Obsession (German Edition)
Gesicht vor, »Dann bleiben wir heute bei euch und überlegen gemeinsam, was wir am besten tun.«
Brix kommt zu mir und geht vor mir in die Hocke. »Was meinst du dazu?«
Ich nicke matt, und Brix scheint auch einverstanden, jedenfalls sagt er das Lars und Sven. Ich stehe auf, gehe zu Brix und lehne mich gegen ihn.
»Die beiden dürften inzwischen ... uhm... fertig sein«, mutmaße ich und spiele damit auf René und Fabrice an, die ich ja kurzerhand im Gästezimmer einquartiert habe. Ich hoffe nur, dass Fabrice René wenigstens ein bisschen über Brix und mich aufgeklärt hat.
Jedenfalls biete ich Lars und Sven das Sofa im Wintergarten an, das sich durch Umklappen zu einem perfekten Bett für zwei umfunktionieren lässt, lege ihnen Kissen und Decke nach draußen und bereite sie darauf vor, dass wir beim Frühstück mindestens zu fünft sein werden und sie sich bitte nicht allzu sehr darüber wundern sollen. Dann schließen wir unsere Schlafzimmertür und legen uns schlafen. Brix kuschelt sich eng an mich, und ich bin sehr, sehr glücklich, dass er bei mir ist. Und es ist gut so, denn seine bloße Anwesenheit gibt mir so viel Kraft, dass ich nach dem Wachwerden sicher zumindest körperlich erholt sein werde.
56
Brix
Okay, ich kann Shahin ja verstehen. Jetzt wäre ich auch wütend und würde vermutlich auch alle Kontakte anbohren und alle Steine ins Rollen bringen, die ich bewegen könnte. Aber was Shahin heute Mittag direkt nach dem Aufstehen hier angefangen hat, grenzt schon an eine Lawine von Aktionen. Ich habe nur einen Teil der Gespräche mitbekommen, die er geführt hat, aber das hat mir auch vollends gereicht.
Ich habe mich zu Lars und Sven zurückgezogen, die in der Küche sitzen, Kaffee trinken und sich überlegen, wie sie uns am besten helfen können.
»Ich würde ja in unser Büro hier oben gehen und Shahin an die Wand nageln, bevor er noch mehr Porzellan zerschlägt«, schlage ich missmutig vor.
Lars und Sven schauen erst sich, dann mich fragend an.
»Er telefoniert«, grummele ich. »Mit irgendwelchen Richtern, Staatsanwälten und Kriminalkommissaren, anstelle mal unseren Anwalt zurate zu ziehen. Versteh’ einer diesen Mann«, sage ich kopfschüttelnd, obwohl ich ihm natürlich vertraue. Shahin wird schon wissen, was er tut, wenngleich mir völlig unklar ist, was es bringen soll, einen Staatsanwalt gegen einen anderen Staatsanwalt auszuspielen. Aber ich nehme an, dass Shahin klar ist, dass er gerade unsere Existenz aufs Spiel setzt. Ist es? Ich habe keine Ahnung. Jedenfalls bringe ich Lars, Sven und die Kaffeekanne in unser Home Office und lasse sie dort gemeinsam beraten, während ich wieder zurück in die Küche gehen und Tee für Shahin kochen möchte.
»Tschuldigung, wo ist denn hier das Klo?«
Ich blicke erstaunt auf und sehe diesen René, den ich mit Fabrice auf der Toilette beim Knutschen erwischt habe, nur mit seiner Jeans bekleidet, vor mir auf dem Gang. Um genau zu sein, knöpft er gerade den obersten Knopf seiner Jeans zu. Er ist wirklich ausgesprochen heiß für sein Alter, und die bunte Drachentätowierung, die von seiner Hüfte aus bis unter die Schulter reicht, macht ihn fast noch interessanter. Er ist muskulös, wenngleich sein Körper nicht so schön geformt ist wie Shahins Body. Außerdem würde mich der Stift stören, mit dem seine rechte Brustwarze gepierct ist. Na gut, er muss schließlich Fabrice gefallen und nicht mir, denke ich und deute nach rechts auf die Tür des Gästebadezimmers, wo sogar eine Dusche ist.
»Wunder dich nicht wegen dem Menschenauflauf hier«, kommentiere ich das Stimmengewirr lapidar, das aus dem Büro schallt. »Ist Fabrice schon wach?«
René registriert meine Blicke, schaut mich prüfend an, nickt dann. Einen Moment lang taxieren wir uns richtig.
»Danke«, sagt er schließlich.
»Handtücher sind im Schrank. Lass dir Zeit«, schlage ich vor und begebe mich ins Gästezimmer, in dem Fabrice auf dem Rücken liegt, seine Nacktheit nur knapp bedeckt, und mich aus seinen großen Kulleraugen anschaut wie ein frisch geficktes Eichhörnchen.
›Na ja‹, denke ich bei mir, ›Mal abgesehen von dem Eichhörnchen wird das vermutlich auch hinkommen.‹ Ein kurzer Blick durch das Zimmer verrät mir, dass die beiden nicht wirklich lange geschlafen haben dürften, zumindest, wenn man von der Anzahl der gebrauchten Kondome ausgeht, die im Papierkorb neben dem Bett liegen.
Fabrice schaut mich stumm an und scheint auf etwas zu warten. Als ich nicht
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