Ob das wohl gutgeht...
noch Salz in die Wunden streuen. Sie würde sich furchtbar aufregen, wenn sie die Nadel finden würde. Sie wird es noch früh genug erfahren, wenn ich eine Bluttransfusion brauche...«
»Wer hat denn etwas von einer Bluttransfusion gesagt?«
»Du weißt doch ganz genau, daß du deshalb mein Blut entnommen hast.«
Es war schlimm genug, krank zu sein, aber Arzt zu sein und krank zu sein...
»Stecke bitte die Spritze ein und sage niemandem etwas davon, ehe du das Resultat hast.«
»Ich bringe dich jetzt nach oben ins Bett.«
Es war schmerzlich, Faraday so geschwächt zu sehen.
Ich brachte ihn ins Bett, in das er mit einem Seufzer der Erleichterung sank, und sagte ihm, daß ich Watkins mit Sylvias Reiseschreibmaschine vorbeischicken würde.
»Wird sie auch ganz bestimmt nichts dagegen haben?«
»Nicht, solange sie etwas hat, um drauflos zu hämmern.«
»Ich werde sie in meinem Testament bedenken.«
Solche Bemerkungen waren keineswegs mehr spaßig.
»Weil wir vom Testament sprechen...«, Faraday schrieb etwas auf ein Blatt Papier, »ich möchte dich bitten, dies an dich zu nehmen.«
Es war eine an mich gerichtete Widmung. »Von deinem treuen Freund W. W. Faraday.«
»Für das Vorsatzblatt meines Buches«, sagte er. »Ich nehme an, daß du ein Exemplar kaufen wirst. Die Tantiemen werden an Caroline gehen.«
Ich hielt ihm das Papier hin. »Sei doch nicht lächerlich. Du kannst es später selbst hineinschreiben, wenn es erschienen ist.«
»Behalt es nur«, sagte Faraday, »du weißt doch ganz genau, daß ich dazu nicht mehr in der Lage sein werde.«
16
Ich nahm das Stück Papier und steckte es in meine Brieftasche, wobei ich es vermied, Faraday anzusehen.
»Ich weiß wirklich nicht«, sagte er, »warum der Tod so etwas Schreckliches sein soll. Besonders für jemanden, der so oft mit ihm zu tun hat.«
»Das ist etwas völlig anderes«, sagte ich, »und das weißt du auch sehr genau.«
»Also, laß uns offen sein. Ich habe nur noch wenige Wochen, allerhöchstens Monate vor mir. Ich möchte mit dir darüber sprechen wie über eine normale alltägliche Sache. Wenn du aber anfängst, alles gefühlsmäßig zu nehmen, kann ich es nicht. Du bist doch mein bester Freund.«
»Eben deshalb.«
»Wie bitte?« fragte er.
Ich begegnete seinem bittenden Blick.
»O. K. Ich will es versuchen.«
»Du wirst mehr tun müssen, als es nur versuchen.«
»Aber wir haben so vieles gemeinsam erlebt«, sagte ich. »Erinnerst du dich noch an den Tanzabend, als du die R.M.O.-Schuhe trugst? An den Abend, als Caroline sich in dich verliebte?«
»Na, und damals, als ich mich in Caroline verliebte und glaubte, ich litte an einer unheilbaren Krankheit?«
Ich sah ihn an, und einen Moment herrschte beklommenes Schweigen.
»Und jedesmal war es Liebe«, sagte ich, den Bruchteil einer Sekunde später. »Und damals, als du mich vertreten hast, während Sylvia und ich auf der Hochzeitsreise waren und du mit dem irischen Mädchen angebändelt hast, das wir hatten...«
Schon bald darauf waren wir ganz versunken in den Freuden der Erinnerung und hatten unseren Spaß an gemeinsam erlebten Ereignissen, die zahlreich, lebendig und in der Rückschau noch amüsanter als ehedem an uns vorüberzogen.
»Was gibt es denn so wahnsinnig Komisches?« fragte Caroline, die uns mitten im Lachen unterbrach.
Wir hatten nicht bemerkt, daß es dämmrig geworden war, so vertieft waren wir in die Erinnerung an unsere Studentenzeit gewesen.
»Alles«, sagte Faraday, »das Leben ist ein fortgesetzter Spaß.«
»Voller Heiterkeit«, sagte ich und meinte es auch.
»Danke dir«, sagte Faraday, dem meine Aufrichtigkeit nicht entgangen war.
Caroline sagte: »Ihr scheint nicht bemerkt zu haben, daß es bereits Zeit fürs Abendessen ist. Sylvia hat angerufen, es sind mindestens noch ein halbes Dutzend Hausbesuche zu machen. Sie sind alle eilig, und einige liegen an deinem Heimweg; deshalb habe ich ihr vorgeschlagen, daß du gleich zum Essen hierbleibst. Sie ist bereits bei der Hälfte von Kapitel eins und hatte nichts dagegen.«
»Und was soll mit Watkins werden?«
»Watkins ist in der Küche, hat sich mindestens einen Liter Erdbeerjoghurt einverleibt und setzt gerade Hanks Fahrrad zusammen.«
»Es gibt Koteletten bei uns«, sagte ich schmerzerfüllt.
»Wir haben Schafhirtenpastete«, sagte Caroline.
»Nun, wenn das so ist, dann bleibe ich gern da.«
Sechs Hausbesuche waren reibungslos verlaufen, als ich zu Maureen Clarke kam. Sie hatte
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