Obi-Wan Kenobi und die Biodroiden

Seiten der Röhre bemalt. Obi-Wan erhaschte kurze Blicke auf Graffiti und dann auf ein Gewirr aus Rohr- und Stahlsystemen, die eindeutig das Ergebnis generationenlanger Arbeit waren.
    Er bemerkte auch, dass die Handwerker offensichtlich alles getan hatten, um eine Ahnung der ursprünglichen Schönheit zu erhalten, und das bewunderte er. Wenn auch die Werke der Sterblichen wunderschön sein konnten – und es oft auch waren –, so gab es in der natürlichen Welt etwas, das Obi-Wan weitaus tiefer anrührte, wie ein Testament der Wahrheit und die Tiefe der Macht, an das bewusste Anstrengungen niemals heranreichten.
    Sie bogen in einen anderen Tunnel ein und wandten sich nach links. Künstliches Licht leuchtete ihnen entgegen. Für einen Augenblick blendete es ihn.
    ChikatLiks Behördengebäude und Wohnanlagen verschmolzen so mit den Vulkanstrukturen, dass schwer zu erkennen war, wo das natürliche Gestein endete und die Bauwerke der Sterblichen begannen. Er sah tausende Hochstraßen und Fußwege, doch wenig Verkehr in der Luft. Viele der kurvigen und offensichtlich aus Stein bestehenden Wege bestanden aus Gleitbändern, einem Transportsystem, das im Laufe der Jahre hier anscheinend organisch gewachsen war, bis die ganze Stadt wirkte wie eine irreale Nahaufnahme des Inneren eines lebenden Körpers.
    Ihr Schiff schlängelte sich durch die Straßen und hielt auf die zentrale Landebucht am Rande ihres Bestimmungsortes zu, einer Art großem Wohnkomplex. Wo der Vulkanstein verdeckt war, zeigten die Wände die raue Struktur grauen oder schwarzen Durabetons; vielleicht handelte es sich aber auch um einen Baustoff, den die Ureinwohner in ihrem Verdauungstrakt herstellten.
    Als das Schiff sanft aufsetzte, zeigte einer der Seitenschirme eine Reihe uniformierter Männer, die in Hab-Acht-Stellung dastanden. Obi-Wan wusste, dass Xutoo den Hauptantrieb bereits abgestellt hatte, also würde ihr Anflug für diese Männer keine Gefahr darstellen.
    Doolb Snoils grüne Stielaugen zitterten vor Aufregung. »Seht Euch die Ehrengarde an!«
    »Ja«, antwortete Obi-Wan. »Es kommen wohl nur selten Repräsentanten von Coruscant hier heraus in den Rand. Ich fürchte, es geht um mehr als nur um Geschäfte.«
    »Aha«, sagte Snoil. »Ich würde davon ausgehen, dass einige Aspekte aus der Politik des X’Ting-Stocks überlebt haben. Erwartet demnach komplexe und verwirrende soziale Interaktion, Meister Jedi.«
    Obi-Wan lachte. Das stimmte: Jetzt war er nicht mehr der Hüter des Friedens. Heute war er ein Botschafter, ein Gesandter der zentralen Regierung. Ob es ihm gefiel oder nicht, er musste diese Rolle akzeptieren.
    Die Wachen gehörten zu den fast menschlichen Kiffar, die sofort Haltung annahmen, als die Tür aufging und die Rampe herunterfuhr. »Meister Kenobi, es ist mir ein Vergnügen, Euch in ChikatLik zu begrüßen«, sagte die vorderste Wache. »Ich habe gerade die Nachricht erhalten, dass die Regentin in einer Besprechung ist. Eine Angelegenheit des Stocks. Sie kehrt heute Nacht zurück und wird sich morgen mit Euch treffen.«
    Obi-Wan nickte weise, und Snoils Stielaugen wippten vor Freude.
    Eine Kapelle verschiedener Droidenmusiker brachte ein Durcheinander von Piepen und Tuten zustande, das zweifellos die cestianische Planetenhymne darstellen sollte. Die Kapelle daneben spielte eine erträgliche Version der Hymne der Republik »Alle Sterne brennen vereint«. Früher einmal hatte dieses Lied Obi-Wans Herz höher schlagen lassen, doch in den vergangenen Monaten sträubten sich ihm die Haare, wann immer er es hörte.
    Nachdem die Darbietung beendet war, salutierte die Kiffar-Wache erneut. »Danke«, sagte Obi-Wan, und Snoils Stielaugen wippten nicht länger im Takt der Musik. Wirklich anrührend war es gewesen.
    »Willkommen auf Cestus, General Kenobi, Rechtsanwalt Snoil.«
    Obi-Wan nickte. »Danke, Sergeant. Ich hoffe, wir werden die geschäftlichen Angelegenheiten rasch erledigen, damit ich die Gelegenheit bekomme, die Schönheit Ihrer Welt zu genießen, ehe ich wieder abreise.«
    Die Worte gingen Obi-Wan so glatt über die Lippen, dass er im Stillen lachen musste. Sicherlich hätte er einen passablen Politiker abgegeben. Friedensstifter und Unterhändler mussten eine gemeinsame Ebene finden, und wenn er diesen Pfad gewählt hätte…
    Mit diesem Gedanken im Kopf und einem halben Lächeln auf den Lippen ließ sich Obi-Wan mit Snoil zu einem Schienenzug führen, der oberhalb der frei schwebenden Transportbahnen fuhr.
    »Auf der