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Oblomow

Oblomow

Titel: Oblomow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iwan Gontscharow
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unklarer Widerschein. Sogar Sachar, der in offenherzigen Gesprächen in den Versammlungen beim Haustor oder im Krämerladen eine scharfe Charakteristik aller Gäste, die seinen Herrn besuchten, entwarf, wurde immer verlegen, wenn dieser ... sagen wir Alexejew an die Reihe kam. Er dachte lange nach, suchte lange irgendeinen scharfen Zug, an dem man sich festhalten könnte, im Äußern, in den Manieren oder im Charakter dieses Menschen zu entdecken, zuckte endlich die Achseln und drückte sich so aus: »Und dieser ist weder Fisch noch Fleisch noch Gemüse!«
    »Ah!« empfing ihn Oblomow, »das sind Sie, Alexejew? Guten Tag. Woher? Kommen Sie nicht in meine Nähe; ich gebe Ihnen nicht die Hand. Sie bringen Kälte herein!«
    »Aber es ist ja gar nicht kalt! Ich hatte nicht die Absicht, heute zu Ihnen zu kommen«, sagte Alexejew, »ich bin aber Owtschinin begegnet, und er hat mich mitgenommen. Ich komme, um Sie abzuholen, Ilja Iljitsch.«
    »Wohin denn?«
    »Kommen Sie zu Owtschinin mit. Dort sind Matwjej Andreitsch Oljanow, Kasimir Albertitsch Pchailo und Wassili Sewastjanitsch Kolimjagin.«
    »Wozu haben sie sich dort versammelt, und wozu brauchen sie mich?«
    »Owtschinin ladet Sie zum Mittagessen ein.«
    »Hm! zum Mittagessen ...« wiederholte Oblomow eintönig.
    »Und dann fahren alle nach Jekaterinhof; er wird Ihnen sagen lassen, Sie möchten einen Wagen neh men.«
    »Und was wird man dort tun?«
    »Was! Heut ist doch Korso dort. Wissen Sie nicht? Heute ist der erste Mai!«
    »Setzen Sie sich; wir werden uns die Sache überlegen ...« sagte Oblomow.
    »Stehen Sie doch auf! Es ist Zeit, sich anzukleiden.«
    »Warten Sie ein wenig, es ist ja noch früh.«
    »Es ist gar nicht mehr früh! Er hat gebeten, Sie möchten um zwölf Uhr kommen; wir werden etwas früher essen, damit wir um zwei Uhr schon fertig sind, und fahren dann zum Korso. Gehen wir also gleich! Soll ich Ihnen die Kleider geben lassen?«
    »Wieso die Kleider? Ich habe mich noch nicht gewaschen.«
    »Waschen Sie sich also.«
    Alexejew begann im Zimmer auf und ab zu gehen, blieb dann vor einem Bilde stehen, das er tausendmal früher gesehen hatte, blickte flüchtig zum Fenster hinaus, nahm irgendeinen Gegenstand von der Etagere herunter, drehte ihn in den Händen herum, betrachtete ihn von allen Seiten, legte ihn dann hin und begann wieder pfeifend auf und ab zu gehen, um Oblomow beim Aufstehen und Waschen nicht zu stören. So vergingen zehn Minuten.
    »Was ist denn mit Ihnen«, fragte plötzlich Alexejew Ilja Iljitsch.
    »Was denn?«
    »Sie liegen ja noch immer!«
    »Muß ich denn aufstehen?«
    »Aber gewiß! Man erwartet uns. Sie wollten ja mitkommen.«
    »Wohin denn? Ich wollte nirgends mitkommen ...«
    »Wir haben doch eben davon gesprochen, daß wir zu Owtschinin zum Essen, und dann nach Jekaterinhof fahren ...«
    »Ich soll in dieser Nässe fahren! Und was gibt es dort Besonderes? Es sieht nach Regen aus, es wird trüb«, sagte Oblomow träge.
    »Es ist kein Wölkchen am Himmel, und Sie denken sich einen Regen aus! Es ist deshalb trübe, weil die Fenster bei Ihnen schon sehr lange nicht mehr geputzt worden sind. Wieviel Schmutz darauf ist! Man sieht nichts, und außerdem ist die eine Jalousie fast ganz geschlossen.«
    »Ja, erwähnen Sie das nur einmal in Sachars Anwesenheit, da wird er Ihnen gleich Abwaschfrauen vorschlagen und mich für den ganzen Tag aus dem Hause jagen!«
    Oblomow sann nach, während Alexejew mit den Fingern auf dem Tisch trommelte, an dem er saß, und die Augen zerstreut über die Wände und die Zimmerdecke irren ließ.
    »Also wie wird es sein? Was tun wir? Ziehen Sie sich an oder bleiben Sie so?« fragte er nach ein paar Minuten.
    »Wohin?«
    »Nach Jekaterinhof!«
    »Was finden Sie denn an diesem Jekaterinhof!« antwortete Oblomow ärgerlich. »Können Sie denn hier nicht sitzenbleiben? Ist es denn kalt im Zimmer oder ist hier schlechte Luft, daß Sie hinaus wollen?«
    »Nein, ich fühle mich bei Ihnen immer wohl; ich bin hier zufrieden«, sagte Alexejew.
    »Also, wenn es hier schön ist, wozu dann anderswohin wollen? Bleiben Sie lieber den ganzen Tag bei mir, essen Sie hier zu Mittag, und gehen Sie dann abends, wenn es sein muß ... Übrigens, ich habe ganz vergessen: ich kann ja gar nicht mitfahren! Tarantjew kommt zum Essen; es ist ja heute Samstag.«
    »Wenn es so ist ... gut ... wie Sie wollen ...« sagte Alexejew.
    »Habe ich Ihnen noch nichts von meinen Angelegenheiten erzählt?« fragte Oblomow lebhaft.
    »Von welchen

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