OCCUPY - Verschwörung aus dem Dunkeln (Gesamtausgabe)
völlig irre.“ Schreiner wollte seinem Gastgeber gerade darlegen, dass ein solches Unterfangen zwangsläufig zum Scheitern verurteilt sein musste. Da entdeckte er die riesigen Booster-Raketen unter jeder der Tragflächen.
„Respekt! Mein Führer, das könnte tatsächlich gelingen. Da haben sie und ihre Wissenschaftler jetzt wirklich das Kunststück hingekriegt, einen alten Hasen wie mich noch zu überraschen.“ Kaum hatte er diesen Satz vollendet, wurde Schreiner bewusst, dass er Anton Hitler zum ersten Mal mit „mein Führer“ angeredet hatte. Es sollte sein einziger Ausrutscher sein und zeugte von einer gehörigen Portion Verblüffung und einer ganz kleinen Brise Anerkennung. Aber wirklich auch nur einer ganz kleinen. Blitzschnell wurde dem Professor bewusst wie real und ernst die Gefahr war, die von dem irrsinnigen Imperator und seiner über 5000 Meter hohen Vulkanbasis ausging. Er betete förmlich, Markus Scholl möge lieber jetzt als gleich mit der bolivianischen Armee anrücken. Oder besser gleich mit der CIA oder US-Armee. Im Grunde war dem Professor aber in seiner ausweglosen Lage jede Hilfe willkommen. Er blickte aufgeregt auf seine Uhr. Wenn die Nazis vor dem nächsten Morgengrauen zuschlagen wollten, mussten sie ihre beiden Bomber gleich nach Einbruch der Dunkelheit starten. Neben der Startplattform war eine große Digitalanzeige angebracht, auf der einen Countdown herunter tickte. Es blieben nur noch wenige Stunden, um den Spuk zu beenden. Wären die beiden Bomber erst einmal in der Luft, gliche der Versuch eines Abschusses der Suche nach einer Stecknadel im Heuhaufen. Das Radarecho der kleinen, überwiegend aus Holz gebauten Nurflügler glich ohnehin schon einem größeren Vogelschwarm. Zudem war es diesen verrückten, aber entschlossenen Männern durchaus zuzutrauen, dass sie mit modernen Beschichtungen und Radar absorbierenden Materialien die Tarnkappen-Eigenschaften noch weiter entwickelt hatten. Außerdem wäre ein Abschuss vor allem über bewohntem Gebiet wegen der mitgeführten Atomwaffen mit größten Risiken für die Zivilbevölkerung und das Ökosystem des Kontinents verbunden gewesen.
Als hätte er es geahnt, kam der Führer auf die Stealth-Eigenschaften der modifizierten Horten-Bomber zu sprechen. „Sie glauben gar nicht, mein verehrter Herr Professor, was wir den beiden Vögeln in den vergangenen Jahrzehnten noch an Tarn-Tricks beigebracht haben. Viele Teile der tragenden Struktur, die beim Original noch aus magnetischen Stahl bestanden, bestehen jetzt aus Karbonfaserwerkstoff oder Aluminium. Wir haben das gesamte Innere der Tragflächen mit radarabsorbierenden Dämmstoffen ausgeschäumt. Die beiden Bomber sind jetzt praktisch unsichtbar für das Radar, zumal nach dem Eindringen in den amerikanischen Luftraum relativ wenig Vorwarnzeit bleibt. Wenn nur eine der Maschinen über den Vereinigten Staaten ihre Atomwaffe zum Abschuss brächte, würde es auf jeden Fall Millionen Tote und Strahlenschäden gigantischen Ausmaßes geben.
„Wir werden unser Ziel auf jeden Fall erreichen!“ Der Führer blickte entschlossen und grimmig. Ein eisiger Hauch ging durch Schreiners Körper. Mit einem Mal mutierte der albern gekleidete Irre mit dem starren Blick zu einer ernsthaften Bedrohung für das Leben von Millionen von Zivilisten und die politische Stabilität der einzigen verbleibenden Supermacht USA.
Trotzdem war das fachliche Interesse des leidenschaftlichen Wissenschaftlers nach all diesen Entdeckungen und Schilderungen so groß, dass er sich eine Antwort auf eine unter Experten seit Jahrzehnten umstrittene Detailfrage erhoffte: „Sagen Sie bitte, dieser Kohlenstaub und Bitumen in der Lackierung der bisher gefundenen Horten-Prototypen, diente diese Maßnahme damals auch schon der Verbesserung der Radar-Absorption?“
„Mein verehrter Professor, das müssen Sie unbedingt mal meine Herren Wissenschaftler fragen, wenn die ganze Sache vorbei ist. Im Moment sind sie so beschäftigt, dass nicht einmal ich mich traue, sie bei ihren Startvorbereitungen zu unterbrechen, ha, ha, ha. Der kleinste Fehler und viele Jahrzehnte Planung waren umsonst. Das wollen wir doch nicht, oder?“ Der Führer lachte hämisch und zwinkerte mit dem linken Auge. Simon Schreiner versuchte innig, den angehenden Massenmörder durch seine Mimik und Gestik keine Antwort auf diese rhetorisch gemeinte Frage zu geben. Er wünschte sich nichts so sehr, als dass jetzt gleich wie bei den Cowboyfilmen aus seiner Jugend im Moment
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