Obsidian (German Edition)
Aus Dir soll jemand schlau werden“, murmelte sie.
Es klopfte an der Tür.
„ Halbe Stunde, nicht vergessen. Frühstück steht schon bereit“, rief ihr Jose von der anderen Seite der Tür zu.
An Deck war inzwischen alles schon aufgeräumt, nichts deutete mehr auf die stürmische Nacht hin. Unter dem Sonnendach war der Tisch mit Kaffee und Brötchen gedeckt. Eric wunderte sich, wie viele Vorräte auf diesem Schiff eigentlich vorhanden waren.
Joaquim saß schon am Tisch und winkte die beiden zu sich.
„ Morgen, ihr zwei Turteltäubchen. Ihr zwei erinnert mich gerade an ‚Die Schöne und das Biest‘, das hübsche Mädchen und das Stachelmonster“, begrüßte er sie gut gelaunt.
„ Nachdem Du scheinbar frisch rasiert bist, kannst Du mir ja Deinen borgen. Meiner ist irgendwie in Barcelona liegen geblieben“, konterte Eric.
„ Kein Problem, gleich nach Eurer Flugstunde. Du weißt ja wo meine Kabine ist.“
Eric und Monja beeilten sich mit ihrem Frühstück, da sie Jose nicht warten lassen wollten.
Dieses Mal durfte Eric zuerst am Schirm in die Luft. Er hatte den Dreh schon heraußen und dirigierte den Schirm ohne Probleme.
Monja hatte inzwischen auch ihren Spaß am Fallschirm. Sie bemühte sich, Joses Anweisungen zu folgen, aber dann fiel ihr am Horizont etwas auf. Sie benötigte einige Sekunden, bis sie erkannte, was vor ihnen lag.
„ Land in Sicht! Endlich!“, rief sie erfreut auf.
„ Aber noch nicht unser Ziel!“, rief Jose ihr zurück.
Als sie wieder an Bord war erklärte ihnen Jose, dass vor ihnen Amerika lag. Damit kehrte langsam aber sicher wieder der Ernst in den Vordergrund. Jose entließ sie mit dem Hinweis, dass in zwei Tagen der Abflug stattfinden würde.
Sowohl Monja als auch Eric waren insgeheim froh darüber. Die Tage an Bord der Jacht waren zwar ruhig und erholsam, vor allem auch lehrreich und boten einige Überraschungen, aber die Aussicht war inzwischen schon sehr trostlos geworden.
Am Nachmittag kam Eric endlich zu seiner Rasur. Monja dankte es ihm auf ihre besondere Weise.
Auch der folgende Tag verlief ohne besondere Vorkommnisse. Die Jacht hielt größtmöglichen Abstand zu den Küsten um nicht aufzufallen. Jose kümmerte sich um den Hubschrauber, Joaquim hielt den Kontakt mit Miguel, der schon in der Nähe der Tempelanlage von Palenque Stellung bezogen hatte.
Die letzte gemeinsame Nacht auf der Jacht verbrachten die Freunde zum ersten Mal mit der Besatzung. Jeder wünschte Monja und Eric viel Glück auf der Suche nach dem Tempel.
Jose erklärte nur kurz, dass Airwolf einsatzbereit war und war ansonsten still und griesgrämig wie immer.
Kapitel 13
Mexiko
17. März
2 Uhr
„ MHD?“
„ Check.“
„ Reißleine?“
„ Check.“
„ Sicherheitsleine?“
„ Check.“
„ Brille?“
„ Check.“
„ Messer?“
Eric tastete an seinem Oberarm. Das Kampfmesser war samt dicker Scheide fest an seinen Arm befestigt.
„ Check.“
"Headset ablegen und zu den anderen. Viel Glück", sprach Jose vom Cockpit aus.
"Wir sehen uns", verabschiedete Eric sich und ging zu Monja und Joaquim in den hinteren Bereich des Hubschraubers.
Anstatt Jose war nun Joaquim über den Ohrstöpsel, der mit der Brille verbunden war, zu hören.
"Wir sind auf Absprunghöhe. 4.000 Meter über unserem Ziel. Sobald ihr gelandet seid, müssen wir zusammenkommen. Die Funkverbindung reicht maximal 300 Meter, das sollte aber reichen. Ihr habt fast alles trainiert, nur den freien Fall nicht. Es zählt nur eins, neben der richtigen Haltung, die Euch Jose eingetrichtert hat: Sobald das MHD rot blinkt, müsst ihr den Schirm öffnen. Denk daran, Euer Spielraum ist klein, von 600 bis 300 Meter, danach wird die Landung kritisch bis tödlich. In der Luft seit ihr auf Euch alleine gestellt, aber ich vertraue auf Euch."
Monja und Eric gaben sich noch einen langen Kuss.
"Ich erwarte Dich in einem Stück und lebendig im mexikanischen Urwald", meinte Monja. Ihr war die Nervosität deutlich anzusehen.
"Ich liebe Dich, Princesa. Bis später."
Joaquim öffnete die Schiebetür. Ein eiskalter starker Windstoß ließ Monja und Eric zurückschrecken.
"Absprung!", befahl Joaquim.
Ohne weiter darüber nachzudenken setzte Eric einen Fuß ins Freie, kippte nach vor und stürzte in die dunkle Nacht.
Er hatte sich diesen Moment die letzten Tage oft vor Augen geführt, war sich sicher, dass er schreien würde, aber nach zwei Sekunden im freien Fall war alles anders. Der eisige Wind brauste
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