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Ocean Rose. Erwartung (German Edition)

Ocean Rose. Erwartung (German Edition)

Titel: Ocean Rose. Erwartung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tricia Rayburn
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sehen wird ihn an Justine erinnern … und ich will nicht, dass er noch länger davonrennt.«
    Ich nickte. »Natürlich. Ich halte den Mund, bis du meinst, dass es okay ist.«
    Er atmete aus. »Danke.«
    Wir stiegen aus dem Wagen, und ich überließ ihm gern die Führung. Hierherzufahren war eine gute Idee gewesen. Zwar erwarteten wir beide nicht, Caleb tatsächlich am Hafen zu finden, aber er hatte hier gejobbt, seit er mit dreizehn endlich kräftig genug gewesen war, um die Auftankstutzen zu heben und beim Einziehen der Boote zu helfen. In den Sommerferien hatte er eigentlich jeden Tag neue Storys von der Marina erzählt, und wir wussten, dass einige seiner Kollegen auch seine besten Freunde waren. Jemand von ihnen musste einfach wissen, wohin er verschwunden war.
    Ich folgte Simon in die Hafenmeisterei. Sie war in einem Holzhäuschen untergebracht, dessen einziger Raum über und über mit bunten Bojen behängt war wie ein Tannenbaum mit Weihnachtsschmuck.
    »Sieh mal an, was der Wind uns hereingeblasen hat! Moment … du bist es wirklich, oder?« Captain Monty nahm die Brille ab, putzte sie mit einer Ecke seiner Seglerweste und setzte sie wieder auf. »Du siehst ein bisschen zu stattlich aus für den Carmichael-Jungen, den ich in Erinnerung habe, aber dieses Grinsen würde ich nie vergessen.«
    »Stimmt, ich bin keine optische Täuschung«, erwiderte Simon und schüttelte dem Captain die Hand. »An der Uni bin ich dieses Jahr in die Rudermannschaft eingetreten. Wie sich herausstellt, bekommt man durch drei Stunden Training pro Tag mehr als nur eine coole Sonnenbräune.«
    Womit dieses Mysterium aufgeklärt war.
    »Die Farbe steht dir auch nicht schlecht, wo du es schon erwähnst.« Captain Monty stützte die verschränkten Arme auf den Infotresen und beugte sich vor. »Und wen haben wir hier? Hübscher Fang.«
    Ich schüttelte unauffällig den Kopf, als Simon mir einenBlick zuwarf. Obwohl ich dem Captain im Laufe der Jahre ein paarmal begegnet war, hatte ich offenbar keinen bleibenden Eindruck hinterlassen. Jetzt war nicht der Augenblick, um mich ihm ins Gedächtnis zu rufen, denn ich wollte keine Fragen über Justine beantworten.
    »Das ist Vanessa. Eine Freundin von der Uni.«
    »Nicht nur hübsch, sondern auch ein helles Köpfchen, was? Du hattest immer schon Grips, mein Junge.« Er hob anzüglich die Augenbrauen, was mich normalerweise geärgert hätte, aber das war eben Captain Monty.
    »Also«, sagte Simon, »ich bin eigentlich hier, weil ich gehofft hatte, dass Sie uns bei etwas helfen können.«
    »Gerne. Ihr bekommt, was immer ihr wollt. Außer meine prächtige Barbara Ann da draußen. Die gebe ich nicht her.«
    Ich blickte am Captain vorbei durch das Fenster. Barbara Ann, der uralte Fischkutter, der seit dreißig Jahren an derselben Stelle verankert war, dümpelte noch immer nahe bei der Hafenmeisterei im Wasser.
    »Schon klar.« Simon schaute lächelnd auf das Schiff. »Captain Monty, wir würden gerne wissen, ob Sie etwas von Caleb gehört haben.«
    Die buschigen weißen Augenbrauen zogen sich zusammen. Captain Monty schien kaum glauben zu können, dass Simon so etwas gefragt hatte. Dann musterte er mich, als müsse ich ihn dazu angestiftet haben. Er zog einen Bleistift heraus, den er hinters Ohr gesteckt trug, legte einen vergilbten Stapel Formulare vor sich auf den Tresen und studierte sie eingehend.
    »Ich weiß, dass er mindestens eine Woche nicht mehr da war – schlecht fürs Geschäft, und es tut mir leid, dass er Sie gerade am Anfang der Saison hängenlassen hat. Aber hat er Ihnen vielleicht irgendwas darüber gesagt, wo er hinwill?«
    Captain Monty beugte sich dichter über die Papiere aufdem Tresen und machte ein paar Einträge. Es schien so, als würde er uns entweder gar nicht hören oder uns ignorieren, bis wir aufgaben und gingen, aber dann begann er zu kichern. Zuerst leise, dann immer lauter, bis seine wettergegerbten Lippen bebten und seine Schultern zuckten.
    »Tut mir leid, ehrlich. Ich sollte nicht lachen.« Captain Monty stieß einen tiefen Seufzer aus. »Aber dein Bruder ist schon ein Schlawiner. Ich gebe ihm einen Job, gute Bezahlung, kostenloses Benzin, so viele Köder, wie er auf den Angelhaken bekommt, und er macht sich ohne ein Wort aus dem Staub. Ich bin mir wie ein alter Narr vorgekommen, als er ohne Erklärung auf und davon ist. Aber anscheinend war ich nicht der Letzte, der es mitbekommen hat.«
    »Der was mitbekommen hat?«, wollte Simon wissen.
    Captain Monty

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