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Ocean Rose. Verwandlung (German Edition)

Ocean Rose. Verwandlung (German Edition)

Titel: Ocean Rose. Verwandlung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tricia Rayburn
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hatte. Parker kniete zu meinen Füßen nieder und legte die Hände um meine Wade. Mit brennender Kehle würgte ich das Wasser herunter. »Was soll denn – «
    »Du blutest.« Er änderte hastig seinen Griff, so dass eine Hand von hinten meinen Unterschenkel fasste und mich daran hinderte, zurückzuweichen.
    Da sah ich es auch. Dunkelrote Tropfen liefen von meinem Knie das Bein hinunter und hatten die weiße Leggings verfärbt.
    Bilder huschten vor meinem inneren Auge vorbei: Justine im Wald, Caleb hält sie in den Armen, Blut rinnt aus einer offenen Wunde.
    Bestimmt ist es nur Schmutz oder Seetang …
    »Ich muss … Ich glaube, mir wird ganz …«
    Er sprang auf, als meine Beine versagten. Ich sank zu Boden, und war mir nur undeutlich bewusst, dass seine Arme meine Schultern umschlossen.
    »Schon okay.« Er zog seinen Blazer aus, schüttete Wasser über den Ärmel und benutzte ihn als Waschlappen, um mein Gesicht zu kühlen. »Alles ist okay.«
    Ich fühlte mich zu schwach, um zu widersprechen, ließ nur den Kopf zurücksinken und schloss die Augen. In kurzen Abständen wurde mir Plastik an die Lippen gepresst, und ich öffnete den Mund, um zu trinken. Das Wasser und der improvisierte kalte Umschlag ließen meine Haut abkühlen und meine Körpertemperatur sinken. Nach einer Weile fühlte ich mich erholt genug, um die Augen zu öffnen.
    »Ein Glücksbärchi?« Das Erste, was ich sah, war ein Erste-Hilfe-Pflaster mit bonbonfarbenem Aufdruck.
    »Meine kleine Schwester besteht darauf, dass ich für alle Notfälle ausgerüstet bin.« Parker hielt ein Täschchen aus durchsichtigem Plastik in die Höhe, in dem sich weitere Glücksbärchi-Pflaster, Cinderella-Taschentücher und Fruchtgummis befanden.
    Ich schaute zu ihm hoch und konnte für einen kurzen Moment fast nachvollziehen, was alle anderen Mädchen an der Hawthorne in ihm sahen. Das dunkelblonde, aus dem Gesicht gekämmte Haar streifte seinen Hemdkragen, in den blauen Augen blitzte es grün auf (zum Beispiel gerade jetzt, als die Nachmittagssonne darauffiel), und seine seidenglatte Haut hatte einen goldbraunen Schimmer. Doch eigentlich war es nicht sein Aussehen, was ihn entwaffnend machte, sondern seine fröhliche Sorglosigkeit. Parker wusste, dass er attraktiv war, aber in diesem Moment hatte ich den Eindruck, dass er darauf eigentlich nicht viel Wert legte. Seine Selbstsicherheit hatte andere Gründe, was ihn viel interessanter machte als reine Äußerlichkeiten.
    »Tut mir leid«, sagte er. »Ich hätte dir nicht nachlaufen sollen. Schließlich war es kaum zu übersehen, dass du allein sein wolltest. Aber ich wollte dir schon länger etwas geben und hatte Schwierigkeiten, dich zu finden.«
    Parker hatte an der Schule nach mir gesucht? War meine magnetische Anziehungskraft auf Jungs schon extremer geworden, als ich befürchtet hatte?
    »Schließlich haben wir keinen Unterricht zusammen, du gehst anscheinend nie zu deinem Spind, und in der Bibliothek habe ich dich auch nicht mehr gesehen. Ich musste dich entweder jetzt erwischen oder darauf warten, dass wir uns nächsten Sommer in Winter Harbor über den Weg laufen.«
    Bevor ich fragen konnte, was das heißen sollte, holte er ein Foto aus der Tasche seines Blazers. Es zeigte Justine, die eine Eiswaffel aß. Im Hintergrund war Winter Harbors belebte Hauptstraße zu sehen. Da Justine nicht in die Kamera blickte, hatte sie vermutlich nicht bemerkt, dass sie fotografiert wurde.
    »Ich wusste nicht genau, wer deine Schwester war, also habe ich einen Freund gefragt«, erklärte er entschuldigend. »Er hat mir dieses Foto gezeigt. Anscheinend war er in sie verknallt und hat sie bei unserem Sommerurlaub vor zwei Jahren heimlich geknipst.«
    »Ich kann mich gar nicht erinnern, dich dort schon mal gesehen zu haben«, sagte ich und nahm das Foto vorsichtig entgegen.
    »Kein Wunder, wir waren damals nur eine Woche in Winter Harbor und seitdem nie wieder. Meine Eltern haben sich letztes Jahr ein Ferienhaus gekauft, aber mein Vater hatte immer so viel zu tun, dass wir nie hingefahren sind.« Er zögerte, bevor er fortfuhr: »Ich habe dich neulich angesprochen, weil du irgendwie heiß ausgesehen hast – als hättest du Fieber oder so. Danach bin ich mir wie ein Idiot vorgekommen, weil ich nichts von der Sache mit Justine gewusst hatte. Also dachte ich, wenn ich dir das Foto gebe, ist das eine Art Entschuldigung.«
    »Kein Problem«, erwiderte ich. »Eigentlich war es ganz erholsam, jemanden zu treffen, der nicht schon Bescheid

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