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Ocean Rose. Verwandlung (German Edition)

Ocean Rose. Verwandlung (German Edition)

Titel: Ocean Rose. Verwandlung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tricia Rayburn
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vorbeidrängte und zum Ausgang stürzte.
    »Warte, Vanessa.«
    Ich blieb mit der Hand am Türknauf stehen. Wollte sie mir noch etwas sagen? Du hattest recht. Ich hatte unrecht. Wir zwei können das gemeinsam durchstehen.
    »Was immer du tust, versuch auf keinen Fall, nach Sirenengedanken zu lauschen. Weder bei mir noch bei anderen. Sonst ist alles vorbei. Ist das klar?«
    Klar war daran überhaupt nichts. Was sollte vorbei sein? Unsere Beziehung war jetzt schon ziemlich am Ende, falls meine Tante davon sprach. Und bestimmt konnte es nur vorteilhaft sein, im Voraus zu wissen, was die Sirenen planten. Dadurch hätten wir schließlich eine Chance, uns vorzubereiten.
    »Ja, schon klar«, sagte ich trotzdem, ging durch die Tür und warf sie krachend hinter mir zu.
    Danach wanderte ich stundenlang ziellos durch die Gegend. Ich ging am Wasser entlang quer durch den Südteil der Stadt bis ins Zentrum, über die Longfellow-Brücke und hinüber nach Cambridge. Ich ging, bis ich meine müden Füße kaum noch fühlte und bis der blaue Himmel sich rosig färbte. Der Durst brachte mich schließlich dazu, mir in einem kleinen Supermarkt eine Flasche Wasser und eine Packung Salz zu kaufen. Damit setzte ich mich auf eine leere Bank am Harvard Square, umgeben von Studenten, die sich unterhielten, lachten und lernten, wie es normale Jugendliche eben tun, und trank meine Dosis Salzwasser.
    Ich hatte nicht vor, auf die Sirenen zu lauschen. Aber als ich eine Weile blicklos auf den Platz gestarrt hatte, kam ein Mädchen in mein Blickfeld gewandert. Sie hatte langes braunes Haar und blaue Augen, und sie blieb stehen, um an einem Kiosk ein bisschen in Zeitschriften zu blättern.
    Natürlich sah sie nicht aus wie Zara. Aber je länger ich sie anschaute, desto verschwommener wurde mein Blick, bis mir ihr Haar rabenschwarz und ihre Augen silbern vorkamen. In meinem Kopf begann es wieder zu pulsieren, und dann sah ich Zara an einem grünen Wagen mit dem Kennzeichen von Maine lehnen. Sie stand direkt unter einer Straßenlaterne und sprach mit einem Jungen, dessen Gesicht im Schatten verborgen war.
    Nicht gerade treu, aber süß.
    Das hatte Zara im Sommer über Simon gesagt, als es ihr fast gelungen war, ihn zu hypnotisieren.
    Die Erinnerung daran riss mich aus meiner Trance. Mein Blick wurde wieder klar, und ich sah zwei Dinge auf einmal.
    Erstens sah ich das Wasser in der Flasche auf meinem Schoß brodeln – so wie vorher das Wasser in Willas Badewanne. Vor meinen Augen entstand ein immer schneller wirbelnder Blasenstrudel, der den ganzen Flascheninhalt in Schaum verwandelte.
    Zweitens sah ich, dass mein Handy blinkte. Ich hatte es irgendwann auf dem Weg aus der Tasche gezogen, um nach der Uhrzeit zu schauen, und seitdem in der Hand herumgetragen. Nun prangte eine neue SMS auf dem Display.
    Ich liebe Dich, V. Wir können über alles reden. Bitte, komm nach WH. – S

K APITEL 27
    N ach allem, was ich ihm angetan hatte – nachdem ich ohne Erklärung mit ihm Schluss gemacht und mich Parker in die Arme geworfen hatte –, liebte Simon mich immer noch. Er wollte mich wiedersehen und mit mir zusammen sein. Wer sonst wäre in seiner Situation wohl so großzügig gewesen? Nur mein Simon.
    Und je näher ich Winter Harbor kam, desto sicherer fühlte ich mich, dass sich alles noch einrenken ließ. Wir würden uns aussprechen und dann zusammen durchstehen, was an Gefahren auf uns zukam. Genau wie wir es von Anfang an hätten tun sollen.
    Weil wir vom Schicksal füreinander bestimmt waren, so wie Paige gesagt hatte.
    Natürlich hatte ich sofort geantwortet, dass ich kommen würde. Daraufhin hatte Simon als Treffpunkt das Haus seiner Eltern vorgeschlagen, das direkt neben unserem lag. Ich war nicht mehr auf unserem Grundstück gewesen, seit wir am Ende der Ferien alles für die Abfahrt zusammengepackt hatten, und der Gedanke machte mich fast so nervös wie mein Vorsatz, Simon nicht länger im Dunkeln zu lassen. Das letzte Mal, als ich Zeit allein in unserem Ferienhaus verbracht hatte, war ich Justines Ermordung auf der Spur gewesen und hatte die erschreckende Wahrheit über mich selbst herausgefunden. Der Rest der Ferienzeit war erträglich gewesen, weil die Gesellschaft meiner Eltern mich abgelenkt hatte, aber ich war noch nicht bereit, dort wieder eine Nacht allein zu verbringen.
    Aus diesem Grund hielt ich gar nicht erst bei unserem Ferienhaus, als ich dort ankam, sondern parkte gleich bei den Carmichaels. In der Abenddämmerung wirkte das Haus dunkel

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