Obsession (German Edition)
ungern dabei haben.
Da kommt mir die SMS von Shahin, dass er wieder zu Hause ist, recht.
»Schatz, ich setze Fabrice kurz unten ab und fahre dann auch noch mal in die Stadt«, avisiere ich unsere Rückkehr. Kurz darauf stehen wir vor dem »Addiction«, ich lasse den Taxifahrer extra warten, bis Fabrice im Haus ist, und dann fahre ich weiter.
35
Shahin
Wie abgesprochen, setzt Brix Fabrice an der Haustür ab. Zum Glück habe ich meinen Friseurtermin und die Einkäufe bereits erledigt. War ja auch keine große Sache, und in meinem Lieblings-Klamottenladen weiß ich sowieso, was ich brauche, und die Jungs wissen, worauf ich abfahre, und so kostet das nicht wirklich Zeit. Die Frisur war da wesentlich stressiger. Es fiel mir nämlich absolut nicht leicht, meine herrlichen langen Haare abschneiden und in eine ausgesprochen modische Kurzhaarfrisur verwandeln zu lassen. Aber andererseits möchte ich gerne unerkannt bleiben, wenn ich mich in die Halbweltkreise der Frankfurter Szene begebe. Dennoch ist die neue Frisur gewöhnungsbedürftig – zumindest für mich –, aber ich denke, Brix wird sie gefallen. Und sie hat unbestreitbare Vorteile: Man(n) kann mich jetzt nicht mehr so leicht an den Haaren über einen Parkplatz zerren ... Nicht, dass ich noch sauer wäre oder so, die Geschichte ist aus der Welt. Und ich habe mir eh vorgenommen, dass Brix nicht so einfach davonkommt. Auch, wenn ich ihm verziehen habe, aber er soll ja auch was daraus lernen.
Als ich Fabrice die Tür öffne, wirft er mir einen seltsamen Blick zu. »Hi, Shahin.« – »Hey ...«, begrüße ich ihn. Irgendetwas stimmt nicht, stelle ich fest. Jedenfalls ist Fabrice merkwürdig still. Was ist passiert? So, wie er aussieht, scheint er zu grübeln, und ich befürchte, dass Brix mit seiner Unvorsichtigkeit bei Carola etwas ausgeplaudert hat oder Fabrice vielleicht einfach etwas mehr mitbekommen hat als gut ist. Er ist schließlich nicht dumm. Andererseits habe ich eigentlich keine Lust, irgendetwas zu erklären. Mit den Gedanken bin ich jetzt sowieso bei unserem aktuellen Problem, und so kommt mir Fabrice’ Schweigen sehr entgegen.
Ich setze mir erst einmal Wasser für einen Tee auf. Den brauche ich jetzt zur Entspannung, denn Shopping macht zwar Spaß, aber heute konnte ich es eigentlich nicht wirklich genießen.
Fabrice steht im Türrahmen, seine hübsche Stirn in Falten gelegt. Er wirkt verunsichert, aber da das sein Normalzustand zu sein scheint, reagiere ich nicht sofort.
»Sag mal, Shahin ...«, beginnt er schließlich zögerlich. »Hm?« – »Vielleicht bilde ich mir ja was ein, aber ... ich habe nicht den Eindruck, als wen Brix und du ... ich meine – ihr seid keine normalen Angestellten im »Addiction«, oder?«
Mist! Ich seufze leise. Der Bursche ist wirklich clever. Und nun?
»Wie kommst du darauf?«, frage ich dennoch, um Zeit zu gewinnen, und gieße meinen Tee auf.
»Es gibt viele Dinge, die dagegen sprechen ... zum Beispiel eure Wohnung hier. Und eure Kündigungszählerei!«
Jetzt muss ich grinsen. Unser kleiner Wettbewerb ...
»Und irgendwie werdet ihr nicht behandelt wie die anderen Angestellten ... Nur Dirk, der wusste wohl nichts davon ...« Jetzt grinst auch Fabrice schüchtern.
»Aha«, meine ich relativ trocken. »Du meinst also, wir würden anders behandelt. Bevorzugt, oder was?«
Das Grinsen verschwindet abrupt aus Fabrice’ Gesicht. »Ähm, nein, also ... ich wollte da jetzt nichts unterstellen!«
Ich hebe beruhigend die Hände. Manchmal ist er so leicht zu verschrecken wie ein Häschen. »Ruhig bleiben, Fabrice. Du hast ja recht, Brix und ich sind wirklich keine normalen Angestellten.« – »Sondern?«, hakt er nach. Mhm, was erzähle ich ihm denn jetzt? Irgendeine Story, oder sollte ich ihm die Wahrheit sagen? Bedächtig hole ich mir eine Tasse aus dem Schrank. »Möchtest du auch Tee?«, frage ich Fabrice.
»J... ja.« Er ist irritiert, als er die Tassen entgegen nimmt und ins Wohnzimmer trägt. Habe ich eine Chance, dass er die Sache dabei belässt? – Nope, sobald wir auf dem Sofa sitzen, fragt er: »Und – was seid ihr nun?«
»Brix und ich? Wir sind in erster Linie zusammen ...« Fabrice reagiert sichtlich verärgert. »Sehr witzig!« – »... Und wir stehen beide auf Männer ...«, füge ich noch hinzu und unterdrücke ein Grinsen. »Ansonsten haben wir nicht viele Gemeinsamkeiten. Brix war früher in der Musikbranche, ich bin Physiker ... Ach, da fällt mir noch etwas ein: Brix hat auch
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