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Ocean Rose. Erwartung (German Edition)

Ocean Rose. Erwartung (German Edition)

Titel: Ocean Rose. Erwartung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tricia Rayburn
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Captain uns nach, als wir die Tür öffneten. »Und lasst euch beim Schwimmen nicht von den Haien erwischen!«
    Ich erstarrte bei dieser Warnung. »Haie?«
    »Diesen Sommer sind sie besonders aktiv«, meinte er. »An den Stränden liegen überall Fischreste, und die Ausflugsboote haben Sichtungen gemeldet. Manche Leute glauben sogar, dass Carsons von einem geschnappt wurde. Sein Körper war zwar noch in einem relativ gutem Zustand, aber ein Hai könnte ihn rausgezerrt und dann wegen der starken Strömung losgelassen haben. Falls Carsons schon draußen im tiefen Wasser war, hätte er keine Chance gehabt, bei dem Sturm zurück zur Küste zu schwimmen.«
    Als wir zurück über den Parkplatz gingen, schüttelte ich den Kopf, um die Alarmglocken loszuwerden, die dumpf darin läuteten. Beim Kombi angekommen, hatte ich sie weit genug gedämpft, um mich auf unsere augenblickliche Aufgabe zu konzentrieren.
    »Ich kapiere es nicht«, sagte Simon, als wir im Wagen saßen. »Für Caleb war das nicht nur irgendein Ferienjob. Ihm ging es bei der Arbeit nie ums Geld. Wenn es darauf angekommen wäre, hätte er besser bei einem der Restaurants angefangen, als Parkwächter oder Kellner.«
    »Hast du eine Ahnung, warum er dir nichts gesagt hat?«, fragte ich vorsichtig.
    Er starrte durch die Windschutzscheibe. »Nein«, antwortete er schließlich. »Ich weiß es nicht. Ich meine, wir haben zwar nicht mehr so oft geredet, seit ich auf dem College bin, aber wenn er am zwanzigsten August aufgehört hat, war ich noch zu Hause. Die Kurse haben erst in der Woche danach begonnen. In den letzten Tagen vor dem College haben wir oft zusammen geangelt … und er hat mir nichts erzählt.«
    »Vielleicht wollte er nicht, dass du dir Sorgen machst oder Probleme siehst, kurz bevor du ausziehst? Du hattest ja schon genug um die Ohren.«
    »Vielleicht.«
    »Willst du dich noch ein bisschen am Hafen umhören? Vielleicht weiß jemand mehr.«
    Er schüttelte den Kopf und ließ den Wagen an. »Du hast doch den Captain-Monty-Schrein gesehen, den Caleb in seinem Zimmer errichtet hat. Alles voller Fotos und Seekarten. Wenn er etwas hätte erzählen wollen, dann entweder dem Captain oder niemandem.«
    Ich schwieg einen Moment. »Abgesehen von Carsons.«
    »Carsons, ja.« Mit einem Seufzer legte er den Gang ein.
    Fünfzehn Minuten später hatte sich der Blick durch die Windschutzscheibe geändert, und anstelle der Fischkutter und kleinen Motorboote lagen hier zweistöckige Yachten so still auf dem Wasser, als seien sie an Land. Auf den ausgedehnten Decks sah man Frauen beim Sonnenbaden und Männer beim Kartenspielen, während Kinder nirgendwo zu entdecken waren. Vermutlich hockten sie drinnen und hatten sich in Hightech-Heimkinos hinter DVD-Filmen und Computerspielen verschanzt.
    Eine Mitgliedschaft im Lighthouse Wellness Resort hatte offenbar nicht den Sinn, nach einem langen Tag auf dem Wasser einen Liegeplatz zu haben, sondern gar nicht erst auf das Wasser hinausfahren zu müssen.
    »Mit Winter Harbor hat das hier nichts mehr zu tun«, sagte Simon und betrachtete einen Angestellten, der einen Kasten edles Mineralwasser an Bord einer Yacht namens Exkursion schleppte. »Und mit Caleb erst recht nicht.«
    Während ein silberhaariger Mann in Khakihose und rosafarbenem Polohemd den Angestellten oben an der Rampe empfing, erschien in meinem Kopf Justines Pinnwand. Ichsah die Bewerbungsformulare, Moms Post-it-Zettel und die angeberischen College-Logos so deutlich vor mir, als seien sie an die Windschutzscheibe vor mir gekleistert, anstatt sich fünfhundert Meilen entfernt in Boston zu befinden. Und im Zentrum prangte der leere Bogen für den persönlichen Aufsatz. Ich kannte Justine nicht länger, und im Gegensatz zu Simon hielt ich nichts für ausgeschlossen.
    Such ihn, so schnell du kannst … aber du findest ihn nur, wenn er das will …
    »Justine hatte nicht vor, nach Dartmouth zu gehen«, sagte ich mit beherrschter Stimme. »Ein ganzes Jahr lang hat sie in einem Dartmouth-Shirt geschlafen, hat einen Dartmouth-Schlüsselanhänger benutzt und einen Dartmouth-Regenschirm aufgespannt, wenn es regnete. Sie hat absolut jeden – auch mich – überzeugt, dass sie nach Ferienschluss dort anfangen würde. Wann immer meine Eltern nach Unterlagen oder Rechnungen gefragt haben, behauptete Justine, darum habe sie sich bereits gekümmert.« Ich wandte mich Simon zu, als ich seinen Blick spürte. »Aber alles war eine Lüge. In Wirklichkeit hat sie sich nicht mal

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