Ocean Rose Trilogie Bd. 3 - Erfüllung
wenigstens zu verhindern, dass er sich zwanghaft damit beschäftigte. Schließlich war er der geborene Wissenschaftler, der immer alles in Frage stellen musste, statt es einfach hinzunehmen. Doch seit unserem ausführlichen Small Talk beim alten Ferienhaus hatte ich die Hoffnung, dass ein Teil von ihm das Gleiche wollte wie ich. Vielleicht konnte ich ihn wirklich so weit bringen, dass er sich in meiner Gegenwart entspannte. Wir würden genau wie früher miteinander lachen, reden oder schweigen.
Dazu musste ich nur herausfinden, wie ich ihn von meinen Vorzügen überzeugen konnte. Ich hatte noch nie ein richtiges Date geplant (denn Simon und ich waren nicht lange genug ein Paar gewesen, um dafür Zeit zu haben). Vor allem musste ich einen Platz finden, der zwei Kriterien erfüllte:
Erstens sollte es ein Ort sein, wo wir noch nie zusammen gewesen waren.
Zweitens sollte er sich auf keinen Fall am Meer befinden.
Als Ergebnis befanden wir uns eine Woche später auf dem Weg nach Crawford, einem winzigen Städtchen zwei Stunden westlich von Winter Harbor. Bei meiner intensiven Recherche im Internet wurde der Ort als ein ruhiger, pittoresker Flecken inmitten von Bergen beschrieben. Also die perfekte Stelle, um die Romantik zwischen uns wiederaufleben zu lassen.
Außerdem die perfekte Stelle für ein Frühstück, wie sich herausstellte.
»Du hast gar nicht erwähnt, dass zu diesem kleinen Abenteuertrip auch die besten Pfannkuchen der Welt gehören.« Simon steckte sich eine weitere Portion in den Mund.
»Nicht? Aber auf den leckersten, süßesten Ahornsirup von Maine habe ich dich bestimmt vorbereitet, oder?«
»Hausgemacht«, erklärte die Kellnerin und füllte unsere Wassergläser auf. »Der stammt direkt von den Bäumen, unter denen ihr sitzt.«
Ich schaute zu den belaubten Ästen auf. Die Sonne schimmerte hindurch und wärmte mein Gesicht. Bei unserer Ankunft hier beim Restaurant, das mehr wie eine baufällige Scheune aussah, waren wir zuerst nach drinnen gegangen, wo es genug freie Tische gab. Aber dort hatten auch einige Bauern bei ihrem Morgenkaffee gesessen. Die meisten hatten nur flüchtig in unsere Richtung geschaut, doch einer hatte sein Messer fallen lassen und es nicht wieder aufheben können, weil er die ganze Zeit in meine Richtung starrte. Das war für mich Grund genug, einen Tisch draußen zu verlangen, wo es den anderen Gästen anscheinend noch zu kalt war.
Als ich den Blick wieder senkte, hielt Simon mir den Salzstreuer entgegen.
»So süß ist der Sirup nun auch wieder nicht«, sagte ich.
»Ich dachte, du willst vielleicht dein Wasserglas damit präparieren.«
Ich nahm eine Toastscheibe von meinem Teller und konzentrierte mich aufs Essen. »Nicht nötig.«
»Aber das hilft dir, nicht auszutrocknen, oder?«
»Ja, schon.« Ich zuckte mit den Schultern. »Manchmal.«
Mit klopfendem Herzen wartete ich darauf, dass er mich weiter ausfragte. Als nach einer Minute noch immer nichts kam, schaute ich auf und sah ihn wieder an seinem Pfannkuchen kauen. Der Salzstreuer stand an seinem Platz neben dem Pfeffer.
»Wie bist du eigentlich darauf gekommen hierherzufahren?«, fragte Simon im Plauderton. »Der Ort liegt ja ziemlich versteckt.«
»Ich habe im Fischerhaus ein paar Touris darüber reden hören.« Diese Antwort hatte ich eingeübt, damit er bloß nicht auf die Idee kam, wie viele Stunden ich in Wahrheit nach der perfekten Stelle für ein erstes Date gesucht hatte. »Sie haben gesagt, für einen Tagesausflug sei das ein tolles Ziel, und die Landschaft auf der Fahrt sei wunderschön.«
»Damit hatten sie auf jeden Fall recht. Wenn man zwanzig Jahre lang hier in der Gegend wohnt und jeden Feldweg kennt, schaut man normalerweise kaum noch hin. Aber diese Straße bei Sonnenaufgang mit den blühenden Hügeln … und mit offenem Autoverdeck, so dass man den Blumenduft riecht, als hätte man seine Nase direkt hineingesteckt …«
»Nicht schlecht«, sagte ich.
Er grinste. »Nein, gar nicht schlecht.«
Ich erwiderte sein Lächeln, und mein Körper entspannte sich. Bisher lief alles noch besser als erhofft. Als Simon gestern sein Lunchpaket im Restaurant abgeholt hatte und ich ihm einen gemeinsamen Ausflug vorschlug, war er ohne Zögern einverstanden gewesen. Er hatte nicht einmal nach dem Grund oder dem Ziel gefragt, sondern nur gemeint, ich könnte ihm die Einzelheiten simsen. Auf meine SMS hatte er Sekunden später geantwortet und mir geschrieben, dass er sehr gerne bei meinem frühmorgendlichen
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