Obsession
in einigem Abstand vom Fenster auf. Er
hatte keine Ahnung, was das sollte. Cole stand außerhalb des Kreises und starrte ihn über den Lauf der Schrotflinte hinweg
an.
Dann senkte er die Waffe und kam auf ihn zu.
Ben sah, dass ihm der Schaft der Flinte entgegenschleuderte, aber er konnte nicht ausweichen. Sein Kopf schien zu bersten,
und ein neuer Schmerz vermischte sich mit den anderen. Seltsam distanziert spürte er, wie er zu Boden fiel. Als er die Augen
öffnete, sah er Coles Stiefel vor sich. Er rollte sich zur Seite und schaute hoch. Cole ragte wie ein Riese über ihm auf.
Der Kolben der Flinte wurde in Zeitlupe gehoben. Gleichgültig wartete Ben darauf, dass er hinabkrachte.
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«Nein, Papa, nein, Papa, nein, Papa!»
Der Schrei drang langsam durch den Nebel in seinem Kopf. Cole starrte nicht mehr auf ihn hinab. Ben drehte sich, bis er Jacob
sehen konnte. Der Junge hatte die Augen weit aufgerissen, doch während er wild umherschaukelte, schaute er überallhin, nur
nicht zu Ben oder Cole.
«Neineinein!»
«Alles in Ordnung», sagte Cole, aber das Schaukeln und Schreien des Jungen wurden nur heftiger. Vom Hof konnte man ein lautes,
metallisches Knirschen hören. Cole schaute verunsichert zum Fenster. Dahinter war mittlerweile graues Tageslicht zu sehen.
Ben begann, sich zu Jacob zu schleppen. Seine Hand schmerzte so sehr dabei, dass er gellend aufschrie.
Cole starrte ihn an und schaute dann wieder zum Fenster.
Draußen war erneut Lärm zu hören. Ben schob sich mit den Füßen über den Boden. Seine Hand hinterließ eine breite Blutspur.
Er sah, wie sich Coles Gesicht verzerrte. Der Mann presste sich eine Faust gegen die Stirn, als wollte er seinen Schädel zerdrücken.
Er trat einen Schritt vor.
«Weg von ihm!»
Ben schleppte sich weiter und zog Jacob mit seiner unversehrten Hand an sich. Der Junge hatte die Augen wieder geschlossen
und stöhnte und schaukelte. Cole packte die Flinte.
«Weg von ihm, habe ich gesagt!»
Ben starrte hoch zu Cole, als er ihren Sohn hielt. Er wollte etwas sagen, doch die Anstrengung, zu Jacob zu kommen, hatte
ihm die letzte Kraft geraubt. In seinen Ohren dröhnte es, und vor seinen Augen wurde es dunkel. Er konnte den Kopf nicht mehr
oben halten, als Cole die Flinte hob und anlegte.
|410| In dem Moment stieg die Sonne über die Mauer des Schrottplatzes und strahlte in den Raum. Die plötzliche Helligkeit ließ Cole
zusammenzucken. Er schaute hinaus über die mit Raureif bedeckten Autowracks, von denen das Sonnenlicht reflektierte. Ben sah,
wie er die Stirn runzelte.
Dann straffte sich seine Miene.
Mit starrem Blick aus dem Fenster senkte er die Flinte. Durch das Dröhnen in seinen Ohren konnte Ben ihn murmeln hören. «Da ... da ist es ...»
Wie in Trance drehte sich Cole langsam zu ihnen um. Er schien Ben nicht mehr zu bemerken, als er auf Jacob hinabblickte. Ein
metallisches Quietschen von draußen ließ ihn wieder zum Fenster schauen. Er ging zu der Barriere aus Möbelstücken und stellte
mit der gleichen Bedachtsamkeit, mit der er seine Schrottteile sortiert hatte, einen kaputten Stuhl zur Seite.
Eine Weile blieb er vor der Lücke stehen und ließ sich das Sonnenlicht ins Gesicht scheinen. Mit Blick auf seinen Sohn legte
er dann den Schaft der Flinte an seine Schulter und trat rückwärts hindurch.
Der Knall ertönte augenblicklich. Ben presste Jacob an sich und krümmte sich zusammen, aber Einschlag und Schmerz blieben
aus. Nach einem Moment schaute er vorsichtig auf.
Die Kugel des Scharfschützen hatte Cole in der Brust getroffen und ihn zur Seite geschleudert. Er lag verrenkt auf dem Boden,
einen Arm über den Kopf, den anderen zur Seite gestreckt wie in einer Parodie seiner Kraftübungen im Garten. Seine Augen schienen
auf einen Punkt über Bens Kopf zu starren, auf irgendetwas hinter ihm, und Ben spürte das Bedürfnis, sich umzudrehen und nachzuschauen.
Doch er konnte seinen Blick nicht von Cole wenden. Aus seiner Brust spritzten und quollen Unmengen von Blut, das sein |411| Sweatshirt tränkte und sich wie Hieroglyphen einer unbekannten Sprache in dunklen Wirbeln und Bahnen unter ihm zu einer riesigen
Lache ausbreitete.
Jacob weinte. Ben presste das Gesicht des Jungen an seine Schulter, um ihm den Anblick seines toten Vaters zu ersparen. Das
Dröhnen in seinen Ohren wurde immer lauter. Er legte seinen Kopf an die Wand und sah einen schräg über die Decke verlaufenden
Streifen Sonnenlicht, in
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