Ocean Rose Trilogie Bd. 3 - Erfüllung
wünsche dir einfach von ganzem Herzen, dass du wieder mit der Liebe deines Lebens vereint wirst … und ich möchte gerne glauben, dass dieser Sommer normaler wird als der letzte. Wenn wir über irre Stalker reden, ist das eher schwierig.«
»Verstehe ich. Ehrlich.«
Sie lehnte sich mit gekreuzten Armen auf den Stapel aus rotem Papier und beugte sich zu mir vor. »Gab es noch andere Fotos? Außer dem von letzter Nacht?«
»Ja. Wir waren aber glücklicherweise auf keinem drauf. Genauer gesagt war überhaupt niemand darauf zu sehen. Die Bilder haben nur normale Touristenmotive gezeigt: den Strand, Wanderwege, Felsen. Ohne das letzte Foto könnte die Kamera jedem beliebigen Besucher von Winter Harbor gehören.«
»Vielleicht war es einer von den Kaufinteressenten, die vorher bei der Hausbesichtigung dabei waren?«
»Kann schon sein. Das macht halbwegs Sinn. Aber warum sollten sie das Haus so spät abends besuchen, wenn vermutlich niemand da ist?«
Paige wollte gerade antworten, wurde aber unterbrochen, als eine Kaffeekanne zwischen uns auf dem Tisch erschien.
»Ihr beide seht aus, als ob euch die Köpfe rauchen«, meinte Natalie und stellte noch zwei Tassen und eine Zuckerdose dazu. »Ich dachte, bei der vielen Arbeit könntet ihr einen Energieschub vertragen.«
»Vielen Dank!« Paige richtete sich strahlend auf ihrem Stuhl auf. Sie war sichtlich dankbar für die Unterbrechung. »Du bist die Beste! Habe ich nicht recht, Vanessa?«
Wenn man bedachte, wie lange wir Natalie kannten, kam mir diese Einschätzung übertrieben vor. Aber dann entschied ich, dass ich immer noch an einem Rest Verfolgungswahn von unserem ersten Treffen litt, der nun durch die sicherlich unbegründete Sorge verstärkt wurde, dass sie gerade unser Gespräch mitgehört hatte. Also schob ich meine Bedenken beiseite.
»Zumindest hat sie ein hervorragendes Timing.« Ich lächelte Natalie an, während sie meine Tasse füllte. »Danke.«
»Kein Problem. Also, was wird heute angepackt? Küchenfliesen? Deckenzierleisten? Kupferne Wasserhähne?«
Paige neigte den Kopf zur Seite. »Kupfer. Hm, daran hatte ich noch gar nicht gedacht.«
Ich hielt eine der Lederhüllen in die Höhe. »Neue Speisekarten.«
»Was ist denn an den alten verkehrt?«, wollte Natalie wissen.
»Genau das«, erwiderte Paige, »sie sind alt. Uralt, um genau zu sein. Gedruckt auf laminiertem Bastelkarton, der früher mal rot war, aber schon vor ungefähr fünfzig Jahren verblichen ist.«
»Habt ihr denn auch die Gerichte geändert?«, wollte Natalie wissen.
»Nein«, antwortete Paige, »nur die Namen.«
Natalie schaute auf die fertige Speisekarte, die Paige in die Höhe hielt. »Wieso das denn?«
»Aus demselben Grund, weshalb wir alles neu gestrichen haben. Um Bettys Fischerhaus wieder mit Leben zu erfüllen und Kunden anzulocken.«
Natalie nickte. Zögernd.
»Was ist?«, fragte Paige.
»Nichts. Ein neues Image ist immer gut.«
Paige schaute auf die Karte und schürzte die Lippen.
»Ich meine nur …«, fuhr Natalie fort, »glaubst du wirklich, dass rotes Papier etwas verändert?«
»Vielleicht hätte ich lieber Pink nehmen sollen«, murmelte Paige.
»Alle Farben des Regenbogens würden nichts daran ändern. Die Leute interessiert es kein bisschen, wie die Speisekarte aussieht.«
Da war ich sogar ihrer Meinung. Aber als ich Paiges enttäuschte Miene sah, musste ich trotzdem etwas einwerfen. »Wenn die Karten so toll aussehen wie diese, machen sie bestimmt einen Unterschied.«
»Kann schon sein«, sagte Natalie. »Aber ich habe meine Zweifel.«
»Was würdest du denn vorschlagen?«, fragte ich. »Du hast doch schon in einem anderen Restaurant gearbeitet, stimmt’s? Wie ist das Geschäft denn dort gelaufen?«
»So gut, dass die Leute schon um drei Uhr für einen Platz angestanden haben, obwohl der Laden erst um fünf aufgemacht hat.« Sie schaute Paige an, die damit beschäftigt war, Zucker in ihren Kaffee zu schütten. »Aber das war auch eine ganze andere Art von Lokal.«
Ich wartete darauf, dass Paige antwortete oder wenigstens aufschaute. »Ein paar Tipps können nicht schaden, oder?«, fragte ich, als sie überhaupt nicht reagierte.
Paige nippte an ihrem Kaffee und zwang sich zu einem Lächeln. »Ja, klar.«
»Wisst ihr was? Tut mir leid, dass ich mich eingemischt habe. Vergesst es einfach.« Natalie wandte sich zum Gehen. »Schließlich geht mich das alles nichts an. Ich bin hier nur die Bedienung. Was weiß ich schon von
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