Oase der Liebe
Erwartungen, was dich und deine Zukunft betraf, Jasmine. Du warst meine Älteste und sprühtest geradezu vor Intelligenz und emotionaler Stärke. Ich war sehr stolz auf dich, mein Kind … und dann bist du gestrauchelt und so tief gefallen …“
Jasmines Herz krampfte sich in ihrer Brust zusammen.
„Geh nach New York zurück, als respektabel verheiratete Frau. Gib Nima von deiner Stärke ab. Morgen werde ich in Qais sein und erwarte, einer Hochzeit beizuwohnen.“ Yazid wandte sich zum Gehen und wäre fast mit Kareef zusammengeprallt, der zumindest einen Teil der Szene zwischen Vater und Tochter mitbekommen haben musste. Wenigstens sprachen die finster zusammengeschobenen Brauen und die angespannte Haltung seines Körpers dafür.
Yazids Gesicht nahm eine ungesunde purpurrote Farbe an. Außer sich vor Verbitterung hob er seine Fäuste dem viel größeren und stärkeren Mann entgegen. „Ich sollte Sie dafür töten, was Sie meiner Tochter angetan haben!“
Kareef bewegte sich keinen Millimeter, sondern stand nur hoch aufgerichtet abwartend da, als erwarte er den tödlichen Stoß. Jasmine stockte der Atem. Die mageren Fäuste ihres Vaters fielen kraftlos herunter, über seine zerfurchten Wangen rannen dicke Tränen.
„Sie sind kein König“, sagte er heiser. Seine Stimme zitterte vor Trauer und Verzweiflung. „Sie sind nicht einmal ein Mann …“ Damit wandte er sich ab und ging davon.
Jasmine schaute ihm starr hinterher, bis er um eine Ecke verschwand. Erst dann brach sie zusammen. Kareef fing sie gerade noch rechtzeitig auf und hielt sie fest an sich gepresst, während sie haltlos weinte. Sanft streichelte er ihren Rücken, und als das trockene Schluchzen endlich nachließ, umschloss er ihr Gesicht mit beiden Händen. Mit den Daumen wischte er ein paar Tränen weg, doch sie flossen unvermindert weiter, sodass seine Schultern resigniert herunterfielen.
„Komm“, sagte er rau und zog Jasmine mit sich.
Hinter den geschlossenen Türen des Ballsaales konnten sie immer noch die gespenstische Musik und die ekstatischen Schreie der Tänzer hören. Doch Kareef führte sie nicht dorthin zurück, sondern durch einen versteckt liegenden, nur schwach erleuchteten Gang, wo ihnen einige Dienstboten begegneten, die vorgaben, den König und seine Begleiterin nicht zu bemerken.
Irgendwann landeten sie im Ostflügel, wo seine private Suite lag. Kareef ging auf direktem Weg zu dem Schlafzimmer und drückte Jasmine auf das in der Mitte stehende riesige Bett nieder. Dann setzte er sich neben sie, beugte sich vor und küsste sie auf die bebenden Lippen.
Immer noch strömten heiße Tränen über ihr blasses Gesicht, doch sie erwiderte seinen Kuss mit einer Inbrunst, in die sie ihr ganzes Herz hineinlegte. Alles, was sie in ihren romantischen Träumen als junges Mädchen von sechzehn Jahren für ihn gefühlt hatte und die leidenschaftliche Hingabe einer liebenden Frau, für die er der einzige Mann auf der Welt war.
Es war dunkel in dem prachtvoll eingerichteten Schlafgemach des Königs. Die Balkontür stand offen, sodass eine laue Brise vom Garten hereinwehte, vermischt mit Geräuschfetzen des Festes, das unten noch andauerte. Musikklänge mischten sich mit Gelächter und Applaus, doch hier oben waren sie allein in ihrer eigenen Welt.
Zärtlich und bedacht liebten sie sich ein letztes Mal. Die Ekstase, die Jasmine beim gemeinsamen Höhepunkt empfand, war so süß und qualvoll wie der Abschiedsschmerz in ihrem Herzen. Auf dem Gipfel der Lust weinte sie bittere Tränen.
Ich liebe dich!, schrie ihre Seele. Ich liebe dich, Kareef …
Doch sie wusste, dass ihre Liebe nichts änderte.
Für einen berauschenden Moment hielt Kareef sie so fest an sich gepresst, als wolle er sie nie wieder gehen lassen. Doch dann gab er Jasmine abrupt frei, erhob sich vom Bett und zog sich an. Ohne sie anzuschauen, ging er zu einem antiken Schreibtisch hinüber und öffnete die Schublade unterhalb der massiven dunklen Holzplatte. Ihr entnahm er ein juwelenbesetztes Kästchen, das er mit einem Schlüssel öffnete.
Jasmine sah, was Kareef herausnahm. Ihr Herzschlag stockte und setzte erst wieder schmerzhaft ein, als Kareef mit einem glitzernden Gegenstand in der Hand aufs Bett zukam. Es war eine Kette, an der ein Smaragd hing. Wie gebannt schaute Jasmine auf das grüne Feuer des Facettenschliffs.
Kareef griff nach ihrer Hand, legte den Smaragd in die Innenfläche und schloss Jasmines Finger über der goldenen Kette. Sein dunkles Gesicht war hart
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