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Ocean Rose. Verwandlung (German Edition)

Ocean Rose. Verwandlung (German Edition)

Titel: Ocean Rose. Verwandlung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tricia Rayburn
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ernten, aber Simon hörte mich nicht. Oder er wollte mich nicht hören. Liebevoll strich er Zara eine Haarsträhne hinters Ohr und fuhr ihr mit den Fingern über die Wange, wie er es tausendmal bei mir getan hatte. Sie legte den Kopf schräg, barg das Gesicht in seiner Hand und schaute ihm in die Augen.
    »Nein«, flüsterte ich, während sich ihre Lippen einander näherten. »Bitte … tu es nicht.«
    Aber sie taten es. Direkt vor meinen Augen prallten sie mit einer Wucht aufeinander wie zwei Autos auf Crashkurs und küssten sich. Ein Kuss mit allem Drum und Dran: Sie lagen sich in den Armen, streichelten sich überall und machten keine Anstalten, Luft zu holen.
    Ich sank auf die Knie. Wie war das möglich? Wenn Zara schwächer war als zuvor, hätte es ihr nicht einmal gelingen sollen, Simon in ihren Bann zu schlagen, geschweige denn ihn zu zwingen, dass er ins Boot stieg, mit ihr zur Mitte des Sees fuhr und sie küsste. Hatte sie ihn verführt, bevor oder nachdem er die SMS geschrieben hatte, wegen der ich hergekommen war?
    Die Antwort wurde mir gleich darauf klar. Sie musste ihn schon vorher verführt haben. Unter ihrer Kontrolle hatte er geschrieben, dass er mich liebte. Wäre das die Wahrheit gewesen, hätte Zara schließlich keine Macht über ihn gehabt. Oder zumindest wäre er vor ihrem Kuss zurückgeschreckt, sobald ich ihn rief.
    Bevor diese Erkenntnis mich völlig lähmen konnte, trennten sich die beiden, und Zara erhob sich. Das Boot schwankte leicht, während sie den Reißverschluss des Fleecepullovers öffnete, ohne den Blick von Simon zu nehmen. Das Kleidungsstück glitt von ihren Armen und fiel auf den Boden des Bootes. Als Nächstes beugte sie sich nach links und rechts, um ihre Schuhe auszuziehen. Obwohl es hier draußen höchstens zehn Grad waren, trug sie nur ein enges weißes Top, als hätten wir Hochsommer statt Herbst. Der Anblick hatte den erwünschten Effekt auf Simon, der reglos und wie gebannt zuschaute.
    Zumindest, bis sie ins Wasser sprang. Da schnellte er auf die Füße, so dass sein Buch zu Boden klatschte und das Boot wild hin und her schwankte. Zweimal verlor er das Gleichgewicht und fiel zurück auf die Ruderbank, bevor er es schaffte, Jacke und Pullover auszuziehen.
    »Simon!«, versuchte ich es verzweifelt noch einmal. »Stopp! Du weißt ja nicht, was …«
    Ich war zu spät. Anscheinend konnte er es nicht ertragen, auch nur eine Sekunde länger von ihr getrennt zu sein, und sprang mitsamt Hose, Shirt und Schuhen über Bord.
    Ich hatte keinen Plan und wusste nicht, ob Simon mich überhaupt erkennen würde, wenn ich bei ihm ankam, oder was ich gegen Zara tun sollte. Aber das war mir egal. Ich ignorierte den Schmerz in meinem Kopf und meinem Herzen, schlüpfte aus meiner Jacke und den Schuhen, warf mein Handy auf den Steg und sprang ins Wasser. Es war so kalt, dass meine Muskeln sich sofort verkrampften. Doch nach den ersten Schwimmbewegungen wurden sie wieder geschmeidig, auch wenn ich anscheinend so unter Schock stand, dass ich trotz aller Anstrengung nicht auf meine übliche Geschwindigkeit kam. Bei meinem letzten Bad im Meer war ich so schnell gewesen, dass ich die Distanz in Sekunden zurückgelegt hätte, aber jetzt brauchte ich mehrere Minuten, um zum Boot zu gelangen.
    Zara und Simon ließen sich einige Meter entfernt im Wasser treiben und küssten sich leidenschaftlich über der tiefsten Stelle des Sees, die sich vor dem Grundstück unseres Ferienhauses befand.
    »Lass ihn in Ruhe, Zara!«, schrie ich und hielt mich am Bootsrand fest.
    »Hallo, Vanessa«, rief sie in einem Tonfall, als seien wir alte Bekannte, die sich gerade zufällig auf der Straße begegnet waren. »Wie nett, dass du dich dazugesellst.«
    »Warum ausgerechtet Simon?«, fragte ich. »Du kannst doch jeden haben, den du willst.«
    »Stimmt. Freut mich, dass du das bemerkt hast.« Sie schlang ihre Arme noch enger um ihn. »Aber Simon ist derjenige, den ich will. Und glücklicherweise erwidert er meine Gefühle. Stimmt doch, Simon?«
    Er versuchte wieder, sie zu küssen, aber sie wich ihm spielerisch aus. Als klarwurde, dass sie auf seine Antwort wartete, hoben sich seine Lippen zu einem genießerischen Lächeln. Er flüsterte ihr etwas ins Ohr, was ich nicht verstehen konnte. Zara bat ihn, es lauter zu wiederholen.
    »Ich liebe dich«, sagte er.
    Ich liebe dich . Die Worte mit seiner vertrauten Stimme ließen mein Herz automatisch höherschlagen – aber er schaute dabei Zara an, nicht mich. Und im gleichen

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