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Oblomow

Oblomow

Titel: Oblomow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iwan Gontscharow
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nicht zurückgekehrt und leben, wie man sagt, in Tscholki, und mein Gevatter aus Werchljewo ist auch nach Tscholki gefahren, der Verwalter hat ihn hingeschickt; man soll einen ausländischen Pflug hingebracht haben, und der Verwalter hat den Gevatter nach Tscholki geschickt, damit er diesen Pflug anschaue. Ich habe dem Gevatter von den flüchtigen Bauern erzählt; ich habe mich dem Kreisrichter zu Füßen geworfen, er hat gesagt: ›Reiche ein Papier ein, dann werden wir die Bauern nach ihrem früheren Wohnort zurückschicken‹, sonst hat er nichts gesagt, und ich bin ihm zu Füßen gefallen und hab' ihn flehentlich gebeten; und er hat mich laut angeschrien: ›Geh, geh! Man hat dir gesagt, daß es gemacht wird – reiche ein Papier ein!‹ Ich habe aber kein Papier eingereicht. Man kann hier niemand zur Arbeit aufnehmen; alle sind an die Wolga gegangen, sie arbeiten dort auf den Barken. Das Volk ist jetzt hier so dumm geworden, unser Ernährer Väterchen Ilja Iljitsch! Unser Leinen kommt dies Jahr nicht auf den Markt: ich hab' die Bleichkammer und die Trockenkammer zugeschlossen und habe den Sitschug angestellt, bei Tag und bei Nacht aufzupassen; er ist ein nüchterner Bauer, ich bin aber bei Tag und Nacht hinter ihm her, damit er nichts von der Herrschaft einsteckt. Die anderen trinken viel und zahlen gar nichts. Die Abgaben sind im großen Rückstand: wir werden Dir, Du unser Väterchen und Wohltäter, in diesem Jahr um zwei Tausend weniger schicken als im vergangenen Jahr, wenn uns die Dürre nicht ganz zugrunde richtet, sonst schicken wir es Dir, was wir Deinem Wohlgeboren hiermit mitteilen.«
    Dann folgten Versicherungen der Ergebenheit und die Unterschrift: »Dein Dorfschulze, Dein ergebener Sklave Prokofij Witjaguschkin hat eigenhändig unterschrieben.« Da der Betreffende des Schreibens nicht kundig war, hatte er ein Kreuz hingemalt. »Nach dem Diktat des obigen Dorfschulzen von seinem Schwager Djomka, dem Krummen, geschrieben.«
    Oblomow sah sich den Schluß des Briefes an. »Es ist weder der Monat noch das Jahr angegeben«, sagte er, »der Brief liegt gewiß seit vorigem Jahr beim Dorfschulzen; es steht von Johanni und der Dürre drin! Es ist ihm erst jetzt eingefallen, ihn fortzuschicken«; er vertiefte sich in seine Gedanken.
    »Nun?« fragte er dann, »was sagen Sie dazu? Er bietet mir ›um zwei Tausend weniger‹ an! Wieviel bleibt denn da? Wieviel habe ich voriges Jahr bekommen?« fragte er, Alexejew anblickend. »Habe ich's Ihnen damals nicht gesagt? ...«
    Alexejew wandte seine Augen der Zimmerdecke zu und dachte nach.
    »Ich muß Stolz fragen, wenn er kommt«, fuhr Oblomow fort, »ich glaube, sieben oder acht Tausend ... es ist schlimm, wenn das nicht geschrieben wird! Er teilt mir jetzt also nur sechs zu! Ich werde ja verhungern! Wie soll ich damit auskommen?«
    »Warum regen Sie sich so auf, Ilja Iljitsch?« sagte Alexejew, »man darf niemals verzweifeln; wenn etwas gemahlen ist, wird Mehl daraus.«
    »Hören Sie denn nicht, was er schreibt? Anstatt mir Geld zu schicken, mich irgendwie schadlos zu halten, bereitet er mir, wie um sich über mich lustig zu machen, lauter Unannehmlichkeiten! Und so ist es jedes Jahr! Ich bin jetzt ganz außer mir! ›Um zwei Tausend weniger‹!«
    »Ja, das ist ein großer Schaden«, sagte Alexejew, »zwei Tausend, das ist kein Spaß mehr! Alexei Loginitsch soll in diesem Jahr auch nur zwölftausend statt siebzehn bekommen haben.«
    »Also doch zwölf und nicht sechs«, unterbrach ihn Oblomow. »Der Dorfschulze hat mich ganz verstimmt! Und wenn es auch tatsächlich so ist, daß Mißernte und Dürre herrschen, warum muß er mich da im vorhinein kränken?«
    »Ja ... wirklich«, begann Alexejew, »das sollte er nicht tun; aber wie kann man denn von einem Bauern Feinfühligkeit erwarten? Dieses Volk versteht gar nichts.«
    »Was würden Sie an meiner Stelle tun?« fragte Oblomow und blickte Alexejew mit der schwachen Hoffnung an, dieser würde sich zu seiner Beruhigung etwas ausdenken.
    »Man muß die Sache überlegen, Ilja Iljitsch, das kann man nicht auf einmal abtun«, sagte Alexejew.
    »Soll ich vielleicht dem Gouverneur schreiben?« sagte Ilja Iljitsch nachdenklich.
    »Wer ist denn dort Gouverneur?«
    Ilja Iljitsch antwortete nicht und sann nach. Alexejew schwieg und vertiefte sich auch in seine Gedanken.
    Oblomow zerknitterte den Brief, stützte seinen Kopf auf die Hände, stemmte seine Ellbogen gegen die Knie und saß einige Zeit so da, vom Ansturm

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