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Ocean Rose. Erwartung (German Edition)

Ocean Rose. Erwartung (German Edition)

Titel: Ocean Rose. Erwartung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tricia Rayburn
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beworben. Das musste ich allerdings selbst rausfinden, weil sie es mir nie gesagt hat. Und jetzt ist sie fort, so dass ich sie nicht einmal nach dem Warum fragen kann.«
    Ich fühlte mich besser, sobald die Worte heraus waren, als sei eine Last von mir genommen worden. Die Schuldgefühle wegen meiner Ahnungslosigkeit waren allerdings immer noch da. Sie würden nicht einfach verschwinden, nur weil ich die Wahrheit laut aussprach. Aber wenigstens gab es nun jemanden, der mich verstehen konnte. Simon starrte mich an, ließ den Kopf gegen die Rückenlehne sinken, und ich wusste, dass er sich genauso schuldig fühlte. Zwar wünschte ich ihm das Gefühl nicht, und er hatte es auch nicht verdient … aber mir war klar, dass er nichts dagegen tun konnte.
    »Wir werden ihn finden, Vanessa«, sagte er, streckte die Hand über den leeren Becher hinweg zu mir aus und strich mir ein paar Haarsträhnen aus der Stirn. »Ich kann dir sonst wenig versprechen, aber darauf gebe ich dir mein Wort.«

K APITEL 6
    W ann kommst du wieder nach Hause?«
    »Hallo, Mom«, sagte ich.
    »Ich habe von deinem Vater gehört, dass du nicht schläfst.« Ihre Stimme klang angespannt; ich konnte sie in ihrem typischen Outfit vor mir sehen: schwarzer Business-Anzug und ein Notebook vor sich auf dem Tisch.
    »Tue ich aber.«
    »Dein Vater hat etwas anderes gesagt.«
    »Wann?« Es war sinnlos, mich aufzuregen, aber ich war nicht in der Stimmung für einen ihrer Vorträge. »Wann hat er das gesagt?«
    »Heute Morgen.«
    »Es ist halb acht. Dad hat sich in den Kissen rumgerollt und gerade noch geschafft zu murmeln: ›Vanessa kann nicht schlafen‹, bevor du aus dem Bett gesprungen und zu deiner Tretmühle gehetzt bist?«
    Mom schwieg einen Moment. »Vanessa, ich werde mich nicht dafür entschuldigen, dass ich mir Sorgen mache.«
    »Schon gut«, gab ich nach. »Tut mir leid.«
    »Danke. Also, wie geht es dir wirklich?«
    »Gut. Wirklich.«
    »Bist du bald fertig mit dem, was immer du da oben erledigen wolltest? Dieses Wochenende wird im Kunstmuseum eine wundervolle neue Ausstellung eröffnet, und ich habe Tickets für den VIP-Empfang. Es soll eine Gartenparty werden. Bei Chanel habe ich ein phantastisches Kleid gesehen, das dir hinreißend stehen würde.«
    »Ich glaube nicht, dass ich rechtzeitig zurück bin. Aber danke der Nachfrage.«
    »Schatz, ich weiß ja, dass es schwer für dich ist, und ich mache dir auch keine Vorwürfe, weil du dich verstecken willst. Glaubst du, ich muss mich nicht jeden Tag überwinden aufzustehen?«
    Nein, das glaubte ich wirklich nicht, nur hatte ich mehr Takt, als das laut auszusprechen.
    »Aber Menschen brauchen Gesellschaft. Besonders in Zeiten wie jetzt. Darum bin ich wieder zur Arbeit gegangen.«
    »Ich habe Gesellschaft«, sagte ich.
    »Ach, wirklich?« Ihre Stimme rutschte eine Oktave höher. »Wen?«
    Ich schaute auf den Kücheneingang von Bettys Fischerhaus . Besser, ihr das nicht gleich auf die Nase zu binden. »Simon. Er ist während der Ferien hier.«
    »Vanessa«, sagte sie und klang so besorgt, als hätte ich ihr gebeichtet, dass Simon und ich gerade von einer Blitzhochzeit in Las Vegas zurückgekehrt waren. »Ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist.«
    »Warum denn nicht? Du findest Simon toll. Schließlich habt ihr ihm immer die Verantwortung überlassen, wenn ihr mit Mr und Mrs Carmichael ausgegangen seid.«
    »Ja, ich weiß … aber jetzt haben sich die Dinge geändert.«
    »Die Dinge vielleicht, Simon aber nicht.« Ich machte eine bedeutungsvolle Pause. »Er passt auf mich auf. Ich dachte, das würde dich freuen.«
    »Mich würde es freuen, wenn du nach Hause kämest. Die Gartenparty ist am Samstagabend. Was hältst du davon, dirheute einen ruhigen Tag zu gönnen, darüber nachzudenken und mich morgen früh anzurufen?«
    Ich hatte nicht vor, meine Meinung zu ändern, aber sagte trotzdem, das sei eine gute Idee. Dann legte ich auf.
    In einer Hinsicht hatte Mom recht: Es half, unter Menschen zu sein. Das hatte sich bestätigt, als ich letzten Abend in das leere Haus zurückgekehrt war. Ich hatte das Licht, den Fernseher und das Radio angelassen, aber nachdem ich den ganzen Tag mit Simon zusammen gewesen war, hatten sie mich nur umso deutlicher spüren lassen, dass ich wieder allein war. Einen Moment war ich in Versuchung gewesen, ihn einzuladen und einen Film zu schauen – ich hatte sogar schon nach dem Telefon gegriffen und gewählt –, aber dann hatte ich mich anders entschieden. Schließlich

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