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Ocean Rose. Verwandlung (German Edition)

Ocean Rose. Verwandlung (German Edition)

Titel: Ocean Rose. Verwandlung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tricia Rayburn
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war tot.
    Und er lächelte wie der glücklichste Mensch auf Erden.

K APITEL 22
    N achdem wir den Sicherheitsdienst der Schule informiert hatten, wurden Parker und ich bestimmt eine Stunde lang von der Polizei ausgefragt. Eigentlich hatte er mich wegschicken wollen, bevor die Beamten auftauchten, damit ich mich nicht mit den Folgen unserer Entdeckung herumzuschlagen brauchte, aber ich hatte mich geweigert. Parker übernahm trotzdem größtenteils das Reden, doch immerhin konnte ich deutlich machen, dass wir zusammen gewesen waren, als wir den Toten entdeckt hatten. Hätte er behauptet, dass er allein gewesen war, dann wäre er von der Polizei vielleicht verdächtigt worden, in die Sache verwickelt zu sein, und das konnte ich nicht zulassen.
    Ich hatte aber noch einen anderen Grund, mich nicht wegschicken zu lassen. Während Parker nach dem Polizeiverhör auch seinen Dad und Direktor O’Hare aufklärte – die sich beide mehr Sorgen um die schlechte PR zu machen schienen als um die Tatsache, dass gerade jemand auf dem Schulgelände gestorben war –, entschuldigte ich mich mit dem Vorwand, meine Eltern anrufen zu müssen – und ging stattdessen nach draußen, um Detektiv zu spielen.
    Anscheinend hatten die Hawthorne Highschool und die Polizei von Boston eine Art Schweigeabkommen geschlossen, denn am Vorder- und Hintereingang der Schule ging alles wie gewohnt seinen Gang. Die College-Veranstaltung war zu Ende, und nun standen Abschlussschüler draußen auf den Stufen und dem Bürgersteig herum. Das Grüppchen der Headhunter unterhielt sich darüber, wo man zu einem frühen Abendessen hingehen könnte, während hoffnungsvolle Schüler die Ohren spitzten, um »zufällig« dasselbe Restaurant zu besuchen. Anscheinend hatte keiner von ihnen eine Ahnung, was gerade auf der anderen Seite des Gebäudes vor sich ging. Am Hintereingang war bis auf ein paar bummelnde Mittelstufler überhaupt niemand zu sehen.
    Ich wollte gerade wieder hineingehen und versuchen, einem männlichen Polizeibeamten unauffällig zu folgen, bis ich ihn allein zu fassen bekam, als mir ein weißer Kleinlaster auffiel. Er parkte ein paar Meter weiter in einem schmalen Liefereingang, und seine Vorderseite ragte ein gutes Stück auf die Straße hinaus. An der Wagenseite stand in blauer Schrift Bäckerei Colony , doch auf dem Armaturenbrett sah ich ein ausgeschaltetes Blaulicht stehen. Als ich näher heranging, hörte ich das statische Rauschen von Walkie-Talkies und gedämpfte Männerstimmen. Da der Wagen die Einfahrt fast vollständig ausfüllte, konnte ich nicht genau beobachten, was an seiner Rückseite passierte, erhaschte aber einen Blick auf eine Krankenhaustrage und einen Leichensack.
    »Hast du dich verlaufen?«
    Eine weibliche Stimme ließ mich zusammenfahren. Die Frau direkt hinter mir trug eine schwarze Hose und die lange weiße Arbeitsjacke einer Bäckerei. In der Hand hielt sie drei Wasserflaschen, die sie anscheinend gerade im benachbarten Laden gekauft hatte. Unter dem offenen Jackenkragen schaute ein Namensschild mit dem Logo des Commonwealth Medical Center hervor. Als sie meinen Blick bemerkte, schloss sie mit ihrer freien Hand schnell den oberen Knopf.
    »Nein«, sagte ich übertrieben fröhlich. »Ich habe nur Hunger. Kann ich bei Ihnen Rosinenbrötchen kaufen?«
    »Da drüben gibt es eine Bäckerei.« Sie wies auf die andere Straßenseite.
    »Stimmt, aber bei denen sind die Brötchen schon ein paar Stunden alt, und in Ihrem Lieferwagen gibt es bestimmt ganz frische.«
    Sie musterte mich von oben bis unten und kam wohl zu der Entscheidung, dass ich zwar nervtötend, aber keine Bedrohung war. Gleichgültig drängte sie sich an mir vorbei und sagte: »Das hier ist ein Privateingang. Am besten schwirrst du jetzt ab.«
    Ich ging ein paar Schritte den Bürgersteig entlang, holte ein Buch aus meinem Rucksack und lehnte mich gegen die Wand, als würde ich auf jemanden warten. Wann immer ich hörte, dass in der Einfahrt etwas vor sich ging – Schritte oder das Klappen einer Tür –, schaute ich unauffällig um die Ecke. Die nächsten Mitglieder des Rettungspersonals, die ich sah, waren eine Frau und zwei ältere verheiratete Männer.
    Der vierte wirkte vielversprechend. Er war jung, ungefähr Anfang zwanzig, und trug keinen Ehering am Finger.
    »Entschuldigung?«, fragte ich und tauschte mein Buch schnell gegen Schreibblock und Stift aus.
    »Was ist denn?« Er beugte sich in den Wagen hinein, so dass sein Oberkörper von der offenen

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