Obsession (German Edition)
erwidere.
»Uhm ... ja, Brix?« Natürlich, er ist vollkommen durcheinander, auch wenn er lieber cool klingen möchte. Wie war das? Erst verwirren, dann wiederaufbauen und formen? Verdammt, ich beherrsche selbst die elementarsten Grundregeln des Managements nicht mehr, seit ... Shahin. Dem Mann, der mein Leben verändert hat. Shahin, arabisch »Falke«, der schönste Mann, den ich kenne, der erste, den ich lieben durfte und der mein Leben mit mir teilt. Ich finde es absolut nicht mehr schlimm, dass ich nicht mehr »ich« bin, dass ich alles vergessen habe, was vorher »Brix« ausgemacht hat ... und seinen Erfolg. Nein, es macht mir nichts aus, nicht wirklich ...
Fabrice’ Husten reißt mich aus meinen Gedanken. Klar, der Kleine hat voller Anspannung neben mir abgewartet und sich schließlich verschluckt oder so. Gute Sache, zumindest für meinen Plan.
»Was ich sagen wollte«, beginne ich total verschwommen, in dem Wissen, dass ich nun wieder die volle Aufmerksamkeit von Fabrice habe. »Es gibt eine ganze Menge Dinge, die mir nicht gefallen im Moment.«
Fabrice schluckt, wird rot. »Ich ...«, stammelt er, » ... uhm... ja, also, Brix, ich ...«
Ich mustere ihn demonstrativ von oben nach unten. »Um mal eins klarzustellen, Fabrice.« Ich fange seinen Blick ein und halte ihn, bis er die Augen niederschlägt.
»Es nervt mich furchtbar, wie du mit mir umgehst. Entweder, du siehst mich als Freund an, dann behandele mich auch so, oder du tust es nicht, und dann mach weiter wie bisher.«
Fabrice’ Gesichtsfarbe wechselt von Knallrot in Gräulich-weiß.
»Weil du nämlich so tust, als müsstest du Angst vor mir haben oder mir aus dem Weg gehst, auch wenn du es immer mit deiner Pseudo-Coolness überspielst. Und da Freunde sich untereinander helfen und sich nicht wehtun, ist dein Verhalten wohl deutlich daneben, findest du nicht auch?« Ich schaue ihn abwartend an.
»Brix, ich ...«, stammelt er.
»Ja?« Ich weiß nicht, ob ich seinem Gestammel noch länger zuhören möchte. »Okay, dann Klartext.« Das hab ich von Shahin gelernt, schießt mir durch den Kopf. »Ich hab das Gespräch, das du neulich morgens mit Shahin hattest, durch Zufall mitgehört. Ich finde es schmeichelhaft, was du für mich empfindest. Und ich habe nichts dagegen, dass du hier bist, im Gegenteil. Aber ich liebe Shahin, ich würde mein Leben für diesen Menschen geben. Für den Menschen, wohlgemerkt. Und da kann, da wird niemand etwas gegen tun können. Aber es gibt auch andere Männer. Leute, oder Typen wie mich, die dir nicht wehtun. Die dich lieben und verehren würden, genauso, wie ich Shahin liebe und verehre. Wir – das heißt wir beide – helfen dir gerne, Dinge zu lernen und mit ihnen umzugehen. Aber wir tun das, weil wir deine Freunde sind und nicht, weil wir dich benutzen wollen. Okay?«
Fabrice schluckt, blinzelt, schweigt. Nach einer Weile nickt er. »Okay«, flüstert er mit dünner Stimme.
»Denk drüber nach«, lächele ich ihm zu, bevor ich übergangslos das Thema wechsele und ihm vorschlage, mal mit ihm ins Büro zu gehen und zu versuchen, Markus von der Notwendigkeit eines Betriebsausflugs zu überzeugen. Fabrice schaut mich ungläubig an.
»Na ja«, grinse ich ihm zu, »Markus kann ruhig mal mit unseren obersten Chefs sprechen und durchsetzen, dass die ganze Mannschaft an einem Tag in irgendein Gayresort nach Holland fährt und sich die Anlage anschaut, sozusagen um zu sehen, wie viel besser da alles ist und die Ideen hier umzusetzen. Außerdem brauch ich dringend neues Gras. Also, kommst du nun mit runter?«
34
Brix
»Hey, Brix.« Markus scheint bester Laune zu sein. Klar, es ist Freitag, also sein letzter Arbeitstag vor dem Wochenende, und niemand kann behaupten, dass es keine außerordentlich anstrengende Woche gewesen wäre. »Alles okay bei euch? Urlaub beendet?«, fragt er hoffnungsvoll und spielt darauf an, dass Shahin mich, sich und Fabrice bis auf Weiteres beurlauben hat lassen. Ich schüttele den Kopf, schließe die Bürotür hinter mir und mustere Fabrice prüfend.
»Nein. Shahin vermutet, dass Fabrice immer noch unverändert in Gefahr ist – und ich glaube das inzwischen auch. Ich bin eigentlich gekommen, um dich zu fragen, ob du nicht unsere obersten Chefs mal mit der Idee eines Betriebsausflugs nach Amsterdam beeindrucken könntest. Du könntest ja«, ich grinse anzüglich, »... einen Studiengrund vorschieben, zum Beispiel die Besichtigung eines holländischen Gayresorts zum Zwecke der
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