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Oben ohne

Oben ohne

Titel: Oben ohne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Heeg
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Überraschung, damit hätte ich nun wirklich nicht gerechnet. Aber schön: Jetzt habe ich sogar Oma auf meiner Seite.

    Die ersten Wochenenden habe ich in Schönau bisher allein verbracht. Das ist zwar hier kein Muss, vielmehr hat es sich so ergeben, und ein bisschen habe ich mich eben auch selber dazu entschieden. Und: Es war tatsächlich richtig gut für mich. Tino hat da deutlich mehr gelitten. Was vor allem daran lag, dass ich bei den Telefonaten immer viel erzählt habe, was in den Gesprächen vorher Thema gewesen ist – und entsprechend viel weinen musste. Er hat mich also hauptsächlich in emotionaler Auflösung erlebt. Dabei ging es mir natürlich gar nicht den ganzen Tag so an die Nieren. Im Gegenteil, im Grunde wusste ich immer, dass das jetzt alles seine Ordnung hat, dass ich hier loslassen kann und dass das enorm wichtig ist für mich. Nur für ihn muss sich das schon etwas anders dargestellt haben. Dazu ist er allein in der Wohnung zurückgeblieben und machte sich entsprechend Sorgen um mich. Die Situation belastete ihn sehr, aber natürlich wäre es nicht mehr so weitergegangen wie vorher. Das ist ihm auch klar.
    Nach den ersten beiden Wochen war Tino dann noch mit einem Freund einige Tage paddeln. Das hat ihm sehr gutgetan, und nach einer langen anstrengenden Zeit konnte er selbst mal wieder etwas Kraft schöpfen. Das hatte er auch dringend nötig.
    Nun sind fast vier Wochen vergangen, sein erster Besuch in Schönau steht für dieses Wochenende an. Eigentlich freue ich mich auf ihn, aber es sind auch ein paar bange Gefühle dabei. Würden wir uns nach vier Wochen überhaupt auf Anhieb wieder so gut verstehen? Für meine Begriffe habe ich mich schon verändert in dieser Zeit. Wir haben ja vieles am Telefon besprochen. Aber wie wird es sein, wenn wir uns wiedersehen? Zusätzlich gibt es ein paar organisatorische Problemchen. Für ein Gästeklappbett in meinem Zimmer will die Klink ein halbes Vermögen. Dafür könnten wir locker in ein Vier-Sterne-Hotel gehen. Tinos Auftragslage ist ganz gut, aber noch schwimmen wir nicht im Geld. Und über allem steht die große ungeklärte Frage, wer eigentlich die Mastektomie bezahlen soll, wenn es denn dazu kommt. Bisher wissen wir nur, dass die Krankenkasse grundsätzlich keine prophylaktischen Operationen finanziert. Wir diskutieren das vorher per Telefon.
    »Glaubst du, dass im Herbst noch einige Aufträge kommen?«
    »Normalerweise ist um und nach der Buchmesse ein ordentliches Loch, aber ich hoffe, dass im Dezember noch etwas passiert.«
    »Also, das mit dem Zimmer hier ist ziemlich teuer. Die wollen über 90 Euro pro Nacht.«
    »Das sind dann ja 270 Euro für das Wochenende!« Tino will Freitagabend kommen und am Montagfrüh wieder abreisen. Mit Benzin kostet das ganze Wochenende dann sicher 350 Euro.
    »700 Mark!«, sagt Tino. Wir rechnen gelegentlich immer noch um. »Das ist ja ein Haufen Geld!«
    »Du könntest noch in eine billige Pension gehen, da gibt es welche ab 30 Euro die Nacht.«
    »Darauf habe ich aber keinen Bock«, sagt Tino.
    Ja, eigentlich will ich das auch nicht. Das sowieso schon kurze Wochenende gleich mal mit einem getrennten Frühstück beginnen, nein danke.
    »Und wie wäre es mit einer Isomatte in deinem Zimmer?«
    »Ob das erlaubt ist?«
    »Merkt doch keiner.«
    »Hm, wenn du morgens vor dem Blutdruckmessen schon verschwindest … «
    »Wie sieht das da bei euch aus? Komme ich aus dem Laden raus, ohne an der Rezeption vorbeigehen zu müssen?«
    Ich denke kurz nach: »Das geht schon. Über das Treppenhaus kommst du direkt in die Tiefgarage. Und von da kannst du ganz normal durch den Haupteingang wieder hereinspazieren.«
    »Das ist doch super. Machen wir so!«
    Außerdem gibt es sowieso keine festen Besuchszeiten. Und überhaupt: Wer soll da ein Interesse haben, uns Ärger zu machen, selbst wenn jemand etwas mitkriegt? Eben! Frühstücken können wir dann wieder gemeinsam, an der Rezeption kann man Marken für die Gäste kaufen.
    »Wann kommst du genau?«
    »Ich fahre am Freitagmorgen los. Keine Ahnung, wie lange ich brauche, der Routenplaner sagt irgendetwas mit sieben Stunden.«

    Am Freitagnachmittag ist er dann da. Ich stehe in der Eingangshalle, als er zur Türe hereinkommt. Sieht ganz schön müde aus. Es waren insgesamt doch ein bisschen mehr als sieben Stunden Gurkerei. Wir begrüßen uns, aber irgendwie stimmt die Wellenlänge einfach nicht. Ich kann gerade nicht richtig auf ihn zugehen. Wir haben uns am Vorabend am

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