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Ocean Rose. Verwandlung (German Edition)

Ocean Rose. Verwandlung (German Edition)

Titel: Ocean Rose. Verwandlung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tricia Rayburn
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und eine Packung Aspirin aus dem Rucksack und schluckte zwei weitere Tabletten. Damit war ich bei der empfohlenen Höchstmenge angelangt – sechs Stück am Tag –, obwohl noch nicht einmal Mittagszeit war.
    Die Kopfschmerzen wollten trotzdem nicht verschwinden. In Bates war ich sie los gewesen, aber kaum hatten wir vor drei Tagen die Stadtgrenze von Boston überquert, schien wieder jemand meinen Kopf mit einem Vorschlaghammer zu bearbeiten. Selbst wenn das Gefühl manchmal abnahm, bis nur noch ein leichter Druck an den Schläfen übrig blieb, erinnerte es mich doch ständig daran, dass ich erstens über meinen Körper nicht Bescheid wusste und zweitens eine Menge stressiger Probleme hatte.
    Wozu die dringend nötige Aussprache mit Simon gehörte. Mein überraschendes Squaredance-Solo hatte er mit der Bemerkung abgetan, dass ich nun einmal das hübscheste Mädchen auf der Tanzfläche war und deshalb natürlich bewundert wurde. Ich selbst hatte mich von der Szene nicht so schnell erholt. Den Rest des Wochenendes war ich nervös gewesen und hatte mich geradezu paranoid benommen. So waren wir in Simons Studentenzimmer geblieben, hatten mit Paige und Riley DVDs geschaut und uns Essen vom Pizzaservice bringen lassen. Nur einmal hatte Simon versucht, aus mir herauszuholen, was ich ihm auf dem Heuwagen hatte erzählen wollen. Kaum war ich zu Hause gewesen, hatte er angerufen und mich ausgefragt, aber ich war nicht darauf eingegangen. Da Simon nie versuchte, mich zu etwas zu drängen, mit dem ich nicht zu hundert Prozent einverstanden war, hatten wir das Thema begraben, und mein Leben war zur Normalität zurückgekehrt.
    Nun ja, abgesehen von den Kopfschmerzen. Und dem Durst. Und den weiteren unerklärlichen Krankheitssymptomen wie Hitzewallungen und Schwächeanfällen.
    Ich ließ mich auf der Bank zurücksinken, schloss die Augen und konzentrierte mich auf die beruhigende Geräuschkulisse aus rauschenden Baumkronen, singenden Vögeln – und knutschenden Pärchen.
    Überrascht riss ich die Augen wieder auf. Hatte ich mir das nur eingebildet? Nein, obwohl es helllichter Tag in einem öffentlichen Park war, hörte ich eindeutig wildes Gefummel. Ich konnte das Paar von meiner Parkbank aus nicht sehen, doch die beschleunigten Atemzüge und gemurmelten Worte klangen peinlich nah.
    Als ich nach meinem Rucksack griff und aufsprang, erhaschte ich einen Blick auf die Farben der Hawthorne Schuluniform, Marineblau und Weinrot, die hinter einem nahen Baumstamm aufblitzten, weil das Paar gerade die Stellung gewechselt hatte.
    »Vanessa?«, fragte in diesem Moment eine überraschte männliche Stimme, die mir bekannt vorkam.
    So viel zu meinem unauffälligen Rückzug. Ich drehte mich nicht um, zog mir die Kapuze nur tiefer ins Gesicht und beschleunigte meine Schritte.
    »Vanessa, warte!«
    Ich legte noch einen Gang zu und hörte, dass er mir nacheilte.
    »Hey, du bist ja schneller als der Schall!«, ertönte kurz darauf seine Stimme neben mir. »Dir ist schon klar, dass die Schule in der anderen Richtung liegt, oder?«
    Er griff nach meinem Ellbogen. Ich riss mich los und schwenkte nach links. Dabei warf ich einen Blick über die Schulter. Neben dem Baum sah ich Marisol Solomon aus meinem Jahrgang, die neben der Schule einen Job als Model hatte. Sie stand noch immer am selben Fleck und war anscheinend zu verblüfft, um auch nur ihre Bluse zurück in den Rock zu stecken oder ihr Haar glattzustreichen. Als unsere Blicke sich trafen, verschränkte sie die Arme und runzelte die Stirn.
    Ich rannte im Zickzack die verschlungenen Parkwege entlang, sauste an Blumenbeeten vorbei und um Statuen herum. Einmal war ich fast sicher, dass ich meinen Verfolger abgeschüttelt hatte, als ich mich hinter ein Toilettenhäuschen duckte. Aber kaum hatte ich mein Versteck verlassen, war er mir schon wieder auf den Fersen. In meiner Panik achtete ich nicht darauf, wohin ich flüchtete, und so befand ich mich kurz darauf vor einer offenen Rasenfläche. Ich bremste ab und schaute mich nach allen Seiten um. Die einzige Versteckmöglichkeit war ein kleiner Pavillon, der zehn Meter entfernt auf der Wiese stand.
    Die Schritte klangen weiter entfernt, und als ich mich umsah, konnte ich niemanden entdecken.
    Ich war so erschöpft, dass ich mich am liebsten an Ort und Stelle hätte fallen lassen, um ein paar Stunden zu schlafen. Stattdessen mobilisierte ich den letzten Rest meiner Kräfte. Wenn ich ihn nicht sehen konnte, sah er mich auch nicht, also musste ich es nur

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