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Ocean Rose. Verwandlung (German Edition)

Ocean Rose. Verwandlung (German Edition)

Titel: Ocean Rose. Verwandlung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tricia Rayburn
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bis zum Pavillon schaffen. Zwar war der Rundbau kein ideales Versteck, da er zu allen Seiten hin offen war, aber seine Säulen ruhten auf niedrigen Mauern, hinter die man sich ducken konnte, wenn man nicht entdeckt werden wollte.
    Ich atmete tief durch und rannte los.
    Mit jedem Schritt wurden meine Beine schwerer. Mein Herz krampfte sich zusammen, und meine Lungen konnten gar nicht so schnell arbeiten, wie ich nach Luft japste. Ich wollte schon aufgeben und bereitete mich auf das peinliche Zusammentreffen vor, das nun folgen musste, da blickte ich mich über die Schulter nach ihm um – und sah stattdessen Raina und Zara.
    Langsam gingen sie nebeneinander her. Ihre langen Kleider waren ursprünglich weiß gewesen, klebten aber nun grau und zerrissen an ihren zombiehaften Leibern. Ihre Haut war blau angelaufen, die schwarzen Haare verfilzt. Die Silberaugen waren zu Schlitzen verengt und starrten mich direkt an.
    Die letzten Meter bis zum Pavillon schaffte ich in ein paar Sätzen, stolperte hinein und fiel schmerzhaft auf die Knie. Ich scheuerte mir die Leggings und die Beine auf, beachtete die Schürfwunden aber gar nicht, sondern kroch über den Boden außer Sicht.
    »Bitte nicht«, flüsterte ich, kniff die Augen zusammen und zog die Knie an die Brust. »Tut mir leid … bitte lasst mich … bitte lasst mich …«
    »Was soll ich denn lassen?«, ertönte plötzlich eine Stimme.
    Mir blieben die Worte im Halse stecken.
    »Meinen Vorschlag, dass du lieber die Läufermedaillen bei der Olympiade absahnen solltest, statt deine Zeit an der Hawthorne zu verschwenden?«
    Ich schlug die Augen auf und sah Parker außer Atem an einer Säule lehnen. Er löste die rote Krawatte seiner Schuluniform und benutzte sie, um sich den Schweiß von der Stirn zu wischen. Dann schaute er zu, wie ich mühsam auf die Füße kam und über die Pavillonmauer lugte.
    »Wo brennt’s denn?«, fuhr er fort. »Ich habe zwar nirgendwo ein Feuer gesehen, aber du bist losgehetzt, als ob der halbe Park in Flammen stünde.«
    Zu meiner Erleichterung gab es weder ein Feuer noch sonst etwas zu sehen. Keine menschliche Gestalt weit und breit.
    Ich ließ den Rucksack von meinen Schultern rutschen und lehnte mich an die Säule gegenüber von Parker. »Solltest du nicht sehen, dass du zurückkommst? Deine Liebste wartet auf dich.«
    »Wen meinst du denn damit?«
    »Ein gewisses Mädchen hinter einem Baum. Du sahst aus, als ob du ihr abwechselnd die Luft raussaugst und sie beatmest«, sagte ich und wühlte in meinem Rucksack herum.
    »Marisol ist nicht meine Liebste. Nicht mal eine Freundin. Und meistens ist sie so ein hysterisches Nervenbündel, dass man sie kaum noch als Mädchen bezeichnen kann.«
    Das kam mir bekannt vor. Mich konnte man schließlich auch kaum noch als Mädchen bezeichnen.
    Endlich berührten meine Finger die gesuchten Plastikkanten. Ich riss die Wasserflasche aus dem Rucksack – und hätte weinen können, als ich feststellte, dass sie leer war. Inzwischen war ich körperlich und seelisch so am Ende, dass mir die Tränen in Strömen übers Gesicht gelaufen wären, wenn ich das nötige Salzwasser dafür gehabt hätte.
    »Hey.«
    Ich schaute hoch. Die unbekümmerte Selbstsicherheit war von seinem Gesicht verschwunden. Stattdessen sah ich etwas, was ich nie von Parker erwartet hätte.
    Besorgnis.
    Er griff in seine Kuriertasche und holte eine ultramoderne Campingflasche heraus. Zögernd machte er einen Schritt auf mich zu, besann sich dann eines Besseren und blieb stehen. »Hier«, sagte er und hielt mir die Wasserflasche entgegen.
    Meine Kehle fühlte sich ganz eng an. Ich wollte nichts von Parker King annehmen. Erstens war er so eingebildet, dass man es kaum aushalten konnte, und zweitens wollte ich ihn nicht ermutigen. Immerhin hatte er mich gerade durch den Stadtpark von Boston gejagt. Nicht auszudenken, was er tun würde, wenn ich ihm nicht länger die kalte Schulter zeigte.
    Doch damit würde ich mich später herumschlagen müssen. Im Moment war ich so durstig, dass ich mir eine Weigerung nicht leisten konnte, wenn ich es aus dem Park schaffen wollte.
    »Danke.« Ich nahm die Flasche, drehte mich um und ging zur anderen Seite des Pavillons, damit er meinem Gesicht nicht ansah, wie unendlich erleichtert ich war. Natürlich enthielt die Flasche nur Süßwasser, aber mein Atem und mein Herzschlag beruhigten sich, und der Schmerz in meiner Brust verschwand.
    »Halt mal still!«
    Fast spuckte ich den Schluck aus, den ich gerade im Mund

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