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Ocean Rose. Erwartung (German Edition)

Ocean Rose. Erwartung (German Edition)

Titel: Ocean Rose. Erwartung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tricia Rayburn
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Stirn zu meinem Halsansatz ausbreitete. »Aber Simon ist gerade vorbeigekommen. Wir gehen uns was zu essen holen. Ich rufe dich später an, okay?«
    »Ist mit dir alles in Ordnung?«, fragte Simon, als ich auf den Aus-Knopf gedrückt hatte und mich wieder umwandte.
    »Danke, alles bestens.« Ich öffnete die Tür noch ein Stück und trat zur Seite. »Willst du reinkommen?«
    »Also eigentlich …«, er schaute über die Schulter zu seinem Haus, »… bin ich hier, um zu fragen, ob du mitfahren willst.«
    »Mitfahren, wohin?«
    Sein Kiefer spannte sich. »Caleb suchen.«
    Ich fühlte das Herz gegen meine Rippen schlagen. Zwar hatte ich vorgehabt, zum Fischerhaus zurückzukehren, denn Louis hatte gesagt, er könne jederzeit zusätzliche Hilfe gebrauchen, aber Caleb kam an erster Stelle. »Gib mir ein paar Minuten.«
    Er trat in die Küche, während ich für eine Blitzdusche ins Badezimmer stürmte. Ich wusste nicht, warum er ausgerechnet heute entschieden hatte, dass es an der Zeit war, Caleb zu finden. Aber der Grund war mir auch egal, und ich war froh, dass er mich mitkommen ließ. Erstens war es gut, bei so etwas Gesellschaft zu haben, und zweitens würde ich unter Simons Führung garantiert schneller zum Ziel gelangen. Calebs Bruder musste schließlich besser wissen, wo er zu finden war, als ich.
    Meine hübsche Vanessa …
    Ich hatte mich gerade fertig angezogen und föhnte mir das Haar, als ich Justines Stimme hörte. Der Spiegel über dem Waschbecken war mit Dampf von der Dusche beschlagen, aber etwas hinter mir hatte hell aufgeblitzt – wie ein aufflammendes Streichholz, nur war das Licht eher silbern als golden gewesen.
    Das Haus am See war fünfundsiebzig Jahre alt. Hier funkelte und glänzte überhaupt nichts, und das galt besonders fürs Badezimmer, das nicht mehr renoviert worden war, seit Dad das Haus in den Achtzigern gekauft hatte. Die Fliesen an den Wänden und auf dem Fußboden waren moosgrün, die Schränke bestanden aus dunklem Holz mit schwarzen Griffen. Alles, was in einem normalen, modernen Badezimmer silbern geschimmert hätte, wie etwa die Wasserhähne, war bei uns bronzefarben.
    Ich wischte mit einer Hand den Wasserdampf weg. »Jetztfängst du wirklich an zu spinnen«, sagte ich zu meinem Spiegelbild. »Nur noch eine Halluzination entfernt von der Klapsmühle.«
    Einundzwanzig, zweiundzwanzig, dreiundzwanzig …
    Ich erstarrte. Ein metallisches Aufblinken erschien über meiner rechten Schulter, dann zwischen meinem erhobenen linken Ellbogen und dem Oberkörper.
    Such ihn, so schnell du kannst … aber du findest ihn nur, wenn er das will …
    Ihre Stimme umgab mich wie kühler Morgennebel, der vom Seewasser aufsteigt, und hüllte meine Arme und Beine in den dünnen grauen Feuchtigkeitsfilm, den ich immer gar nicht schnell genug abwaschen konnte. Ich schloss meine Augen, um die Sinnestäuschungen auszuschließen, sowohl ihre Stimme als auch ihr Bild aus dem nächtlichen Traum, das mich immer noch verfolgte: ihre Haut voller dunkelroter und gelblicher Flecken, ihre Haare wie Klumpen aus schwarzem Seetang, die ihr über den Rücken fielen.
    »Bin gleich bei dir, Simon!«, rief ich in einem kläglichen Versuch, das Unsichtbare zu verscheuchen, das mich diese Dinge sehen und hören ließ.
    Als ich auf die Tür zustürzte, stieß ich heftig gegen den Handtuchhalter. Durch den Zusammenprall verlor ich die Bürste, die ich noch immer in der Hand gehalten hatte, öffnete aber nicht die Augen, um sie zu finden. Ich ließ sie liegen und tastete blind umher, bis meine Hand den Türknauf berührte.
    Meine Augen flogen auf, sobald ich den Flurteppich unter meinen Füßen spürte. Während ich in Richtung Küche rannte, hatte ich das gleiche Gefühl wie immer dann, wenn ich mit anderen Leuten durch den Wald wanderte und aus Versehen ans Ende der Gruppe geriet: so als sei ich nicht wirklich die Letzte in der Reihe.
    »Alles okay?«, fragte Simon, als ich in der Küche rutschend zum Halten kam.
    »Alles prima«, versicherte ich und versuchte zu lächeln. »Ich kann es nur gar nicht erwarten aufzubrechen.« Ich nahm mein Portemonnaie vom Küchentresen und ging nach draußen, bevor erweitere Fragen stellen konnte. Als er nicht gleich folgte, schaute ich zurück durch die Türöffnung.
    »Ich weiß nicht genau, um wie viel Uhr wir zurück sein werden, also habe ich den Fernseher angeknipst«, erklärte er, als er aus dem Wohnzimmer in die Küche kam.
    Sprachlos schaute ich zu, wie er die Stufen

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