Obsidian (German Edition)
Urlaub. Er döste vor sich hin und bekam nur wenig von dem Film im Fernseher mit. Mit den Gedanken war er sowieso woanders. Er überlegte, was er mit der vielen freien Zeit anstellen sollte. Am interessantesten klang die Idee, eine Woche wegzufliegen und danach in aller Ruhe wieder auf Jobsuche zu gehen.
Das Läuten seines Handys riss ihn aus seinen Gedanken. Es war eine ihm unbekannte Nummer.
„ Ja, bitte?“
„ Hallo, spreche ich mit Herrn Solado?“, fragte eine angenehme, etwas tiefere Frauenstimme.
„ Ja und wer sind sie?“
„ Mein Name ist Monja Knoth.“
Sofort klingelte es bei ihm. Die Tochter des Wissenschaftlers schoss es ihm in den Kopf.
„ Hallo. Was kann ich für Sie tun, Frau Knoth?“
„ Ich … also ich würde mich gerne mit Ihnen treffen. Sie waren der Letzte, der meinen Vater lebend gesehen hat und … naja, ich möchte wissen, warum er ermordet wurde.“ Sie klang sehr gefasst, aber die Traurigkeit in ihrer Stimme war unüberhörbar.
„ Ich werde Ihnen da nicht viel Neues erzählen können. Er hat mir nur einen kleinen Einblick in seine Theorien über …“
„ Bitte“, unterbrach sie ihn. „Ich weiß, dass es Sie eigentlich nichts angeht, aber vielleicht können Sie mir diesen Gefallen tun.“
Eric dachte kurz nach. Es konnte ja nicht schaden, diese Frau zu treffen. Sie war sicherlich ziemlich niedergeschlagen, und wenn er sie etwas aufmuntern konnte, war das allemal besser, als nur daheim herumzuliegen.
Der Schlüssel!, fiel ihm ein, ich habe noch immer den Wohnungsschlüssel.
Er machte sich mit ihr ein Treffen aus. Da sie ihn so schnell wie möglich sehen wollte, verabredeten sie sich in einem Caféhaus in der Innenstadt, in einer Stunde.
„ Wie erkenne ich Sie denn, Frau Knoth?“, wollte Eric wissen.
„ Sagen Sie ruhig Monja. Ich werde Sie erkennen, Eric.“
Er stutze. Sie schien einiges über ihn zu wissen. Schnell zog er sich an und machte sich auf den Weg in die Stadt. Da direkt vor seiner Haustür eine Straßenbahnstation war, die in die Innenstadt führte, hatte er keinen langen Weg vor sich.
Das Caféhaus war nachmittags relativ leer, nur zwei Tische waren besetzt. Als Eric eintrat und sich umsah, stand eine junge Frau von ihrem Sitz auf und winkte ihm zu. Er musterte sie, während er auf sie zuging. Die schlanke Frau musste etwas jünger als er sein, er schätzte sie auf dreißig Jahre. Ihre dunklen Augen waren verweint, aber dennoch strahlte sie eine natürliche Schönheit aus. Ihre langen, braunen Locken reichten ihr über die Schultern. Trotz der Kälte vor der Tür, es lag noch immer mehrere Zentimeter Schnee, hatte sie ein bauchfreies dünnes Oberteil an, das ihre dünne Figur noch mehr unterstrich.
Sie schien zu bemerken, dass er sie musterte, und lächelte etwas.
„ Ich hoffe, es gefällt Dir, was Du siehst“, meinte sie keck.
„ Für meinen Geschmack etwas zu wenig Oberweite und fast zu dünn, aber ansonsten sehr hübsch, muss ich sagen“, gab er ihr mit einem Lächeln und ehrlich zur Antwort. Monja sah ihn mit großen Augen an, sie war scheinbar nicht gefasst darauf gewesen, so eine direkte Antwort zu bekommen. Mit so einer Begrüßung hatte sie nicht gerechnet.
„ Setz Dich bitte, ich bin Monja“, begrüßte sie ihn und reichte ihm die Hand.
„ Ich bin Eric, aber das weißt Du ja schon. Woher kennst Du meinem Namen und …?“
„ Ich habe den Polizeibericht gesehen und mir alles gemerkt. Die sind der Meinung, mein Vater war in irgendwelche Drogengeschichten oder Ähnliches verwickelt. Aber das ist kompletter Schwachsinn. Deshalb wollte ich auch mit Dir sprechen.“
Bei zwei Cappuccino berichtete Eric ihr genau, was an dem verhängnisvollen Abend passiert war. Er begann mit seiner Kündigung, erzählte ihr von den Themen, die sie im Auto und bei ihrem Vater daheim besprochen hatten, gab die Theorie von Walter Knoth wieder und schilderte ihr genau, wie der Unfall ablief. Sie hörte ihm wortlos mit aufgerissenen Augen zu, und als er bei dem Teil mit der Rakete angekommen war, stiegen ihr Tränen in die Augen.
„ Ich verstehe es einfach nicht. Mein Vater lebte die letzten Jahre nur für seine Forschungen. Seit er damals …“, sie schluckte. Nach einem Schluck von ihrem Cappuccino sprach sie weiter.
„ Seit er vor einigen Jahren seinen Job bei der Raumfahrtbehörde verlor, war er nicht mehr derselbe. Er verfolgte diese wahnwitzige Idee von Leben auf anderen Planeten und war besessen auf der Suche nach Beweisen. Er war
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