Obsidian (German Edition)
erzählten sich, was in den letzten Tagen passiert war.
Miguel musste seinen Vorgesetzten lange Rede und Antwort stehen. Immerhin war es nicht üblich, dass zwei Zivilisten in einer Mission mitarbeiteten. In Mexiko City, wo Miguel vorsprechen musste, war man über Monja informiert. Nur durch Joaquims Intervention wurde die Operation nicht abgebrochen.
Miguel gestand Monja aber auch, dass er nicht gerade glücklich darüber war, dass sie von Joaquims Verbindung zu ihr wusste.
„ Es ist nie gut, wenn Berufliches mit Privaten vermischt wird, bei uns sogar noch schlechter. Solange wir unter uns sind, ist es kein Problem, aber das kann sich schnell ändern.“
„ Das wird nicht zum Problem. Joaquim mag mein Erzeuger sein, aber ich habe … hatte nur einen Vater“, stellte Monja klar.
Miguel wechselte das Thema und wollte ihnen einige Informationen über Palenque näherbringen.
„ Palenque wurde gegen Ende des 18. Jahrhunderts entdeckt. Aber bis heute ist die Anlage noch nicht vollständig ausgegraben.“
„ Man schätzt, dass überhaupt erst fünf Prozent der Bauten ausgegraben wurden“, übernahm Monja die Erklärungen.
„ Die bekanntesten Bauwerke sind der Tempel der Inschriften und der Palast mit seinem vierstöckigen Turm. Dieser wurde höchstwahrscheinlich als Observatorium genutzt. Mehrere Tempel wurden auf terrassenförmigen bearbeiteten Hügeln gebaut.
Ab 1940 wurden mit modernen Mitteln begonnen, die Tempel auszugraben. Die Inschriften waren eine große Hilfe bei der Entzifferung der Maya-Hieroglyphen. Berühmt wurde Palenque, als die Grabkammer von König K'inich Janaab Pakal entdeckt wurde. Die Grabplatte wurde weltweit von Forschern und Möchte-Gern-Wissenschaftlern interpretiert.“
„ Danke, Frau Wikipedia“, unterbrach Miguel sie, „Was für uns viel wichtiger ist, wo suchen wir nach dieser Obsidiankugel?“
„ Viele Anhaltspunkte haben wir nicht. Es gibt diesen Text von einem Spanier, dem die Obsidiankugel geschenkt wurde, der laut Salvatore Barbier-Mueller hier gelebt hat. Aber ansonsten fällt mir nichts Nützliches ein.“
„ Ich habe nützliche Hinweise für Chichen Itza, aber hier …“, meinte Miguel.
„ Habt ihr Euch das denn nicht vorher überlegt?“, mischte sich Eric in die Unterhaltung ein.
Joaquim lehnte an einem Baum und hörte ihnen schmunzelnd zu.
„ Endlich die richtige Frage. Ich habe da etwas für Euch.“
Joaquim griff in seine Jacke und holte einen zusammengefalteten Zettel aus seiner Innentasche.
„ Was hast Du gefunden?“, fragte Miguel erwartungsvoll nach.
Joaquim glättete den Zettel und legte ihn zu den Leuchtstäben.
„ Das ist eine Zeichnung des Tempels der Inschriften“, erkannte Monja, „Das besondere an dieser Stufenpyramide ist die Grabkammer in der die berühmte Grabplatte von Pakal gefunden wurde.“
„ Genau dort müssen wir hin.“
„ Warum, Joaquim?“
„ Ganz einfach, mein Kind. Weil dort wohl die Obsidiankugel versteckt sein wird.“
Joaquim zückte einen weiteren Zettel und reichte ihn Eric.
„ Das dürfte Euch bekannt vorkommen.“
Monja rückte zu Eric und las mit ihm den Text durch, den sie schon in der Wohnung ihres Vaters gefunden hatten.
„ Nachdem der gesamte Stamm mir nun vertraut, können wir gemeinsam die Verteidigung gegen Cortes aufbauen.
Meine Aufgabe wird es sein, das Grab des großen Herrschers, der mit Hunab Ku gesprochen hatte, zu beschützen.
Der Hohepriester hat erzählt, dass den Eindringlingen unter keinen Umständen verraten werden darf, wo sich der große Schatz befindet. Der Tempel, der diesen heiligsten Ort aller Mayas bewacht, wurde von den großen Herrschern versiegelt. Drei Herrscher, die je einen Schlüsselstein bei sich tragen. Als Zeichen seines Vertrauens, hat mir der Hohepriester, wohl auch als Geschenk zur Vermählung mit seiner Tochter, eine Kugel aus Obsidian überreicht. Sie wirkt klein und unscheinbar, aber sie ist die Verbindung zu Hunab Ku, der Hochgottheit der Maya. Das gut versteckte Heiligtum, dieser Tempel mit dem sagenhaften Schatz, soll von den Göttern persönlich besucht worden sein.
Egal, ob wir Cortes und seine Männer besiegen können oder nicht, diese Schlüssel dürfen ihm niemals in die Hände geraten“, las Eric laut vor.
„ Das Grab des großen Herrschers?“, überlegte Miguel laut.
„ Ein so großer Herrscher, dass man ihm zu Ehren eine eigene Grabkammer samt Tempel errichtet hat. Nebenbei noch mit einer Grabplatte, die die Menschheit auch nach
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