Obsession (German Edition)
Taxistand läuft. Der Göttin sei Dank, sie haben mich nicht gesehen. Aber was macht Carlos in Frankfurt? Oder noch besser: Weswegen ... oder wegen wem ist er hier?
60
Shahin
Es nervt mich, dass Ducky schon während der Taxifahrt in Richtung Innenstadt seine Blicke völlig ungeniert über meinen Körper streifen lässt. Aber anscheinend denkt er wirklich, ich hätte ihn eingeladen, um Brix zu betrügen. Ob er wohl gekommen wäre, wenn ich ihm von Anfang an gesagt hätte, was ich vorhabe? Ich denke nicht.
Als wir dann endlich am Arabella Grand-Hotel, in dem ich Ducky ein Doppelzimmer habe reservieren lassen, eintreffen, biete ich ihm an, an der Hotelbar zu warten, während er auspackt und sich frisch macht.
Ducky lehnt dies ab, er wolle nur kurz seine Tasche abstellen und ich könne ruhig mitkommen und ihm dabei Gesellschaft leisten. Der Blick, den er mir dabei zuwirft, spricht allerdings Bände. Wenn er mich einschätzen könnte, würde er mich vermutlich am liebsten auf seinem Zimmer verführen – aber er traut sich nicht, denn irgendetwas an mir stört ihn in seinen Betrachtungen.
Also gehen wir gemeinsam auf sein Zimmer, er stellt seine Tasche aufs Bett und mustert mich dann.
»Gehen wir etwas essen?«, schlage ich vor.
Wir nehmen ein Taxi und fahren gemeinsam ins »Bella«, einem italienischen Restaurant im Westend, wo man ausgezeichnet isst – und vor allem in den Nischen absolut ungestört reden kann.
Wir bestellen, und als der Aperitif kommt, prostet Ducky mir zu und lehnt sich dann selbstgefällig zurück.
»Nun, mein Freund, du hast mich sicher nicht nach Frankfurt kommen lassen, um mit mir essen zu gehen, was?«
Ich beuge mich nach vorne und lächele ihn an. »Ducky, ich brauche deine Hilfe für eine Auktion.«
Er grinst, aber sein Lächeln gefriert nicht wie erwartet. Ist dieser Mann so cool, oder habe ich mich verschätzt?
»Das ist doch kein Problem für Onkel Ducky, auch, wenn ich erwartet habe, dass du mich um Hilfe in Finanzangelegenheiten bitten würdest. Was soll ich denn für dich versteigern?« – »Nicht versteigern, du sollst etwas ersteigern«, grinse ich ihm zu.
Ducky schaut mich erwartungsvoll an. »Und was, mein hübscher Freund?« – »Heute Abend findet in der Diskothek »Addiction« eine Versteigerung von Männern statt, die zugunsten der AIDS-Hilfe abgehalten wird. Ich möchte, dass du Brix ersteigerst – und zwar um jeden Preis – und dir dann die kommenden drei Stunden einen netten Abend mit ihm machst. Geht essen, unterhaltet euch gut ... und bring ihn dann zu mir zurück.« Mit diesen Worten schiebe ich ihm stumm den Umschlag mit den fünftausend Euro zu. »Das Geld darin dürfte für die Versteigerung und für alle Unkosten genügen. Hier ist eine Eintrittskarte für die Veranstaltung heute Abend. Wenn das Geld nicht reicht, melde dich bei mir. Meine Handynummer steht unten auf dem Zettel.«
»Das ist nicht dein Ernst, oder?« Ducky schaut mich verwundert an.
»Doch, klar.« Ich nicke und scheine mir meiner Sache sehr sicher zu sein. Ducky setzt einen verschwörerischen Blick auf, steckt den Umschlag ein und lächelt.
»Es ist mir ein Vergnügen, mit dir Geschäfte zu machen.« Dann kommt das Essen, bei dem Ducky mich wieder mit seinen Blicken auszieht. Für einen kurzen Moment überlege ich, ob ich ihm etwas zu sehen gebe, aber dann verzichte ich doch darauf, denn die letzten vier Wochen und meine Ermittlungstätigkeit sind stark zulasten meines normalen Sport- und Trainingsprogramms gegangen ... und wenn ich meinen Körper so hinuntersehe, muss ich mich wirklich zusammenreißen, nicht hysterisch zu werden – oder zumindest unzufrieden, denn wenn ich noch weitere zwei Monate mein Training so schleifen lasse, gerät mein Sixpack aus der Form, befürchte ich. Whatever, Ducky wird mich nicht bekommen, und das weiß er wohl auch, der Resignation hinter seinem Blick zufolge.
»Nimm es nicht so schwer«, versuche ich, ihn zu trösten. »Du bist nicht hässlich, ganz im Gegenteil.« Ich sehe, wie er schluckt und die Augen aufreißt, ganz so, als hätte er nicht richtig verstanden. »Du machst eine ganz gute Figur, Ducky«, fahre ich fort. »Du solltest dir nur mal überlegen, mit welchen Gesprächsthemen du deine Bekannten bombardierst. Junge Leute – und das sind wir wohl alle noch – wollen sich nicht über Bankgeschäfte, Geldanlagen und Wirtschaftsdaten unterhalten, zumindest nicht in ihrer Freizeit. Da wollen sie über Belangloses reden und über ihre
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