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Obsidian (German Edition)

Obsidian (German Edition)

Titel: Obsidian (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim Koller
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ihm lag. In grotesken Grüntönen sah er einen riesigen Urwald, ein dichter, schier undurchdringbarer Wald. Er erkannte die Tempelanlage von Palenque, die Gebäude stachen in hellem Grün hervor. Sein Display verriet ihm die derzeitige Höhe, 415 Meter.
    Vorsichtig lenkte er seinen Schirm um möglichst nahe an die Ausgrabungen zu gelangen.
    „ Ich bin auf 200 Meter“, meldete Joaquim.
    „ Bei mir sind es 450 Meter“, gab Monja bekannt.
    Es folgten noch einige stille Minuten, in denen Eric mit dem Fallschirm kreisend über Palenque hinabsank.
    Ein Knistern und Krachen in seinem Ohr verriet ihm, dass Joaquim gleich am Boden aufkommen würde. Kurz darauf kam die Bestätigung.
    „ Touchdown. Ich bin unten.“
    Eric sah sich um, konnte Monja aber nirgends sehen. Die Baumkronen waren nun zum Greifen nahe. Er sah vor sich eine kleine Lichtung, dirigierte den Schirm darauf zu und versuchte, alles Gelernte nun abzurufen.
    Ein Ast streifte seine Beine und Eric bemühte sich, den Schirm ruhig zu halten. Noch waren 65 Meter zwischen ihm und dem erlösenden Erdboden. Ein letzter Blick auf den markanten Turm von Palenque machte ihm klar, dass er sehr nahe an der Anlage landen würde. Jose hatte sie wirklich gut unterrichtet.
    Die Lichtung wurde enger, der Schirm streifte an den Bäumen und der ruhige Segelflug war vorbei. Eric wurde durchgeschüttelt, versuchte die Richtung beizubehalten, doch dann blieb sein Schirm zwischen den dichten Ästen hängen. Eric reagierte schnell und schwang sich zu einem dicken Ast, krallte sich mit einer Hand fest und zog mit der anderen das Messer hervor. Er drehte sich um und kappte die Seile, die ihn mit dem zusammenfallenden Schirm verbanden.
    „ Caramba! Ich bin den Schirm los aber noch nicht ganz am Boden.“, keuchte er.
    „ Was stellst Du denn an, mein Schatz? Ich bin gerade problemlos gelandet. Endlich wieder festen Boden unter den Füßen!“, jubelte Monja. Sie klang nicht so, wie die Frau, die vor einigen Tagen noch nervös wurde, bei dem Gedanken aus viertausend Metern abzuspringen und im freien Fall auf die Erde zuzufliegen.
    Soviel zum Thema, Sorgen um Monja machen, dachte Eric, verstaute das Messer wieder und sah sich um. Rund um ihn war es dunkel, er krallte sich an einem dicken Ast fest um nicht abzustürzen. Er befürchtete einen mühevollen Abstieg von dem gewaltigen Baum und blickte auf sein Display um seine derzeitige Höhe zu erfahren. Dabei ließ er den Ast nicht los.
    „ 1,3 Meter bis Touchdown.“ sah er auf dem Bildschirm. Verwundert blickte er hinunter und musste grinsen. Er hatte sich am wohl niedrigsten Ast in der Umgebung festgekrallt.
    „ Nur gut, dass mich keiner sieht, das muss ja selten dämlich aussehen“, sagte er zu sich selbst.
    „ Da hast Du vollkommen recht. Es ist aber schön, Dich heil wiederzusehen“, sprach eine bekannte Stimme neben ihm.
    Miguel stand neben ihm und beugte sich etwas hinunter um ihm Aug in Aug gegenüberzustehen.
    Miguel trug eine Brille, wie sie schon in Paris verwendet wurde. Ansonsten trug er, wie Eric und die anderen auch, einen Tarnanzug, nur dass er mehrere Taschen an seiner Kleidung hatte als Eric.
    „ Lange nicht gesehen, Du hast eine nette Kreuzfahrt über den Atlantik verpasst“, begrüßte Eric ihn und sprang auf den Boden.
    „ Touchdown!“, gab er den anderen bekannt, „Und noch dazu eine Punktlandung. Näher an Miguel kann man wohl kaum landen.“
    „ Sehr gut, gratuliere. Monja und ich sind gleich bei Euch.“, sagte Joaquim.
    Drei Minuten später standen Monja, Eric, Miguel und Joaquim versammelt auf dem freien Platz. Erics Schirm wehte neben ihnen in den Ästen des dicken Baums.
    Joaquim umarmte Miguel.
    „ Die beiden sind echt Naturtalente. Wenn ihr einen Job sucht ...“
    „ Nein, danke, Joaquim“, unterbrach Monja ihn, "Ich freue mich jetzt schon, wenn wieder etwas Ruhe in mein Leben kehrt." sie blickte die drei Männer vor sich an.
    „ Aber der Fallschirmsprung war schon geil, das kann ich Euch sagen!“, fügte sie hinzu.
     

    Miguel holte eine Wasserflasche aus seinem Rucksack und überreichte jedem einen Riegel.
    „ Unser Frühstück“, erklärte er ihnen.
    Sie saßen im Kreis am moosbewachsenen Boden und lehnten an den Bäumen. Es war noch stockdunkel im Wald, aber Miguel hatte mit einigen Knicklichtern für etwas Beleuchtung auf ihrem Lagerplatz gesorgt. Die Lichtstäbe hatte er in die Mitte aufgestellt. So saßen sie nun in einem Mix aus gelblichem, bläulichem und rotem Licht und

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