Obsidian (German Edition)
ihm ins Gesicht, er hatte Probleme zu atmen, bekam den aufgerissenen Mund nicht zu und spürte wie seine Haut im Gesicht nach hinten gezogen wurde.
Wie Jose es ihnen unzählige Male gezeigt hatte, breitete er die Hände aus, um eine stabilere Fluglage zu haben. Es war eine wolkenlose Nacht, unter ihm war alles schwarz, über ihm leuchtete der Mond schwach. Eric spürte, wie er nach vorne kippte. Leichte Panik stieg in ihm auf, er streckte die Hände aus und versuchte, seinen Körper in die richtige Position zu bringen. Jose hatte sie gewarnt, die Kontrolle zu verlieren. Wenn der Körper sich zu drehen beginnen würde, würden sie schnell das Bewusstsein verlieren. Das wäre das Ende seines Fluges.
Eric hatte keine Ahnung, wo Monja und Joaquim waren. Er hörte ein Rauschen im Ohr, konnte aber nicht eruieren, ob es von dem Mikrofon der anderen kam oder der Wind in seinem Ohr war. Außerdem musste er sich im Moment ganz auf sich konzentrieren. Er flog durch das schwarze Nichts, bemüht, nicht die Kontrolle zu verlieren. Monjas Vortrag über den Sprung fiel ihm ein.
"Wir werden eine Geschwindigkeit von 200 km/h erreichen. Bei einem Spielraum von 300 Metern heißt das, fünf Sekunden vom ersten Aufleuchten am MHD-Display bis zum Punkt, an dem es zu spät ist. Diese fünf Sekunden entscheiden wahrhaftig über Leben und Tod."
Nicht sehr aufbauend, dachte Eric. Er versuchte, das Display seines MHD zu lesen. Leicht drehte er die linke Hand, an der das Gerät festgemacht war. Sofort spürte er die Veränderung seiner Fluglage. Aber der kurze Blick genügte ihm. In großen Zahlen stand "2.750" auf dem Bildschirm. Er war nicht in der Lage, einzuschätzen, wie lange er schon unterwegs war oder die Zahl zu interpretieren. Seine ganze Aufmerksamkeit gehörte der Stabilisierung seines Körpers. Er fühlte den Wind und erinnerte sich, wie er sich auf den Sprung gefreut hatte. Nun dachte er anders, das Blut rauschte durch seinen Körper, er spürte sein Herz hämmern und der Gegenwind war eiskalt.
Monja, dachte er erschrocken, sie wird dieselben Probleme haben.
In Gedanken sprach er sich Mut zu und redete sich immer wieder ein, dass sie den Sprung mit Leichtigkeit schaffen würde.
Die Brille presste sich schmerzhaft gegen sein Gesicht, von einer Nachtsicht bemerkte er nichts. Noch immer konnte er nichts unter sich sehen.
Du Idiot, die ist noch nicht eingeschaltet, erst wenn der Fallschirm offen ist und ...
Das MHD blinkte.
Oh Gott, schnell, schoss es ihm durch den Kopf. Er wollte sich an die Brust greifen, um die Leine zu ziehen, doch seine Hand reagierte nur träge. Der Gegenwind machte ihm schwer zu schaffen.
Eric wurde panisch, drückte seinen Arm zu sich und kippte wieder vor. Das war ihm aber jetzt egal, er dachte nur noch daran, die Leine zu ziehen, die den Fallschirm öffnen sollte. Er hatte kein Zeitgefühl, ebenso wenig konnte er ausmachen, wie weit er vom Erdboden entfernt war. Mit aller Kraft zog er seinen Arm zu sich, erwischte die Leine und zog sie hinunter.
Nichts geschah.
Eric wollte schreien, er schloss die Augen und befürchtete das Schlimmste. Doch im nächsten Moment wurde er mit Wucht nach oben gerissen. Der Fallschirm hatte sich geöffnet und voll entfaltet. Erics Brustgurt quetschte ihm die Luft aus den Lungen. Er brüllte seinen Schmerz laut in die tiefschwarze Nacht.
„ Bitte etwas leiser. Unter uns schlafen die Leute schon.“ Es war Joaquims Stimme.
Eric war unfähig, ihm zu antworten, oder auch nur zu handeln. Er wurde sich bewusst, dass er den Sturz überlebt hatte, und er nun am Fallschirm hang, in Richtung Wildnis gleitend.
Eine Stimme drang an sein Ohr, zuerst leise, dann verstand er die Worte.
„ Das war gar nicht so übel, Freunde. So einen Sprung können wir gerne wiederholen“, tönte Monja aufgeregt ins Mikrofon.
„ Ihr könnt jetzt eure Brillen einschalten und auf die Landung konzentrieren. Der Urwald unter uns ist recht dicht, also aufgepasst!“, erklärte Joaquim ihnen die weitere Vorgehensweise.
Eric blickte auf sein MHD und sah sowohl Joaquim, als auch Monja als roter Punkt ein seiner Nähe. Von einem weißen Punkt war aber nichts zu sehen.
Eric suchte den kleinen Knopf an der auf seinem Gesicht festgesaugten Brille. Kaum hatte er ihn betätigt, gab es ein Aufblitzen vor seinen Augen und im nächsten Moment verschwand die Dunkelheit um ihn herum.
Nun flog Eric durch eine dunkelgrüne Umgebung, über ihm strahlten die Sterne hell und zum ersten Mal sah er, was unter
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