. Er akzeptierte so viel Huldigung und fast sklavische Ergebenheit mit einem nachlässigen Charme, als halte er sie für absolut angemessen.
Kareef brauchte sie nicht in seinem Leben, egal, wie sehr er es bestritt. Das war ihr in der letzten Stunde eindringlich bewusst geworden. Er war umgeben von Menschen, die um seine Gunst buhlten und wetteiferten, inklusive der reizenden, blutjungen Prinzessin, die an seiner Seite saß, als gehöre sie dahin. Sie war genau der Typ Frau, die er ohne Zweifel zu seiner Braut und Königin machen würde. Und das möglicherweise sehr bald …
Jasmine war aus dem Ballsaal geflohen, sobald die Kerzen verlöschten. Sie wollte nicht riskieren, dass jemand ihre Tränen sah. Doch kaum hatte sie die Eingangshalle des Palastes erreicht, legte sich von hinten eine schwere Hand auf ihre Schulter. Instinktiv ballte sie ihre Hände zu Fäusten und wirbelte herum.
„Vater!“, flüsterte sie entsetzt. „Was tust du denn hier?“
Yazid Kouri schien in den wenigen Tagen, seit sie ihn zuletzt gesehen hatte, um Jahre gealtert zu sein. Seine sonst so aufrechte, massive Gestalt war gebeugt und wirkte seltsam ausgezehrt. Wortlos betrachtete er seine älteste Tochter vom sorgfältig aufgesteckten französischen Knoten über das formelle schwarze Kleid bis hinunter zu den passenden schwarzen Schuhen. Beides hatte sich Jasmine von ihrer Sera für diesen Abend ausgeliehen.
Dann lachte er hart auf. „Warum bist du nach Qusay zurückgekommen?“, fragte er dumpf.
„Das weißt du doch.“
„Ich dachte, du kehrst als geläuterte, respektable Frau in deine Heimat zurück …“ Er schüttelte das schlohweiße Haupt, in den müden nachtschwarzen Augen blinkte es verdächtig. „Warum hast du zugestimmt, einen ehrenhaften Mann zu heiraten, wenn du ihn mit dem König betrügst, noch bevor ihr euer Ehegelübde abgelegt habt?“
Heftig schüttelte sie den Kopf. „Das verstehst du nicht.“
„Schwöre mir, dass du nie das Bett mit dem König geteilt hast. Sag mir, dass alles, was man über euch hört, nur üble Gerüchte sind, und ich werde dir glauben.“
Jasmine senkte den Kopf. Die spürbare Enttäuschung ihres Vaters schmerzte sie so sehr, dass sie es kaum ertrug. „Ich habe niemanden betrogen, außer mich selbst“, sagte sie heiser. „Es ist nichts Verwerfliches daran, wenn ich mit dem König zusammen bin. Nicht, wenn … wenn ich … wir …“
Nicht, wenn wir verheiratet sind!, hätte sie am liebsten laut herausgeschrien, doch die Worte wollten einfach nicht über ihre Lippen kommen. Sie hatte kein Recht, ihr Geheimnis preiszugeben. Die Ehre eines Königs galt auf der ganzen Welt als unantastbar. Wie hätte sie Kareef da bloßstellen können, indem sie aufdeckte, dass er ein derart brisantes Geheimnis über dreizehn Jahre für sich behielt?
Als junges Mädchen hatte sie geschwiegen, um ihn zu beschützen. Und als Frau würde sie es nicht anders halten.
„Du siehst nichts Schlechtes darin, mit einem Mann zu schlafen, der nicht dein Ehemann ist?“, fragte ihr Vater fassungslos. Die Trauer und das Unverständnis in seiner brüchigen Stimme taten Jasmine in der Seele weh. „Ein derartiges Benehmen mag in der modernen Welt toleriert werden, aber nicht in unserer Familie!“, fuhr Yazid Kouri mit bedeutend festerer Stimme als zuvor fort. „Heirate Umar, Tochter! Geh mit ihm und deiner neuen Familie nach New York zurück. Deine Schwester braucht dich. Hilf Nima, ihr Kind aufzuziehen!“
Jasmine stand der Mund vor Überraschung offen. „Du hast mit ihr gesprochen?“
„Sie hat uns vor zwei Stunden angerufen.“ Yazid zog es vor, dem klaren, forschenden Blick seiner Tochter auszuweichen. „Sie sagt, sie weiß nicht, wie sie eine Mutter sein soll, und ist fest entschlossen, ihr Baby wegzugeben, sobald es auf der Welt ist. Sie fürchtet sich und ist noch so jung.“
Heiße Wut stieg in Jasmine auf. Sie hob den Kopf und reckte aggressiv das Kinn vor. „So wie ich damals. Ich war erst sechzehn, genauso alt wie Nima, als du mich verstoßen hast! Aus der Familie und aus meiner Heimat, Vater!“
„Ich war verärgert und enttäuscht“, wehrte er sich hilflos und kämpfte mit den Tränen. „Und ich hatte hohe
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