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Ob das wohl gutgeht...

Ob das wohl gutgeht...

Titel: Ob das wohl gutgeht... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Tibber
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braunes Papier eingewickeltes Päckchen, das sie die ganze Zeit gehalten hatte.
    Mir fehlten die Worte.
    »Ich muß mich beeilen«, sagte sie. »Die Kinder sind allein zu Hause. Grüße an Ihre Frau. Ich wüßte nicht, was ich ohne Sie täte. Wirklich nicht.«
    Sie stieg durch das Loch in der Haustür hinaus zu ihrem Wagen.
    Oben war Sylvia einem hysterischen Lachanfall nahe.
    »Wirklich nett, auch noch zu lachen«, sagte ich. »Während ich am Ende meiner Kräfte bin.«
    »Tut mir leid«, japste sie. »Mir geht es genauso. Ich glaube, ich bin übermüdet und hungrig und überdreht, und als du sagtest >drücken<, und sie drückte...«
    Ich überreichte ihr das Päckchen.
    »Was ist denn das?«
    »Keine Ahnung. Vielleicht eine scheußliche alte Vase oder eine Obstschale, die sie in der Portobello-Straße erstanden hat. Ich kenne doch Barbara Basildon. Laß es eingepackt, das hat Zeit.«
    Ich gab das Päckchen an Penny weiter.
    »Komisch, daß das eine Vase sein soll«, sagte sie. »Es ist ganz warm.«
    »Gib mal her«, sagte Sylvia.
    Wir umringten sie voller Interesse, als sie das Päckchen aus dem braunen Papier auswickelte, dann mehrere Lagen Aluminiumfolie entfernte, bis sie schließlich das saftigste, appetitlichste, knusprigste Grillhühnchen entdeckte, das wir jemals gesehen hatten.
     

12
     
    War der erste Tag schon höllisch, kam es in der Nacht noch schlimmer. Dank Barbara Basildons Fürsorge hatten wir wenigstens etwas zu essen. Wie vier Geier hockten wir in unserem zweigeschossigen Wohnzimmer, das, verglichen mit jenem, das wir im Musterhaus vorgeführt bekommen hatten, sich wie ein Affenkäfig
    zum Buckingham-Palast verhielt, und attackierten das Hühnchen, bis nur noch einige abgenagte Knochen übrigblieben.
    »Barbara Basildon dreimal hoch!« sagte Peter und wischte seine fettigen Finger an der nächstbesten Zeitung ab.
    Doch Sylvia schwieg.
    »Sei nicht so mürrisch, Liebling«, sagte ich. »Es war doch wirklich ein reizender Gedanke von ihr. Ganz zu schweigen von der wirklich köstlichen Mahlzeit.«
    »Du wirst dafür bezahlen müssen, Liebling. Vergiß nicht, daß sie nun weiß, wo du wohnst. Ich wäre überhaupt nicht überrascht, wenn sie auch bereits unsere Telefonnummer hätte.«
    »Die steht aber nicht im Telefonbuch.«
    »Sie wird sie schon ausfindig machen. Leute wie sie finden alles heraus.«
    »Nun, wenn sie es tut, dann brauchen wir sie nur zu ändern. Du hast eben etwas gegen Barbara Basildon.«
    »Ich weiß, daß ich etwas gegen Barbara Basildon habe«, sagte sie mit lauter Stimme. »Viele Leute haben etwas gegen andere Leute, das solltest du wissen. Ich kann doch nichts dafür, wenn sie...«
    »Schon gut, schon gut. Reg dich nur nicht auf. Es wird schon alles gut werden. Du bist jetzt müde, und wir sollten schlafen gehen. Du bleibst hier und ruhst dich ein Weilchen aus, bis Eugenie zurückkommt, und ich werde mal schauen, ob ich inzwischen die Tür in Ordnung bringen kann. Wir können nicht schlafen gehen mit so einem verdammten großen Loch in der Haustür.«
    »Barbara Basildon«, sagte Sylvia gehässig.
    »Penny«, sagte ich, »kümmere dich um deine Mutter.«
    Ich bin nicht besonders praktisch veranlagt, nicht nur was Sicherungen und Wasserhähne betrifft, sondern auch bei meiner eigenen Arbeit. Ich konnte zwar sofort feststellen, ob eine Bänderzerrung oder ein Muskelriß vorlag, doch das Bandagieren war eine andere Sache. Meistens kam der Patient nicht weiter als bis zur Sprechzimmertür, wo sich der Verband wieder auflöste, den ich so sorgfältig angelegt zu haben glaubte. Ich erklärte dann zwar, daß solche Dienste Sache einer Schwester seien, weniger die eines Arztes, aber niemand glaubte mir wirklich, und ich machte deshalb im
    Laufe der Jahre einen immer größeren Bogen um die Bandagen, verwendete statt dessen Heftpflaster, welches selbst ein Schussel wie ich mit zwei linken Händen anlegen konnte, ohne Schaden anzurichten, oder ich erklärte, daß es richtiger sei, »die Luft hineinzulassen«, anstatt mich Meter um Meter mit einer Gazebinde abzuplagen, die mich letztendlich doch besiegte.
    Hatte ich mich irgendwelcher Reparaturen im Haushalt anzunehmen, mußte ich mich meistens schon zu Anfang geschlagen geben, weil ich das passende Werkzeug nicht fand. Ich hatte im Laufe der Jahre gut ein halbes Dutzend Hämmer, -zig Schraubenzieher und wer weiß wie viele Bohrerspitzen des elektrischen Bohrers vertan, den mir Sylvia einmal zum Geburtstag schenkte. Ich bin, was man

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