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Ob das wohl gutgeht...

Ob das wohl gutgeht...

Titel: Ob das wohl gutgeht... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Tibber
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nickte verständnisvoll.
    »Ich bin Fred.« Von halber Treppenhöhe erklang aus einem monströsen Vollbart eine Stimme.
    Ich seufzte nur.
    »Falsche Nummer, Mann«, sagte mein Freund. Er rief etwas nach oben. »Mädchen mit oder ohne Grips gesucht für sofortige sexuelle Tändelei.«
    Niemand antwortete.
    »Vielleicht finden Sie oben Anschluß, Mann.«
    Ich betrachtete die mit Menschen vollgepackte Treppe. »Und wie soll ich das bewerkstelligen? Etwa fliegen?«
    »Sehr richtig, Mann.«
    Von oben rollte eine Gestalt über die Körper hinweg und blieb unten bewegungslos liegen.
    Niemand kümmerte sich darum.
    »Der ist voll«, sagte jemand.
    Ich konnte sehen, daß ich so nicht weiterkam. Ich drängte mich durch die Menschen, um mir einen Weg in unser ehemaliges Wohnzimmer zu bahnen. Jetzt eignete es sich weder zum Sitzen noch zum Stehen. Die Luft war zum Schneiden dick, die Musik, die ich draußen schon gehört hatte, kam aus einer Ecke, in der ein Mädchen auf einem Kissen in einem Sari saß, auf der Nase eine horngefaßte Brille, das auf der Sitar spielte. Ich blickte mich nach Fred um und wollte bereits weitergehen, als seine Stimme aus der Tiefe sagte:
    »Was fehlt dir, mein Freund? Ödipuskomplex? Homosexualität? Geschlechtsneid? Kastrationsangst?... Es gibt für alles eine Kur. Mein Kollege hier glaubt, daß Fred das alles erfunden hat. Aber hat er schon die Bibel gelesen? Dort wird er von Inzest, Sodomie, Verstümmelung und Mord Berichte finden. Er glaubt, Fred habe den perversen Sex und den Kannibalismus entdeckt, aber was ist mit...?«
    »Fred!« rief ich.
    »...kein Ding ist heilig. Vom Bleistift bis zur Zigarre, vom Zuckerrohr bis zum Totempfahl, vom Washington-Denkmal bis zu Kleopatras Obelisk...« Er erhob sich und sah seine Zuhörerschaft an. »Wer von euch hat Angst, Leute? Vor Spinnen oder Schwimmbecken, vor Menschen oder Trauerweiden? Wer hat nicht den geheimen Wunsch, seinen Kopf zu rasieren, alte Zeitungen zu sammeln, am Fußende des Bettes zu schlafen? Wer von euch ist normal? Aufstehen und abzählen!«
    Ich wollte mich eigentlich zurückhalten, konnte andererseits aber nicht anhören, daß das so weiterging. Als sich das Lachen gelegt hatte, sagte ich:
    »Über Kopernikus, Kolumbus, Darwin, Van Gogh und die Brüder Wright hat man früher auch gelacht, alles Leute mit neuen Ideen...«
    »Neue Ideen, Mann!« sagte Fred. »Hat Ihr Vater Ihnen nie von Hippokrates, Plato oder Aristoteles erzählt? Wissen Sie überhaupt, was mit Ihnen los ist, Mann? Sie wollen Gott spielen. Sie wollen Macht, Mann, Macht. Nun, Macht wird die Menschen nicht weiterbringen, sie tötet nur unschuldige Menschen in der ganzen Welt. Wir sind zivilisiert, Mann. Wir kreuzigen keine Sklaven, Mann,
    und knüpfen sie an der Via Appia entlang auf. Wir erschießen nur kleine Kinder in Vietnam! Sie brauchen keine Macht, Mann. Was Ihnen fehlt, ist...« '
    »Liebe...«, sagte ich seufzend.
    »Sie haben es kapiert, Mann. Er hat’s kapiert.«
    »Nun, im Augenblick wäre mir mehr daran gelegen, die Schlüssel zur Praxis zu bekommen. Wenn das nicht zuviel Mühe macht. Es tut mir leid, wenn ich Sie bei Spiel und Spaß unterbrechen muß...«
    Fred stieg über die Körper hinweg und legte den Arm um mich.
    »Sie sind willkommen, Mann. In diesem Haus ist jeder willkommen...«
    Heftig an mir ziehend, wirbelte er mich hinüber zur Praxis. Ich fragte mich, ob er morgen früh wohl fähig sein würde, wieder zu arbeiten. In dem Raum, der einmal ein nettes, harmloses bürgerliches Eßzimmer gewesen war, in dem wir unsere netten, soliden bürgerlichen Mahlzeiten eingenommen hatten, spielten sich dieselben Szenen ab wie im Wohnzimmer. Mit einer gewissen Ausnahme. Diese allerdings ließ mich in der Tür wie angewurzelt stehenbleiben. Auf dem Fensterbrett, die Beine gekreuzt, in eine Art orangefarbenes Gewand gehüllt und von langhaarigen Bewunderern umgeben, hockte Sylvia.
    »Sylvia!« rief ich.
    »Wer ist Sylvia?« fragte jemand.
    »Sylvia!«
    Sie lächelte mir zu und winkte von der anderen Seite des Zimmers mit zwei Fingern.
    »Sylvia, komm sofort hierher.«
    Das Lächeln gefror. Sie drehte mir demonstrativ den Rücken zu und fuhr in ihrer Unterhaltung fort.
    »Sie ist beschäftigt, Mann«, sagte Fred.
    »Kümmern Sie sich um Ihre Angelegenheiten, und machen Sie die Praxistür auf, sonst stoße ich sie ein. Ich habe mit diesen Verrückten schon mehr als genug Zeit vergeudet.«
    »Harte Worte, Mann!«
    »Sie werden noch härter, wenn Sie sich nicht

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