Obsession (German Edition)
ihre Vermutung wohl erledigt. Was den Ferdinand betrifft, haben wir den spanischen Kollegen den Hinweis zugespielt, welche vier Herren – dank Ihnen, Herr El Houssaine, hatten wir die ja unter Beobachtung – den Ferdinand als Letztes gesehen haben. Und sobald wir von dort eine Antwort erhalten, werden wir Clemens Körber, Ralf Berg, Horst Sempel und Walter Kissinger sofort festnehmen lassen und nach Spanien ausliefern. Nur, die Sektentheorie dürfte sich in Bezug auf die vier Herren leider zerschlagen haben.«
Wir konferieren noch fast zwei Stunden über die Entwicklung der ganzen Aktion, bis Karl-Heinz Kaschulke mir zusichert, bis nächsten Freitag das Betriebsverbot und die vorläufige Schließung des »Addiction« aufheben zu lassen.
»Früher geht es nicht, denn wir müssen noch einen Grund konstruieren, wie die Leiche ins »Addiction« geraten sein könnte, denn Sie haben ja wirklich nichts mit Drogen am Hut.« Blittersberg lächelt fein. »Sie sehen, Herr El Houssaine, wir sorgen für unsere Leute. Überlegen Sie sich, ob Sie nicht vielleicht dauerhafter mit uns zusammenarbeiten wollen ...«
Ich sage höflich zu, mir das zu überlegen, kenne aber meine Antwort längst. Wir tauschen noch ein paar Floskeln aus, und dann verlassen Sven und ich die Höhle des Löwen ... uhm ... das Landeskriminalamt. Wir fahren nach Frankfurt ins »Addiction«, und ich bin mir sicher, Sven hat den Stein gehört, der mir vom Herzen gefallen ist.
»Du hast wirklich gute Kontakte«, gibt er anerkennend zu und klopft mir auf die Schulter.
»Na ja, aber dafür werde ich ganz schön arbeiten müssen, vermute ich.«
Sven grinst. »Ach komm, Kollege, soo schlimm wird’s nicht werden. Schließlich kämpfen wir an der gleichen Front – und wenn das LKA die Mörder genauso entsorgen möchte wie du, schlägst du doch zwei Fliegen mit einer Klappe, oder?«
Ich werde nervös, als mir der Gedanke an Svens Ausdauer durch den Kopf schießt. Warum, zum Henker, denke ich ausgerechnet jetzt an Sex? Und dann auch noch an Sven anstatt an Brix?
Gut, ich habe Brix’ Gedanken genau gesehen, und ich hätte nichts dagegen – aber man muss das doch nicht forcieren ... mir reicht Brix voll und ganz. Und genau den werde ich mir jetzt vorknöpfen, beschließe ich.
58
Shahin
Die nächste Zeit vergeht wie im Flug. Bereits zwei Tage später erhalten wir von der Staatsanwaltschaft den Bescheid, dass man uns zum nächsten Samstag die Wiedereröffnung des »Addiction« genehmigen würde, denn unsere Schuld am Tod des Jungen in der Toilette sei nicht nachzuweisen. Und so geschieht es auch, fünf Tage später machen wir ganz normal auf, als sei nichts gewesen – und da wir sowieso Dienstag und Mittwoch geschlossen haben, hält sich auch der Verlust in Grenzen. Um unser Donnerstagspublikum ein bisschen gnädiger zu stimmen, haben wir beschlossen, den kommenden Donnerstag eintrittsfrei zu gestalten. Ansonsten geht alles seinen Gang, mal die Tatsache ausgenommen, dass wir jetzt wirklich öfter einkaufen müssen, was mich dazu zwingt, unsere Verpflegung besser zu planen.
Schließlich ist René jetzt öfter bei uns, eigentlich fast immer, wenn er nicht in der Buchhandlung ist, in der er arbeitet. Den Zahn, sich krankschreiben zu lassen, um öfter mit Fabrice zusammen sein zu können, habe ich ihm jedenfalls schnell gezogen. Und da ich hoffe, dass wir diesen Sektenfuzzis bald auf die Spur kommen, denke ich, dass die Gefahr für Fabrice auch bald Geschichte sein wird.
Ich meine, irgendwann muss dieser Typ, der ihn damals bedrängt hat, doch mal wieder ins »Addiction« kommen. Oder war es nur Zufall, dass der bei uns war? Jedenfalls, seitdem hat sich die Stricherszene wieder etwas beruhigt, es ist auch kein Stricher mehr ermordet oder angegriffen worden, und insofern komme ich auch gar nicht mehr auf die Idee, selbst zu ermitteln.
Lars und Sven sind der Meinung, wir sollten uns lieber um die »Kinder der Isis« kümmern. Blittersberg und Schmeling haben sich der Sache angenommen, und so haben wir fast schon Leerlauf in Sachen »Ermittlungen«, auch wenn Brix und ich natürlich trotzdem jeden Gast, der ins »Addiction« kommt, genau mustern.
Außerdem ist nächste Woche die große AIDS-Benefiz-Veranstaltung, und wir haben mit den Vorbereitungen alle Hände voll zu tun. Vor allem ich, wenn man daran denkt, dass ich außer dem Gig der »Faceless Frogs« am Samstag auch noch die Versteigerung von Typen und unseren »special guest« handeln muss
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