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Oberwasser

Oberwasser

Titel: Oberwasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Maurer
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kühnen Freischärler der Berge. Ein schüchternes Bürscherl wäre hier ganz und gar unglaubhaft. Ein bayrischer Wilderer wildert auch fürs Publikum. Für die erste Reihe und für den Balkon.«
     
    »Haben Sie das sonderbare Schachspiel gesehen, Chef?«, sagte Nicole Schwattke am Rande des lustigen Treibens zu Jennerwein. »Die Partie, die in Dr. Rosenbergers Büro aufgebaut war?«
    »Ja, die habe ich auch gesehen, und ich werde nicht recht schlau daraus. Schwarz hat zwei Bauern weniger als Weiß –«
    »- und nur noch einen Springer.«
    »Warum hat er es aber so deutlich sichtbar hingestellt? So, als ob er es für uns aufgebaut hätte!«
    »Vielleicht codiert er ja geheime Nachrichten damit.«
    »Wie soll denn das gehen?«
    »Jede Figur steht für einen Ermittler, jeder Zug für eine bestimmte polizeiliche Maßnahme. Sb 1 † Tc 3 + bedeutet
Schwattke, töten Sie den Verräter!
 – so etwas in der Art.«
    »Wäre möglich«, sagte Jennerwein nachdenklich. »Aber jetzt an die Arbeit!«
     
    Der Zeiger der Uhr sprang auf acht, und alle setzten sich um den großen Tisch.
    »Erstmal ganz offiziell: Willkommen hier im Kurort«, eröffnete der Chef der Mordkommission  IV die Besprechung. »Zum Kuren blieb ja diesmal nicht viel Zeit. Aber ich denke, dass Sie alle den gestrigen ersten Tag gut genutzt haben –«
    »Und die Nacht –«, sagten mehrere Teammitglieder gleichzeitig, und ihre Augenringe unterstrichen die Worte.
    »Wenn wir in dem Tempo weitermachen«, sagte Stengele, »dann haben wir den Fall bis morgen gelöst.«
    Draußen war herrliches Wetter, wie immer bei Dienstbesprechungen. Die morgendliche Sonne löste die letzten Wölkchen auf und beschien die tautropfende, saftiggrüne Wiese so satt, dass alle hinaussehen und die Kulisse bewundern mussten.
    »Ich darf mal ganz unhöflich sein und mit meinen eigenen Ergebnissen beginnen«, sagte Jennerwein. »Wie Sie wissen, hatte ich gestern hier im Ort ein Gespräch mit dem Einsatzleiter der BKA -Truppe –«
    »Und?«, platzte Maria neugierig heraus. »Welcher der beiden Männer, die wir bei Rosi getestet haben, war es nun? Ich habe mit Stengele deswegen eine Wette laufen. Eine Portion selbstgemachte Maultaschen für mich, eine personenbezogene Typberatung für ihn –«
    Stengele verzog das Gesicht.
    »Das kann ich Ihnen leider nicht sagen«, fuhr Jennerwein ernsthaft fort. »Ich habe den Einsatzleiter nicht von Angesicht zu Angesicht gesehen, ich kenne nicht einmal seinen Namen. Ich muss schon sagen: Es geht wirklich außerordentlich geheimniskrämerisch zu beim BKA . Es war eine luftige Unterhaltung, hoch droben auf der Zugspitze. Und fragen Sie mich nicht, durch wie viele Stationen die mich gelotst haben! Endlich bin ich dem Einsatzleiter gegenübergestanden. Er hatte seine Skimütze heruntergezogen.«
    »Woher wussten Sie, dass es der richtige Mann war?«
    »Wir haben, ganz altmodisch, Parolen ausgetauscht.«
    »Wie kommen wir anderen zu diesen Kennworten?«, fragte Becker. »Oder ist es gar nicht vorgesehen, dass – äh – niedrige Dienstgrade –?«
    »Ich gebe Ihnen den Schlüssel, wenn wir die analytische Phase hinter uns haben und in die operative Arbeit einsteigen. Jetzt aber zu meinen beiden Hauptergebnissen. Zum einen hat mir der BKA -Ermittler gesagt, dass es tatsächlich einen Arzt hier im Kurort gibt, bei dem man Schusswunden behandeln lassen kann, ohne dass er das meldet. Der Doktor, der diese illegale Dienstleistung anbietet, ist einer der verdeckten Ermittler. Ich sage Ihnen das bloß, damit Sie Hinweisen aus der Bevölkerung, die in diese Richtung gehen, keine weitere Beachtung schenken.«
    »Wo ist denn seine Praxis?«, fragte Becker.
    »Er hat sein Behandlungszimmer in einer kleinen, aber teuren Kurklinik eingerichtet. Dort werden Schönheitsoperationen angeboten, Gesichtsveränderungen, Wellnesskuren, Ayurvedafußmassagen – mit einer stinknormalen Blinddarmreizung brauchen Sie sich da nicht blicken zu lassen.«
    »Aber mit einer Kugel im Bauch schon!«
    »Richtig. Diese Kurklinik ist jedenfalls gut gewählt, sie zieht die richtige geldige Klientel an, und genau darum hat das BKA den Beamten dort platziert.«
    »Es handelt sich doch nicht etwa um die Kurklinik Dr. Reuschel?«, fragte Polizeiobermeister Ostler. Jennerwein blickte ihn erstaunt an.
    »Ja, richtig, aber woher wissen Sie das?«
    »Der Name dieser Klinik ist in unterschiedlichen Ermittlungen immer wieder aufgetaucht, ohne dass sich allerdings etwas Konkretes

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