Ocean Rose. Verwandlung (German Edition)
wusste.« Zumindest wäre es das gewesen, wenn sein plötzliches Interesse mich nicht so überrumpelt hätte.
»Apropos erholsam, ich sollte dich wohl besser zu Mrs Benson in die Krankenstation bringen. Besonders gut verarzten konnte ich dich schließlich nicht, und du sahst eben noch ziemlich fertig aus.«
»Danke, aber mir geht es prima. Mir wird immer schlecht, wenn ich Blut sehe.«
»Na gut.« Er klang nicht überzeugt. »Dann werde ich dich wenigstens zurück zur Schule begleiten.«
»Das ist wirklich nicht nötig.« Ich stand hastig auf, und vor meinen Augen drehte sich alles.
Er griff nach meinem Arm, als ich taumelte. Mit geschlossenen Augen wartete ich darauf, dass der Schwindelanfall vorüberging. Als ich sie wieder öffnete, schaute Parker mich vielsagend an.
»Meinen Rucksack trage ich aber selbst«, verkündete ich.
»Soll mir recht sein.«
Schweigend gingen wir über die Wiese. Ich war dankbar für die Stille, in der ich versuchen konnte, die Geschehnisse der letzten Minuten zu verarbeiten. Parker hatte ehrlich geklungen. Vielleicht hatte er sich wirklich nur entschuldigen wollen, weil er nicht über Justine Bescheid gewusst hatte. Als ich zusammengesackt war, hatte er sich um mich gekümmert und richtig besorgt gewirkt. Aber ging es dabei wirklich um die Sache mit Justine, oder war er schon unter den Einfluss meiner Sirenenkräfte geraten?
Wir hatten den halben Weg hinter uns, als mein Handy summte. Ich zog es aus der Rocktasche und las die neue SMS.
Wollte nur kurz erwähnen, dass ich Dich vermisse. S.
Ich warf einen Blick auf Parker. Er schaute geradeaus und schien gar nicht bemerkt zu haben, dass ich nach meinem Handy gegriffen hatte. Das war eine gute Gelegenheit, ihn zu testen.
»Ich habe gerade eine SMS bekommen«, sagte ich. »Von Simon. Meinem festen Freund.«
Gespannt studierte ich seinen Gesichtsausdruck. Würde er die Stirn runzeln, den Kiefer anspannen, die Brauen zusammenziehen … irgendwie erkennen lassen, dass er enttäuscht oder eifersüchtig war? Ich sah nichts davon. Er brauchte sogar einen Moment, um überhaupt zu reagieren, als habe er gerade an etwas anderes gedacht und mich fast vergessen.
»Prima.« Er warf mir ein flüchtiges Lächeln zu, dann schaute er wieder nach vorn.
Ich starrte auf mein Handy, ohne Simons Nachricht wirklich zu sehen. Einerseits war ich erleichtert. Was immer mit Parker los war, zumindest schien sein Interesse an mir rein platonisch zu sein, wenn man überhaupt von Interesse sprechen konnte.
Andererseits konnte ich daraus nur den Schluss ziehen, dass ich noch weniger über meinen Zustand wusste, als ich ohnehin schon befürchtet hatte.
K APITEL 8
A ls ich am Ende des Schultags mit Paige nach Hause kam, wollte ich nichts weiter, als mich in eine Wanne voll erfrischend kaltem Wasser legen. Zwar war ich in jeder Pause zum Wasserspender gerannt, um meine Flasche aufzufüllen, so dass der Durst und die Kopfschmerzen nachgelassen hatten, aber meine Haut fühlte sich immer noch zum Zerreißen gespannt an, als sei sie zu eng für meinen Körper.
Kaum hatte ich die Haustür geöffnet, wurde mir klar, dass ich auf das Bad wohl noch eine Weile warten musste.
»Sieht so aus, als ob ich packen sollte«, sagte Paige und schaute sich um.
»Keine Sorge.« Ich schloss die Tür und stieg über einen großen Umzugskarton. »Mom räumt nicht das Haus aus, sie hat nur eine kleine Krise.«
»O gut, ihr seid aus der Schule zurück!«, rief Mom von der Kellertreppe aus. »Vanessa, Schatz, weißt du zufällig, was ich mit der sprechenden Hexenpuppe angestellt habe?« Ihre Stimme wurde leiser, als sie wieder im Keller verschwand, ohne auf meine Antwort zu warten.
»Wenn sie Stress hat, fängt sie immer an rumzuräumen«, erklärte ich. Von unten ertönte ein lautes Krachen.
»Ich glaube, ich verschwinde und telefoniere ein bisschen mit Oma B«, erklärte Paige. »Oder willst du lieber, dass ich …?«
»Nein, nicht nötig«, antwortete ich und sah nachdenklich zur Kellertür. »Danke für das Angebot.«
Sie ging in Richtung Küche, und ich schaute mich im Wohnzimmer um. Dutzende von Kartons standen auf dem Fußboden und den Möbeln verteilt. Plastikkisten waren aufeinandergetürmt und überragten mich um Haupteslänge. Schwarze Müllbeutel verstopften die Durchgangswege. Staub wirbelte durch die Luft.
Normalerweise war in Moms Haushalt alles zwanghaft ordentlich. Was immer diesen Anfall ausgelöst hatte, musste dramatisch sein.
»Eine sprechende
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