Ocean Rose Trilogie Bd. 3 - Erfüllung
Schultern. »Aber ich wurde von anderen Dingen abgelenkt, wie du weißt, und habe die Gästeliste nicht so genau im Blick behalten. Vielleicht hat Natalie ein paar Leute mehr eingeladen. Oder das Event hat sich von selbst herumgesprochen – was schließlich genau der Effekt ist, den wir erreichen wollten.«
Ja, mit der Zeit. Nicht sofort. Zuerst hatten wir herausfinden wollen, was funktionierte und was nicht.
»Ach, übrigens«, sagte Paige und lächelte, »habe ich schon erwähnt, wie umwerfend du heute aussiehst?«
Sie wurde von einem der Kellner weggerufen, bevor ich etwas darauf erwidern konnte. Ich wandte mich der nächsten Truppe wartender Seeleute zu und bat sie, mir zu folgen. Auf dem Weg zum Barbereich warf ich einen unauffälligen Blick in den Spiegel über dem Kamin.
Paige hatte recht. Bevor Simon und ich ein Paar wurden, war ich immer viel zu gehemmt gewesen, mir Gedanken um mein Aussehen zu machen. Das hatte sich inzwischen geändert, aber eigentlich konzentrierte ich mich eher auf meine äußeren Mängel – vielleicht weil ich mir wünschte, andere Männer würden mich weniger bemerken. Seit wir nach Winter Harbor zurückgekehrt waren, hatte mein Spiegelbild mich schon zweimal völlig überrascht. Das erste Mal nach dem Vorfall im Restaurantkeller, und das zweite Mal gestern Abend, als ich mich bettfertig gemacht hatte und in Gedanken noch einmal die Vorfälle des Tages durchgegangen war. Auf der Kinotoilette war ich nahe am Zusammenbrechen gewesen, und Ericas Tod hatte mich entsetzt und verängstigt, also hätte ich abends eigentlich zu schwach sein sollen, um mich auf den Beinen zu halten.
Stattdessen hatte ich mich gefühlt, als könnte ich Bäume ausreißen. Und als ich nun in den Spiegel schaute, stockte mir der Atem.
Für mein Aussehen gab es nur eine Erklärung. Wenn ich meine Sirenenstimme benutzte, wie ich es im Restaurantkeller und im Kino getan hatte, blühte mein Körper durch die zusätzliche Energie auf wie nie zuvor. Ich fühlte mich nicht nur um ein Vielfaches stärker, sondern meine Augen strahlten und meine Haut schimmerte, als sei ich so übervoll von Leben und Liebe, dass diese Vitalität wie ein gleißendes Licht aus mir herausbrach.
Ich konnte den Effekt nicht mehr leugnen, denn das Ergebnis war unübersehbar.
Meine Verwandlung war atemberaubend.
»Vanessa?«
Ich hatte die Seeleute gerade zur Barecke gebracht und wirbelte herum, als ich Olivers Stimme hörte. Er stand im Eingangsbereich und hatte einen Arm schützend um Betty gelegt.
»Was ist denn hier los?«, rief er über das Stimmengewirr hinweg. »Was machen denn die ganzen Leute hier?«
»Eine Party!«, warf Betty begeistert ein. »Das kann selbst ich sehen.«
»Aber Paige hat von einer winzigen Veranstaltung gesprochen. Deshalb sind wir vorbeigekommen. Wir wollten einfach eine Kleinigkeit essen und hallo sagen.«
»Und wir freuen uns wirklich, dass ihr da seid.« Ich umarmte beide hastig und versuchte, Paiges Blick aufzufangen. Doch sie war zu sehr damit beschäftigt, sich mit den Seeleuten an den Ausstellungstischen zu unterhalten. »Wahrscheinlich haben die Leute nach dem lahmen Saisonanfang nur auf eine Gelegenheit gewartet, mal richtig Party zu machen. Ich schaue, ob ich einen Platz für euch finde. Kann ich euch zwischendurch schon was zu trinken bringen?«
Ich schickte einen Kellner los, um Eistee zu holen, und zwei andere, um Stühle und einen kleinen Tisch vom Pausenbalkon nach unten zu schleppen. Gerade wollte ich zum Foyer zurückkehren, als ich an Natalie vorbeikam. Sie war auf dem Weg zur Küche und packte mich am Arm.
»Ist das nicht toll?«, fragte sie strahlend. »Das Fischerhaus ist vollgestopft bis zum Dach!«
»Toll … so kann man es nennen. Auf jeden Fall sind mehr Leute da, als wir erwartet haben.«
»Und alle haben einen Riesenspaß.« Sie reckte das Kinn. »Vor allem unsere Lieblingschefin.«
Ich schaute über die Schulter. Eben hatten Paige noch mit einzelnen Seeleuten gesprochen, während sie dafür sorgte, dass die Fische ordentlich in den Eisbottichen drapiert wurden. Jetzt hatten sämtliche Männer sie umringt und würdigten die ausgestellten Fänge keines Blickes. Paige stand in der Mitte, lachte, lächelte und tätschelte hier und da eine Hand oder eine Schulter.
»Vielleicht sollte ich mir davon etwas abgucken«, sagte Natalie. »Wenn ich mit einem Haufen junger, gutaussehender Bewunderer flirte, kann ich Will bestimmt vergessen.«
»Sie flirtet doch nicht«,
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