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Ocean Rose. Verwandlung (German Edition)

Ocean Rose. Verwandlung (German Edition)

Titel: Ocean Rose. Verwandlung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tricia Rayburn
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Die Fahrgäste kreischten, duckten sich und klammerten sich an alles, was sie erwischen konnten – Heuballen, Sitznachbarn, die Planken des Leiterwagens –, um nicht von den Waldgeistern geschnappt zu werden oder herunterzufallen.
    Seit dem Sommer hatte ich mich vor nichts mehr gefürchtet, was nicht direkt mit den Ereignissen in Winter Harbor zu tun hatte. Jetzt war ich zum ersten Mal wieder erschrocken, aber weil Simon bei mir war und mich fester in den Armen hielt als je zuvor, genoss ich jede Sekunde des Höllenritts.
    Schließlich wurde der Wagen langsamer, als wir uns wieder dem Ausgangspunkt der Fahrt näherten, und Simon strich mir lächelnd das vom Wind zerzauste Haar aus dem Gesicht. Er wollte mich auf die Stirn küssen, aber ich reckte das Kinn, so dass er stattdessen meinen Mund erwischte.
    Der Kuss dauerte eine ganze Weile, und wir ignorierten die Blicke und das Gekicher der anderen Fahrgäste, die sich an uns vorbeidrängten, um vom Wagen zu klettern. Wahrscheinlich hätten wir ewig so weitergemacht und wären auch noch die nächste Runde mitgefahren, weil wir uns nicht voneinander lösen konnten. Doch Riley hatte durch den Schreck offenbar mächtigen Durst bekommen.
    »Ich brauche ’ne Limo«, japste er neben dem Wagen. »Meinetwegen auch Cidre oder Hexenbräu, ist mir ganz egal, solange es trinkbar ist.«
    Simons Lippen hörten auf, an meinen zu knabbern. An meine Schulter gelehnt, schüttelte er den Kopf.
    »Eigentlich könnte ich auch was zu trinken gebrauchen«, sagte ich. Nach all der Aufregung – erst die Heuwagenfahrt, dann das Knutschen mit Simon – musste ich meinen Körper wieder auftanken. Ich gab Simon einen letzten schnellen Kuss auf die Wange und kletterte von seinem Schoß.
    »Aber du wolltest mir etwas erzählen. Vielleicht sollten wir erst reden und später nachkommen.«
    Mir war klar, dass ich mich kindisch und dumm benahm und bestimmt alles nur noch schlimmer machte.
    Trotzdem log ich ihm ins Gesicht.
    »War nicht so wichtig. Das kann warten.«
    Falls er mich durchschaute, sagte er jedenfalls nichts. Er schwieg nur eine ganze Weile, während wir auf ein weißes Festzelt zugingen, wo eine Gruppe Studenten und Dozenten sich beim Squaredance vergnügte. Ob er über meine ausweichende Antwort verärgert war? Glücklicherweise schien er sich allmählich wieder zu entspannen, als wir uns an einen der Tische mit Snacks setzten.
    Meine Nervosität verschwand ebenfalls. Für die Gäste waren Wasserflaschen, Brezeln und Erdnüsse bereitgestellt, und die salzige Mischung fühlte sich belebender an, als ich erwartet hatte. Die Lifemusik der Countryband auf der Bühne war wirklich gut. Paige ließ sich von Riley anflirten, amüsierte sich über seine Witze und konnte gar nicht mehr aufhören zu grinsen. Simon hielt die ganze Zeit meine Hand, außer wenn sein Arm um meine Taille rutschte.
    Ich war so glücklich, dass ich nicht einmal zögerte, als Simon mich zum Tanzen aufforderte.
    Zusammen mit Paige, Riley und zwei anderen Paaren gingen wir in Squaredance-Position. Das Festzelt war mehr als voll, und die Bretter der Tanzfläche bebten von dem ganzen Gestampfe und Gehüpfe. Nach ein paar Drehungen und mehreren Zusammenstößen hatten wir den Bogen raus, so dass wir bald wie echte Profis herumwirbelten.
    »College ist cool!«, rief Paige, als wir uns während einer Tanzfigur kurz unterhakten.
    Ich lachte. So fröhlich hatte ich sie schon lange nicht mehr erlebt.
    Und darüber war ich selber so froh, dass ich Simon bei nächster Gelegenheit einen Kuss auf den Mund verpasste.
    Die Band spielte einen Countrysong nach dem anderen, und der Animateur feuerte die Menge an mitzusingen. Bei einem besonders einfachen Refrain stimmte ich schließlich mit ein.
    Vielleicht war es die mitreißende Musik oder das Funkeln der Lichter am Zeltdach – oder die Art, wie Simon mich die ganze Zeit angrinste, auch wenn wir uns an verschiedenen Ecken der Tanzfigur befanden –, jedenfalls merkte ich erst, dass sich niemand außer uns mehr bewegte, als ich mich bei Riley einhaken wollte und er nicht da war.
    Abrupt hörte ich auf zu singen. Alles okay , sprach ich beruhigend auf mich ein, niemand hat etwas bemerkt .
    Doch als ich mich umschaute, stellte ich fest, dass mich jeder im Festzelt anstarrte. Sämtliche Studenten und Dozenten, der Animateur, Riley, Simon. Alle außer Paige. Sie standen in einem reglosen Kreis um mich herum. Sie klatschten nicht, tanzten nicht, sangen nicht. Sie standen einfach nur da und

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