Obsession (German Edition)
reagiere, fragt er leise: »Bist du noch böse auf mich, Brix?«
Ich schüttele stumm den Kopf. »Nein, natürlich nicht. Du kennst meine Meinung zum Thema, sag das nächste Mal wenigstens Bescheid, wenn du länger wegbleibst, okay?«
Fabrice nickt schuldbewusst. »Shahin hat mir erlaubt, René mit hierhin zu nehmen. Nach dem Frühstück ist er verschwunden, okay?«
Ich mustere Fabrice eindringlich, sehe, wie schwer es ihm fällt, mir dieses Versprechen zu geben, und vor allem, wie verliebt er ist.
»Schon okay«, grinse ich versöhnlich. »Macht euch Frühstück, und wundert euch nicht darüber, dass hier die Hölle los ist. Gestern Abend hat es unten noch etwas Ärger gegeben, aber wir sind gerade dabei, Schadensbegrenzung zu betreiben. Jedenfalls kann René ruhig erst mal hierbleiben.«
Ich gehe zur Tür und drehe mich am Türrahmen noch einmal um. »Ich bin in der Küche, Frühstück machen. Wenn ihr noch Kondome oder sonst etwas braucht, meldet euch einfach. Wir haben nämlich noch genug drüben. Okay?«
Fabrice bewegt sich vorsichtig und stöhnt leise. Ich habe ihn – glaube ich jedenfalls – noch nie so fertig gesehen. René muss die Kondition eines Leistungssportlers haben. Fabrice verzieht das Gesicht. »Ich fürchte, ich brauche eher ›Bepanthen‹ oder so etwas.«
»Also Frühstück«, folgere ich. Wenn ihm der Hintern nämlich so weh tut, wird er sich wohl kaum noch einmal knallen lassen. »Ich frage Shahin wegen der Salbe.«
Er nickt. »Danke, Brix.«
»Wofür?«
Er sieht mich ein wenig verlegen an, hält aber meinem Blick stand. »Für alles Mögliche. Tut mir echt leid, dass ihr euch gestern Sorgen gemacht habt ...«
Ich winke ab. »Schon okay. Wenn man verknallt ist, schaltet sich eben manchmal das Gehirn ab.« Ich grinse und verlasse das Gästezimmer, ohne auf Fabrice’ Reaktion zu warten. Dann gehe ich direkt in die Küche, setze Teewasser auf und pfeife ein paar Takte aus »Für Elise«, während ich Shahin Tee aufbrühe.
Und als hätte der das gerochen, kommt er gerade in die Küche, als ich dampfenden Tee in seinen Lieblingsbecher gieße und genau die Zuckermenge hinzugebe, die mein Schatz möchte. Er lacht, auch wenn sein Lachen nicht ausgelassen ist, sondern verkrampft wirkt, kommt um den großen Tisch herum, auf dem wir drei von sechs Gedecken benutzt stehen gelassen haben, drückt mir einen Kuss auf die Wange, nimmt mir den Becher aus der Hand und führt ihn an die Lippen.
»Autsch.« Er verzieht sein Gesicht. Klar, der Tee war heiß, und er leckt sich über die Oberlippe, während er den Becher auf die Spüle stellt.
»Zeig mal her.« Ich fasse ihn sanft an den Schultern, drehe ihn zu mir um und puste ihm kräftig auf die Oberlippe, bis sein unwiderstehliches, unverwechselbares Lächeln unter der Maske der Geschäftigkeit herausbricht.
»Guten Morgen, mein Schatz«, flüstert Shahin mir zu und drückt mir einen Kuss auf die Wange. »Mach dir keine Sorgen, wir haben alles im Griff. Sven und ich haben nachher einen Termin in Wiesbaden, Lars wird solange hier bei dir bleiben. – Ist René noch da?«
Ich grinse. »Ich nehme an, die sind inzwischen wieder miteinander beschäftigt. Ich hab Fabrice übrigens gesagt, dass René noch hierbleiben kann. Der ist nämlich über beide Ohren verknallt. Außerdem braucht er Wundsalbe.«
Shahin zuckt mit den Schultern. »Deswegen hab ich ja auch vorgeschlagen, die beiden sollen sich hier ... uhm ... unterhalten. Außerdem ist es gut, wenn Fabrice weiterhin hierbleibt und nicht allzu oft alleine vor die Tür geht, wenn von uns keiner dabei ist.« Er schmiert sich zwei Brötchen, belegt diese mit Käse und nimmt seinen Teebecher wieder in die Hand. »Wundsalbe ist im Bad im Schrank. Ich geh noch mal rüber. Sven hatte da eine ziemlich interessante These ...«
Derweil räume ich die Küche auf und koche neuen Kaffee für unsere beiden Superpolizisten, die, wenn ich Sven richtig verstanden habe, wohl auch ein Pärchen sind. Vielleicht ergibt sich ja was ... denn ich bekomme langsam Geschmack daran, meinen Mann mit anderen zu teilen.
Ich seufze. Denn in erster Linie geht es jetzt erst mal darum, unsere Probleme zu lösen – und davon haben wir wirklich mehr als genug.
57
Shahin
»Schau mal einer an!« Sven pfeift leise durch die Zähne, während ich den Sprit bezahle, den wir soeben auf dem Weg zum LKA auf der Autobahnraststätte an der A66 getankt haben. Er drückt mir eine Bild-Zeitung in die Hand. Ich lese, stutze, lege
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