Ocean Rose Trilogie Bd. 3 - Erfüllung
erzählen.«
Er schaute zu Boden und versuchte sich offenbar zu entscheiden, welches Thema wir als Erstes besprechen sollten: mein Schweigen über den Vorfall im Restaurant oder die Nachricht von Paige. Nach kurzem Zögern entschied er sich für die Nachricht.
»Die Sicherheitskameras im Fischerhaus haben gefilmt, wie das Paket abgeliefert wurde. Die Bilder sind nicht sehr gut, aber Paige hat einen Verdacht, wer die Kette gebracht hat, und möchte, dass du ihn bestätigst.«
Als mir klar wurde, was das bedeutete, schlang ich mir die Arme um den Bauch und wandte mich ab.
»Vanessa, das ist doch eine gute Nachricht!« Simon stellte sich neben mich. »Natürlich gäbe es schönere Arten, einen Nachmittag zu verbringen, und du kannst mir glauben, dass ich lieber an dem Punkt weitermachen würde, wo wir vor fünf Minuten aufgehört haben. Aber sobald wir wissen, wer die Halskette abgegeben hat, kennen wir wahrscheinlich auch den Absender der E-Mails … und damit den Täter, der für alles andere verantwortlich ist. Je schneller wir diese Information haben, desto eher können wir ihn aufhalten und mit unserem normalen Leben weitermachen. Diesmal endgültig.«
Natürlich hatte er recht. Jedenfalls bei allem außer dem »normalen Leben«.
Denn ganz egal, ob ich auf dem Überwachungsvideo jemanden erkannte, ob wir den Killer fanden und stoppten oder nicht, ich würde nicht einfach weitermachen können. Erst recht galt das für Simon und mich. Diese Hoffnung hatte Charlotte mir gestern Nacht genommen.
Aber jetzt war nicht der Moment für Selbstmitleid. Dazu würde ich später noch ausreichend Gelegenheit haben, so kurz meine Zeit auch insgesamt sein mochte.
»Okay«, sagte ich und heftete meinen Blick auf den Hafen in der Ferne. »Gehen wir.«
Simon marschierte voran, als wir den Berg wieder herunterstiegen. Ich hatte es auf dem Rückweg weniger eilig, und außerdem waren alle meine Bewegungen verlangsamt. Mein Körper schleppte sich so mühsam voran, als wären meine Wanderschuhe mit dem Felsgestein gefüllt, auf dem wir eben noch gelegen hatten. Wäre Simon jemand anderer gewesen – der sich nicht schon vor meiner Verwandlung in mich verliebt hatte –, dann hätten die Küsse und das wilde Geschmuse mir so viel Energie gegeben, dass ich förmlich den Pfad entlanggeflogen wäre. Stattdessen schien der Körperkontakt mit Simon eher den gegenteiligen Effekt zu haben.
Dieser Gedanke war so niederschmetternd, dass ich ihn sofort verdrängte und mich nur darauf konzentrierte, was als nächste Aufgabe vor mir lag.
Als wir uns dem Jeep näherten, der am Straßenrand geparkt stand, bot Simon mir an zu fahren. Aber ich behauptete, dass es mir bestens ging, und setzte mich ans Steuer. Auf dem Weg in die Stadt redeten wir nicht, aber dafür schien die Strecke auch viel zu kurz. Überraschend schnell bogen wir auf den Parkplatz von Bettys Fischerhaus ein – der fast voll besetzt war.
»So gesehen, war der gestrige Abend wohl wirklich ein Erfolg«, sagte Simon, während ich auf einen leeren Platz im Mitarbeiterbereich fuhr.
Er griff nach meiner Hand, als wir aus dem Jeep stiegen. Gerade waren wir die ersten Stufen der Hintertreppe hinaufgegangen, als Paige sich über das Geländer des Pausenbalkons beugte und zu uns herunterrief.
»Sorry, dass ich euch beim Turteln stören musste … aber das müsst ihr euch einfach anschauen.«
Simon und ich wechselten einen Blick. Er ließ meine Hand los, um mir die Tür aufzuhalten.
»Wir kennen den Typen«, erklärte Paige, als wir auf den Balkon traten. Sie saß vor einem Notebook, neben sich Caleb und Natalie. »Ich weiß nicht genau, woher … aber ich bin sicher, dass wir ihn kennen.«
Natalie lächelte zu uns hoch, dann beugte sie sich näher an den Bildschirm vor. Ich warf einen Blick auf Simon, der die Augenbrauen zusammenzog und verwirrt mit schmalen Augen auf die Szene blickte. Anscheinend fragte er sich das Gleiche wie ich.
Was hatte sie hier zu suchen?
Paige drehte das Notebook herum, so dass es in unsere Richtung zeigte. »Was meint ihr?«
Okay, über Natalie konnten wir uns später Gedanken machen. Jetzt traten wir erst einmal an den Tisch und schauten uns die schwarzweiße Filmaufnahme an. Sie stammte von der Sicherheitskamera über dem Haupteingang und zeigte zuerst nur einige Seeleute, die auf dem Treppenabsatz rauchten und sich lachend unterhielten. Nach zehn Sekunden tauchte aus dem Schatten am Rand des Kamerabereichs ein junger Mann in Jeans, Parker und
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