Obsession (German Edition)
nicke, aber mir ist auch klar, dass das zu einer Zeit war, als Shahin noch nicht wusste, dass die »Kinder der Isis« damit zu tun haben. Er wird doch nicht ... Wird er?
»Aber mal abgesehen davon hat die AIDS-Hilfe uns ein Fax geschickt, in dem es um eine Benefizveranstaltung geht, für die sie eine Location brauchen. Shahin hatte denen schon zugesagt und wollte die Veranstaltung moderieren. Der Termin verschiebt sich allerdings um ein Wochenende auf den Samstag in zwei Wochen.«
Ich zucke mit den Schultern. »Das ist Shahins Sache. Wenn er da zugesagt hat, dann wird das schon seine Richtigkeit haben.«
Okay, und im Geist vermerken, Shahin zu fragen, um was für eine Veranstaltung es sich handelt. Hey, wir haben eine ganz klare Arbeitsteilung, was das »Addiction« betrifft: Shahin macht Events und Personal, ich mache Technik, Einkauf und Revision. Die Kneipe ist mein Ding, Shahin betreut die Sauna. Intern, versteht sich. Carola macht die komplette Administration, und Markus setzt alles vor Ort um.
Carola geht zu einem Hängeschrank und entnimmt dem eine Personalakte. »Nun zu Ihnen, Fabrice.« Von einem Moment auf den anderen wird Carola wieder zu der knallharten Geschäftsfrau, die wir alle – mal Shahin, Markus und ich ausgenommen – kennen. Fabrice zuckt zusammen und legt einen ängstlichen Blick auf. »Ich habe hier zwei schriftliche Beschwerden von Schichtleitern über Sie. Wie stellen Sie sich Ihre weitere Zukunft in unserem Unternehmen vor?«
Fabrice schluckt und wirft mir einen Hilfe suchenden Blick zu. Ich zwinkere ihm zu und bin froh, dass Shahin nicht hier ist – sonst würde Fabrice sich vermutlich unter dessen Fittiche begeben und vor morgen nicht mehr hervorkriechen, bildlich gesehen, versteht sich.
»Ich ... ich würde schon gerne weiter hier arbeiten«, sagt Fabrice mit ruhiger Stimme, vermutlich aufs Schlimmste gefasst.
»Dann sollten Sie sich zusammenreißen, würde ich Ihnen empfehlen.« Carolas Stimme ist kalt und ziemlich trocken. »Hier ist Ihre Lohnabrechnung für den letzten Monat. Das Geld haben wir Ihnen wie gewohnt überwiesen.«
Man sieht beinahe den Stein, der Fabrice gerade vom Herzen fällt. Das Rumpeln ist kaum zu überhören.
»Shahin hat übrigens gekündigt«, fährt Carola fort. »Das zählt doppelt«, grinst sie. »Damit steht ihr dieses Jahr acht zu acht, weswegen ihr zu deinem Geburtstag wohl Gleichstand habt – wenn du nicht noch eine Kündigung provozierst, Brix.«
Fabrice fällt fast das Kinn auf die Tischplatte. »Ähm«, lässt er sich vernehmen, schweigt dann aber weiter.
»Den Rest soll Shahin machen«, beschließe ich. »Allerdings nicht heute, denn er dürfte inzwischen schon unterwegs sein.« Ein Blick auf meine Uhr bestätigt dies. Wenn er wirklich shoppen will, dann wird es jetzt echt Zeit, bedenkt man, dass Shahin immer genauso lange einkauft, wie er im Bad ist.
»Gut«, grinst Carola. »Dann wünsch ich dir ein schönes Wochenende – während dein Mann seinen Monatsverdienst in Läden lässt.«
Ich muss grinsen, denn sie hat recht. Beim Shoppen hat Shahin sich kein Stück verändert. Er kauft immer noch nur die teuersten und edelsten Klamotten – in denen er immer super-sexy aussieht.
Und ich kauf mir jetzt was zum Rauchen. Also schnappe ich mir Fabrice, verabschiede mich von Carola und düse in einen dieser Grow-Shops, die zurzeit in Frankfurt wie Pilze aus dem Boden schießen. Ganz bei uns in der Nähe gibt es so einen Laden, in dem man sich die Samen für den Eigenanbau von ... uhm... Drachenbäumchen kaufen kann. Wenn man die Leute kennt, gibt es allerdings auch das Endprodukt zu kaufen ... inoffiziell, versteht sich. Und genau das habe ich vor, denn ich möchte meinen persönlichen Vorrat wieder auffüllen. Und wie ich feststellen muss, weiß auch Fabrice sehr genau, um was es geht, und auch er kauft dort ein – eine Sorte, die ich nicht nehme, weil sie mir zu heftig ist. Ich mag eher dieses sanfte Einlullen, bei dem der Effekt sachte an- und wieder absteigt. Fabrice dagegen kauft sich die heftige Variante: das Zeug, bei dem die Wirkung schlagartig einsetzt und für einen heftigen Flash sorgt. Na gut, seine Sache. Ich muss das Zeug nicht rauchen.
Anschließend fahren wir wieder zum »Addiction«, als mir einfällt, dass ich auch noch ein paar Dinge besorgen sollte, den Frosch – allerdings definitiv ohne Maske – habe ich ja bereits bestellt, aber fürs Wochenende brauche ich sicher noch ein paar Sachen, und da möchte ich Fabrice
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