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Obduktion

Obduktion

Titel: Obduktion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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viel wie jeder andere.«
    »Du wusstest auch nichts von dieser schrecklichen Geschichte mit seinem Kind, oder?«
    »Überhaupt nichts«, antwortete Calvin. »Ich bin noch nicht einmal hellhörig geworden, als sich Laurie dazu entschloss, ihren Schwangerschaftsurlaub zu verlängern. Ich dachte nur, dass ihr die Rolle als Mutter wohl gut gefällt. Ich wusste doch, wie sehr sie sich ein Kind gewünscht hatte.«
    »Jack war schon immer so zurückgezogen. Ich bin nie aus ihm schlau geworden, besonders damals, als er hier angefangen hat. Er war ebenso selbstgerecht wie selbstzerstörerisch, und ich weiß nicht, was schlimmer ist. Als heute Morgen die Anzeige reinkam und ich das Büro des Bürgermeisters an der Strippe hatte, dachte ich schon, er fängt wieder mit seinen alten Gewohnheiten an.«
    »Der Gedanke schoss mir auch durch den Kopf«, gestand Calvin. »Wahrscheinlich habe ich deshalb bei der jetzigen Geschichte erst einmal keine Unschuldsvermutung für ihn gelten lassen wollen.«
    »Sprich noch mal mit der Rechtsabteilung. Sag ihr, dass wir den Fall durchkämpfen wollen, es sei denn, sie rät uns zu einem Vergleich. Und jetzt sieh zu, dass du hier rauskommst, damit ich mit meiner eigentlichen Arbeit anfangen kann.«

Kapitel 12
20:15 Uhr, Dienstag, 2. Dezember 2008 Rom (14:15 Uhr, New York City)
    D ie hundert Millionen Volt des Blitzes entluden sich in einem splitternden Krachen, das durch die feuchte Luft schnitt, als er genau in dem alten, ägyptischen Obelisken einschlug, der in der Mitte des Petersplatzes stand. Eine Sekunde später hörte man das Grollen des Donners, der den kleinen Fiat ins Wanken brachte.
    »Was zum Teufel war das?«, kreischte Sana, obwohl sie eigentlich ganz genau wusste, was es war.
    »Blitz und Donner«, sagte Shawn verächtlich, obwohl er genauso erschrocken war wie seine Frau. Noch nie hatte er einen Blitz aus solcher Nähe gesehen. »Mein Gott, beruhige dich! Du bist ja völlig außer dir.«
    Sana nickte, während sie aus dem Fenster des Leihwagens sah. Viele Fußgänger befanden sich im Dunkeln auf ihrem Nachhauseweg und benutzten ihre Schirme als Schutzschild gegen den peitschenden Regen und den Wind.
    »Ich kann mir nicht helfen. Bist du sicher, dass wir das wirklich tun sollten?«, fragte Sana. »Ich meine, wir schleichen uns in einer verregneten Nacht auf einen alten, römischen Friedhof, um einen Knochenkasten zu stehlen. Klingt eher nach dem Drehbuch für einen Horrorfilm. Was ist, wenn wir erwischt werden?«
    Shawn trommelte nervös mit seinen Fingern auf dem
Lenkrad. Auch er war angespannt, und Sanas Zweifel vergrößerten seine Angst nur.
    »Wir werden nicht erwischt«, sagte er genervt. Er wollte jetzt keine Zweifel hören. Er stand kurz vor der größten Entdeckung seines Lebens, vorausgesetzt Sana würde ihm helfen.
    »Wie kannst du da so sicher sein?«
    »Ich habe monatelang nachts da unten gearbeitet, und außer den Menschen, die ich selbst mitgebracht hatte, habe ich nie jemanden dort gesehen.«
    »Damals bestanden deine Werkzeuge aber aus Papier, Bleistift und einer Kamera. Heute werden wir mit einer Bohrmaschine, Hammer und Meißel arbeiten. Was ist, wenn uns jemand hört, wie du vorhin selbst gesagt hast?«
    »Die Basilika ist hervorragend abgeschottet. Jetzt tu mir das nicht an, Sana. Du hast gesagt, du würdest mitmachen. Der Zeitpunkt stimmt. Wir haben alle Werkzeuge. Wir wissen, wo wir suchen müssen. Und wenn wir die Bohrmaschine benutzen, um das Ossuarium zu suchen, werden wir höchstens zwei Stunden brauchen. Wenn du dir unbedingt über irgendetwas den Kopf zerbrechen musst, überleg dir lieber, wie wir den Kasten von der Nekropole in den Kofferraum des Wagens bekommen.«
    »Du stellst das alles so einfach dar.« Sie starrte hinaus auf den Petersplatz, der auf beiden Seiten von Berninis Säulengängen umschlossen war.
    »Es ist ganz einfach«, sagte Shawn aus vollster Überzeugung, obwohl Sanas Bedenken die seinen noch verstärkten. In Wahrheit wusste er genau, dass es genug Möglichkeiten gab, dass etwas schiefging. Ihm war auch klar, dass sie sehr wohl erwischt werden konnten. Viel wahrscheinlicher war es aber, dass sie das Ossuarium vielleicht gar nicht finden würden. Wenn nicht, würde er den Behörden von Saturninus’ Brief erzählen und den Erfolg
teilen müssen, falls der Kasten dann doch noch gefunden wurde. Natürlich nur, wenn der Papst eine Suche danach überhaupt genehmigen würde, was unwahrscheinlich war, denn der Fund könnte möglicherweise

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