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Ob das wohl gutgeht...

Ob das wohl gutgeht...

Titel: Ob das wohl gutgeht... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Tibber
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beeilen.«
    »Fred sucht den Schlüssel, Mann.« Er suchte zwischen seinen buntscheckigen Kleidungsstücken.
    »Nun, Fred...«
    Er hielt mir den Schlüssel unter die Nase. Ich riß ihn an mich und verschwand in der kühlen, reinen Luft der Praxisräume. Es war, als sei man aus einem Irrenhaus entwichen. Als ich die mich umgebende geschäftsmäßige Ordnung betrachtete, konnte ich schon nicht mehr glauben, daß auf der anderen Seite des Hauses das Chaos herrschte. Chaos und Verderbtheit, und darunter höchstpersönlich meine eigene Frau. Als ich den Prüfstreifen gefunden hatte, warf ich die Schranktür voller Wut ins Schloß und verschwand durch das Wartezimmer.
    Ich hatte schon zuviel Zeit vertan. Ich hatte Maureen Clarke versprochen, ich würde sofort zurückkommen, und ganz bestimmt wunderte sie sich bereits, warum ich nicht schon da war.
    Ich war so lange weg gewesen, daß Watkins inzwischen auf dem Fahrersitz des Rolls-Royce eingenickt war. Ich öffnete die Tür und versuchte ihn wachzurütteln, aber er sackte total zusammen und rutschte auf die Straße hinunter.
    »Was, zum Donnerwetter...«, sagte ich und schüttelte ihn unsanft.
    »Hat keinen Zweck, Mann«, sagte eine Stimme hinten im Wagen, »er macht einen Trip.«
    »Wer hat ihm das Zeug gegeben?«
    »Ich, Mann.«
    Ich öffnete die hintere Wagentür. Dort lag etwas auf dem Sitz, das wie eine Kreuzung zwischen einem ungewaschenen Cowboy und einem betrunkenen Indianer aussah. Ich hatte endgültig genug. Seine ausgefranste Jacke packend, zog ich ihn heraus und legte ihn auf die Straße, wo er liebevoll einen Laternenpfahl umarmte. Dann hob ich den bewußtlosen Watkins auf, was keine leichte Sache war, da er gut seine hundertsechzig Pfund wog, wuchtete ihn auf die hintere Sitzbank, setzte mich auf den Fahrersitz, schloß die Tür und betrachtete besorgt das Armaturenbrett, denn dergleichen hatte ich noch nie gesehen. Ich betete, daß es mir gelingen möge, Olivia Dukes Wagen unversehrt zurückzubringen, und hoffte, daß die Versicherung für beliebige Fahrer galt. Ein Stoßgebet gen Himmel schickend, ließ ich den Motor an und setzte dabei die Alarmanlage für Diebstahl in Gang. Der entsetzliche Lärm brachte die ganze Straße einschließlich Freds buntkostümierter Gäste auf die Beine.
    Ich stützte meinen Kopf auf die Hände. Das war nun endgültig zuviel für mich; ich wartete auf die Polizei.
    Schließlich wurde ich durch Olivia Duke aus den Händen der Polizei befreit, dies jedoch erst, nachdem ich in ein Röhrchen gepustet hatte, eine Blutuntersuchung überstehen mußte und durch ein Kreuzverhör derart zermürbt worden war, daß ich mir wie der allerletzte Verbrecher vorkam.
    Nein, den Rolls-Royce hatte ich nicht gestohlen. Nein, er gehörte mir nicht. Nein, ich hatte Watkins nicht bewußtlos geschlagen. Nein, ich hatte ihm nichts eingegeben. Nein, ich wußte nicht, wer es getan hatte. Ja, das waren meine eigenen gefährlichen Drogen. Ja, ich war Arzt. Ja, ich wollte gerade zu einem Patienten. Ja, mein eigener Wagen war unter den Augen der Polizei gestohlen worden...
    Olivia kam direkt aus einer Kabarettvorführung. Sie trug ein winziges Kostüm, das der Phantasie nur noch wenig Spielraum ließ.
    »Mein armer Liebling«, sagte sie und warf ihre Arme um mich. »Mein armer, armer Liebling. Was für ein furchtbarer Tag mag das für Sie gewesen sein.«
    »Kein schlechtes Ende«, murmelte der Polizeiinspektor.
    »Kümmern Sie sich um Ihre eigenen Sachen«, sagte ich. »Sie sind ja nicht einmal in der Lage, zu verhindern, daß die Autos der Leute unter Ihrer Nase...«
    »Pst!« sagte Olivia und legte einen Finger auf meine Lippen. »Sie brauchen etwas zu trinken.«
    »Horlicks!« sagte ich rasch, als der Inspektor den Mund aufriß.
    Er war noch offen, als Olivia mich bereits aus der Polizeistation zerrte, ein Dutzend Augenpaare folgten uns.
    Olivia fuhr mich zu Maureen Clarke, deren bedauernswerte Mutter aus dem Bett aufstehen mußte, um zu offenen.
    »Tut mir herzlich leid, daß es so lange gedauert hat«, sagte ich. »Ich wurde auf gehalten. Unfall.« Ich untersuchte Maureens Urin und war gar nicht überrascht, als ich eine von der Schwangerschaft herrührende Toxämie feststellte. Ich verordnete ihr Bettruhe und versprach, am nächsten Tag wiederzukommen.
    In der Kirchpark-Anlage war alles mäuschenstill, von St. Saviour hatte es schon lange Mitternacht geschlagen.
    Als Olivia, ihren Arm in den meinen gelegt, mich den Gartenweg entlang begleitete, öffnete

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