OASIS - Die Entdeckung (German Edition)
„Kein Amerikaner macht in“, er ließ eine kleine Pause, „Ägypten Urlaub. Da sind viel zu viele Eur o päer. Laute Engländer. Seit geraumer Zeit sind dort reiche Russen unterwegs, die dafür bekannt sind, dass sie sich recht auffä l lig benehmen. Die Touriste n hochburg Hurghada ist voll davon. Das Rote Meer ist schon sehr schön … Für Taucher gibt es fantasti s che Korallenriffe. Aber überlegen s ie sich das noch mal. Ich empfehle i hnen Marokko. Die König s städte, Rabat, Fes, Marrakesch, Casablanca, Ricks C a fé … “
Sie unterbrach die leichten Schwärmereien des Mannes. „Aber das gibt es doch gar nicht.“
„Oh, doch. Ein tüchtiger Geschäftsmann hat dieses Café in Anlehnung an den Film eröf f net. Natürlich hat er auch die Ausstattung origina l getreu verwendet.“
Nancy dachte: Originalgetreu . Was die Am y s alles hi n kriegen mit ihrem Kultura n spruch. Vielleicht kann man da was Kritisches darüber berichten. Russen hatte sie auch noch nie von Nahem gesehen. „Was gibt es denn da für A n gebote in diesem Uhrgata?“, wol l te sie plötzlich wissen.
„Hurghada“, wurde sie verbessert. „Der ganze Ort b e steht nur aus Hotelburgen. Manches eri n nert ein bisschen an Las Vegas.“
Nancy überlegte. So künstliche Welten waren ja eigen t lich nichts für sie. Sie fragte: „Ist man da etwa hermetisch vom richtigen Leben abge riegelt ?“
„Wenn man da von richtigem Leben, was immer sie d a mit meinen, spr e chen kann, findet es entweder im Hotel oder auf einer großen Einkauf s straße statt.“
Nancy unterbrach die Erklärungen mit: „Also man trifft schon auf Einheimische.“
Der junge Mann nickte: „Na klar, sie können ja jederzeit das Hotel verla s sen. Seit den Anschlägen vor einigen Jahren wird streng darauf geachtet, dass die Touristen sicher sind. Vielleicht unternehmen sie auch noch eine Bu s reise?“
„Nach Dachla“, hörte sie sich sagen.
„Nein, aber Luxor mit den Tempelanlagen und das Tal der Könige. Das lohnt sich schon.“ Er stand auf und holte einige Prospekte aus dem Regal, blätte r te kurz und routiniert darin und zeigte Nancy Fotos vom Karnaktempel und von den reich verzierten Aussta t tungen der Königsgräber.
„Das sieht ja wirklich sehr imposant aus“, gab sie e r staunt zu.
„Und in Wirklic h keit ist das alles noch viel schöner. Das sind Stätten des Weltkulturerbes. Da muss man minde s tens einmal im Leben gewesen sein“, hörte sie ihr Gegenüber s a gen.
Ob Arnold enttäuscht sein wird, dass ich nicht die Orte seiner Vo r väter aufsuche, dachte Nancy beiläufig. Und dann an t wortete sie: „Junger Mann, das gefällt mir irgendwie. Ich glaube, ich will diese riesigen Te m pel da im Wüstensand kennenlernen. Wann kann ich lo s fliegen?“
Der schnelle Entschluss schien den Reisebüroang e stellten zu freuen. „Geht sofort los“, sagte er und griff nach der Computermaus. „Wann können Sie fliegen?“
„Sofort “, antwortete Nancy, ohne zu zögern .
„Da gerade keine b e sondere Ferienzeit ist, kann ich Ihnen ein sehr günstiges Angebot machen. Der Flug geht aber b e reits schon morgen Abend . Das Hotel in Hurghada heißt Ar a bia und liegt direkt am Meer. Wenn Sie wollen, können Sie vor Ort noch diverse Ausflüge b u chen. Das geht dann extra. Rückflug ist am Sonntag den 1 9 . Februar.“ Er schaute sie e r wartungsvoll an.
Nancy bemerkte es erst gar nicht , sie kramte gerade nach ihrer Kreditkarte. „Ist Master ok?“ , fragte sie wie beiläufig.“ „ Aber natürlich“, bekam sie zur Antwort. „Ihr Vorschlag g e fällt mir sehr, sehr gut. Vielen Dank.“ Und nachdem alle Fo r malitäten geklärt waren, stand sie wieder auf der Straße und dachte sich: Ok. Was soll´s. In Ägypten lebte die früh e s te Hochkultur der Erde. Ich glaube, es wäre eine Bildung s lücke, dort nicht gewesen zu sein.
Auf ihrem Handy wählte sie Marks Nummer. Sie konnte nur eine Nachricht aufsprechen: „Nancy hier. Es ist jetzt pa s siert. Ich fliege nach Ägypten und sehe mir die Wiege der Ziv i lisation an.“ Dann lachte sie leicht und beendete den Anruf mit: „Wenn d u Zeit hast, melde dich. Ich fliege m o r gen am Sonntag 23 : 30 Uhr New Yorker Zeit. Dann kann ich bei meiner A n kunft den Sonnenaufgang über der Sahara genießen. Bis dann.“
Plötzlich dachte sie: Hat der Typ nicht was von Badewe t ter am Roten Meer erzählt? Da brauche ich u n bedingt noch einen neuen Bikini! Man weiß ja nie, was so pa s siert. Gleich
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