Ob das wohl gutgeht...
Sylvia, bereits im Morgenrock, die Tür.
Sie sah den Rolls-Royce vor dem Haus stehen und betrachtete Olivias spärliche Bekleidung.
»Wo, wenn ich fragen darf, bist du gewesen?«
Ich sah sie vor mir, bei Freds Party auf dem Fensterbrett sitzend - es schien Lichtjahre her zu sein -, obgleich sie mir doch geschworen hatte, zu Hause zu bleiben und an ihrem Buch zu schreiben.
»Ich finde deine Frage ziemlich unverschämt«, antwortete ich.
17
Es hatte zwar schon manchen Krach bei uns gegeben, doch dieser war der absolute Höhepunkt und hätte sicher die ganze Nacht gedauert, wenn ihm nicht die Knausrigkeit der Erbauer unseres Stadthauses ein Ende gesetzt hätte. Als Olivia sich verabschiedet hatte und ich mit dem Abdruck ihres Lippenstifts auf meiner Wange und dem Duft ihres Parfüms auf meinem Anzug allein war, sahen wir uns von den gegenüberliegenden Ecken der Diele wie Preisboxer an.
Sylvia begann: »Weißt du, wie spät es ist?«
»Natürlich.«
»Nun, vielleicht sagst du mir jetzt, wo du so lange gewesen bist.«
»Aber warum denn?«
»Wieso?«
»Ich will nicht.«
»Warum nicht?«
»Weil ich erst einmal hören möchte, was du, aufgeputzt wie eine Landstreicherin, unter diesen Rauschgifthändlern bei Fred zu suchen hattest, obwohl du zu Hause bleiben und an deinem Buch arbeiten wolltest.«
»Nun, das habe ich auch.«
»Das sagst du jetzt. Du hast nur abgewartet, bis ich aus dem Hause war, und um das zu erreichen, hast du Caroline überredet, mich zum Essen einzuladen...«
»Ich habe sie nicht überredet!«
»...und dann bist du davongelaufen und hast unsere armen hilflosen Kinder sich selbst überlassen...«
»Mrs. Glossop hat ihre Reni geschickt, damit sie auf die Kinder aufpaßt!«
»...unsere armen hilflosen Kinder...«
»Sie hat ja nicht einmal ein richtiges Kleid angehabt!«
»Wer? Mrs. Glossops Reni...?«
»Nein, dieses Weib!«
»Meinst du etwa...«
»Jawohl. Sehr richtig. Du scheinst dich ja mehr und mehr mit ihr...«
»Ich kann dir alles erklären.«
»...und meistens in den frühen Morgenstunden...«
»Zumindest hocke ich nicht irgendwo völlig benebelt herum.«
»Ich war nicht benebelt.«
»Und was in aller Welt hat du nur angehabt!«
Für einen Augenblick schwieg sie.
»Die Kinderzimmervorhänge.«
»Und hast nicht einmal Notiz von mir genommen, als ich dich gerufen habe...«
»Ich bin schließlich kein Hund...«
»Das habe ich auch nicht behauptet.«
»...der kommt und Pfötchen gibt...«
»Du bist meine Frau und wirst tun, was ich sage!«
»Das werde ich nicht. Ich glaube wirklich, du hast noch niemals etwas von der Gleichberechtigung der Frauen gehört.«
»Zumindest, seit die Aussicht besteht, daß du einige Pfennig Taschengeld mit deinem blöden Buch, das noch nicht einmal veröffentlicht ist, verdienen wirst...«
»Das sag nicht noch einmal!«
»...benimmst du dich geradezu unmöglich.«
»Du scheinst völlig vergessen zu haben, daß ich vor unserer Hei ra t als Fotomodell sehr erfolgreich war und zehnmal soviel wie du verdient habe.«
»Ich habe mich sowieso oft gefragt, was du dafür hast tun müssen.«
Als sie mich an den Haaren riß, verteidigte ich mich, so gut ich konnte. »Du verdammter...«
»Sylvia!«
»Was erlaubst du dir!« schrie sie. »Du hast überhaupt kein Recht, so zu reden. Läufst mit dieser aufgedonnerten Dirne herum, obwohl alle Welt weiß, daß sie verheiratet ist oder vielmehr nicht und mit einem alten Kerl...«
Sie biß mich in die Hand, die ich ihr über den Mund gelegt hatte. Ich ließ von ihr ab, während sie mich heftig ans Schienbein stieß.
»Entschuldige dich sofort!« schrie ich und hüpfte auf einem Bein herum.
»Kommt ja gar nicht in Frage. Wenn sich hier jemand entschuldigen muß, dann...«
Ich erfuhr nicht mehr, was dann wäre, weil in diesem Moment lautes, hartnäckiges Klopfen ertönte.
Wir blieben wie angewurzelt stehen und lauschten nach der Herkunft des Klopfens.
»Es muß jemand an der Tür sein«, zischte Sylvia.
Ich öffnete die Tür. Es war niemand da, aber die ganze Kirchpark-Anlage entlang hingen die Köpfe aus allen Fenstern.
»Das muß im Nachbarhaus gewesen sein«, sagte Sylvia, als ich die Tür wieder schloß.
»Hörst du?«
Ich hörte.
Das Klopfen schien aus der Treppenmitte zu kommen.
Ich klopfte an der vermutlichen Geräuschquelle zurück, und über mir sagte die gepflegte Stimme von Diana Pilkington:
»Es tut mir aufrichtig leid, wenn ich Sie störe, aber Sissil muß morgen sehr
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