Ocean Rose Trilogie Bd. 3 - Erfüllung
flüsterte er gegen meine Lippen.
Zur Antwort küsste ich ihn noch stürmischer. Als wir uns ein paar Minuten später zum Luftholen trennten, zählte ich ihm weitere Gründe auf, warum er zumindest für diesen Abend ganz unbesorgt sein konnte. Mit Hilfe von Natalies Dad hatten wir nur einige ausgewählte Gäste eingeladen. Und Paige hatte wie versprochen mehrere Sicherheitskameras im Gebäude installieren lassen. Außerdem hatte sie ein paar männliche Kellner eingestellt – nicht, weil wir mehr Leute zum Bedienen brauchten, sondern für den Fall, dass jemand Ärger machte. Bei betrunkenen Handgreiflichkeiten war es immer gut, wenn man einen großen, starken Mann zum Streitschlichten hatte.
Ich beendete meine Aufzählung, indem ich Simon zeigte, dass ich auf meinem Handy eine Schnellwahltaste eingerichtet hatte, um die Polizei von Winter Harbor zu alarmieren.
»So ein blöder Mist«, knurrte Simon und starrte das Handy an. »Ich meine, gute Idee von dir … aber ich finde es kaum zum Aushalten, dass es eine gute Idee ist.«
Ich gab ihm noch einen letzten Kuss, dann gingen wir nach unten. Im Foyer trennten sich unsere Wege. Er verschwand durch die Tür, und ich stellte mich an den Empfangstresen. Als ich die Speisekarten zurechtrückte, die Paige für das heutige Event entworfen hatte – mit weniger als zehn Gerichten, inklusive Vor- und Nachspeisen, und dem Bild eines von Paige gezeichneten fliegenden Fisches auf einfachem Kopierpapier –, entdeckte ich neben dem Telefon eine Wasserflasche. Ein Post-it-Zettel klebte daran.
Seeleute können ziemlich redselig sein. Da hilft es, die Stimmbänder anzufeuchten! – Natalie
Nach unserem Zusammentreffen am Strand hatte mein ursprüngliches Misstrauen gegenüber Natalie nachgelassen, also war meine erste Reaktion, mich über die nette Geste zu freuen. Dann fiel mir wieder ein, wie sie mir vor ein paar Wochen gesalzenen Kaffee serviert hatte. Paige hatte mir später, ohne dass ich erst nachfragen musste, die Erklärung geliefert, dass der Aushilfskellner beim Nachfüllen den Salz- und Zuckerstreuer verwechselt hatte. Aber trotzdem war ein nagendes Gefühl der Unruhe geblieben.
Jetzt nahm ich die Flasche, öffnete sie und nippte vorsichtig daran. Kein Salz, stellte ich mit erleichtertem Lächeln fest.
Zum Glück hatte ich mich schon den ganzen Tag auf diesen Abend vorbereitet, so dass ich keinen Wassernachschub brauchte. Denn ich kam in der nächsten Stunde kaum zu Atem. Kaum hatte ich eine Gästegruppe zu ihrem Tisch begleitet und die Speisekarten überreicht, trafen auch schon die Nächsten ein. Die Eingangstür stand keine Minute still. Immer mehr Seeleute und Hobbyangler trafen mit Kühlboxen und Packpapierbündeln ein. Wenn ich sie in die Gaststube brachte, zeigte ich ihnen die dekorierte Tischreihe am Ende des Saals, über dem ein beschriftetes Banner hing. Es verkündete stolz:
ERSTER ANGLERWETTBEWERB
»SCHÄTZE DER SEE« IN BETTYS FISCHERHAUS!
Ich wartete auf ihre Reaktionen und konnte immer noch nicht ganz glauben, dass die PR -Masche vom Bergsteiger-Eck sich so einfach nach Winter Harbor verpflanzen ließ. Aber die meisten Gäste wirkten tatsächlich erwartungsvoll und neugierig. Wer weniger Begeisterung zeigte, wurde von der Ehefrau oder Freundin mitgeschleift – und davon gab es ziemlich viele, wie ich erleichtert feststellte.
Bald waren sämtliche Tische voll, und ich begann, Gäste an der Bar zu platzieren. Als mir auch dort die Sitzplätze ausgingen, winkte ich Paige zu mir, die an den Ausstellungstischen für Ordnung sorgte.
»Schick bloß keinen weg«, bat sie.
»Aber wir haben keine Stühle mehr«, protestierte ich. »Und eine Warteliste nützt auch nichts, schließlich wird von den Gästen so schnell niemand gehen.«
»Na gut, dann muss der Rest eben stehen. Verteil sie überall, wo noch Platz ist – meinetwegen auch auf der Veranda und dem Pausenbalkon.«
»Ist das nicht ein Verstoß gegen die Brandschutzvorschriften?«
»Kann schon sein.« Sie nickte in Richtung eines nahen Tisches. »Aber da sitzt der Inspektor.«
Offenbar gehörte er auch zu den Angelfanatikern, denn ich konnte bis hierhin hören, wie er seinen Kumpeln von seinem besten Fang aller Zeiten erzählte, während er Bier in sich hineinschüttete.
»Wieso sind hier überhaupt so viele Leute?«, fragte ich. »Hattest du nicht mit Natalie abgemacht, zuerst nur ein paar ausgewählte Gäste einzuladen? Um die Idee auszuprobieren?«
»Ja, stimmt.« Sie zuckte mit den
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