Ocean Rose. Verwandlung (German Edition)
meinen Blick verschwimmen, doch ich sah seine grünen Augen, die mich voller Besorgnis ansahen – und dann ihre braunen Augen, die vor Schreck weit aufgerissen waren.
»Georgia?«, stieß ich ungläubig hervor.
Die Schülerin, mit der Parker gerade sein neuestes Techtelmechtel hatte, stand klitschnass und zitternd einen Meter hinter ihm und hielt ihren Wickelrock vor der Brust umklammert. Zum ersten Mal bekam ich einen klaren Blick auf sie und sah weder silberblaue Augen noch annähernd das Gesicht, das ich erwartet hatte.
Obwohl noch immer der gleiche Schmerz in meinem Kopf pochte, hatte ich nicht Zara vor mir, sondern Georgia Vincent. Sie war eine hübsche, kluge Elftklässlerin, die ich öfter im Freistundenraum sah – und die anscheinend in Parker verschossen war.
»Äh, ja?«, antwortete sie und warf dabei einen verwirrten Blick auf Parker.
»Tut mir schrecklich leid«, sagte ich und wich zurück. »Ich dachte, du wärst … ich dachte, er wäre …«
»Schon okay«, beruhigte Parker mich. »Alles ist okay.«
Mein Arm schwebte noch immer über dem scharfkantigen Glasrand der Öffnung und wurde langsam müde. Ich wollte ihn wegziehen und meine letzte Energie benutzen, um aus dem Flur und der Schule zu rennen, aber Parkers Griff wurde nur fester, und er weigerte sich loszulassen.
»Also, ich bin nicht okay«, erklärte Georgia. »Was sollte das denn bitte, Vanessa? Bist du nicht ganz richtig im Kopf?«
»Nein, schon gut«, murmelte ich und hatte selbst meine Zweifel. »Ich dachte nur … du wärst jemand anders.«
»Vielleicht der Kettensägenmörder?« Sie breitete beide Arme aus und präsentierte ihren fast nackten Körper. »Schau mich mal an. Wo sollte ich eine Kettensäge verstecken?«
Ich senkte den Blick und starrte zu Boden.
»Keine Antwort ist auch eine. Also, ich gehe jetzt, um mich abzutrocknen und anzuziehen.« Sie legte eine Kunstpause ein und sagte dann mit flirtender Stimme: »Begleitest du mich?«
»Ich denke, das lasse ich lieber«, entgegnete Parker.
Ihre nackten Füße patschten lautstark auf den Fliesenboden, als sie davonstürmte. Ich wartete, bis ich die Tür zum Umkleideraum aufgehen und zufallen hörte. Erst dann wagte ich es, Parker anzuschauen.
»Tut mir schrecklich leid«, sagte ich.
»Das hast du schon erwähnt. Und eine Entschuldigung ist nicht nötig. Du hast mich davor bewahrt, etwas zu tun, was ich gleich danach bestimmt bereut hätte.«
»Ich habe zuerst an die Scheibe geklopft und gerufen.« Als ob ich die Situation mit dieser Erklärung retten könnte.
»Das Schwimmbad liegt direkt neben den Sprachlabors. Deshalb ist das Glas schalldicht.«
Sein Blick hielt mich fest, und ich wusste nicht, was ich lieber wollte: wegschauen und wegrennen oder bis in alle Ewigkeit so stehen bleiben. Mein bleierner Arm nahm mir die Entscheidung ab.
»Äh … könntest du bitte …?«
Er schaute auf seine Hand und ließ mich augenblicklich los, als hätte es ihn überrascht, wo sich seine Finger noch immer befanden.
Ich trat einen Schritt zurück, und zerbrochenes Glas knirschte unter meinen Schuhen. »Also, ich sollte jetzt besser gehen. Um jemanden zu finden, der mir hilft, damit ich hier saubermachen kann.«
»Geh nicht.«
Ich blieb wie angewurzelt stehen.
»Die Veranstaltung ist immer noch im Gange, stimmt’s?«, fragte Parker. »Ich meine, dieser ganze College-Zirkus?«
Ich nickte.
»Was hältst du davon, eine Weile hierzubleiben? Zwar können wir uns jetzt nicht mehr gegen die Headhunter verschanzen, die vermutlich auf der Suche nach uns die Flure durchkämmen.« Er nickte vielsagend in Richtung der zerbrochenen Glastür. »Aber ich bin bereit, das Risiko einzugehen. Was ist mit dir?«
Ich war ebenfalls bereit. Zum Teil, weil er mich darum bat. Zum Teil, weil ich dadurch eine Chance bekommen würde, mein seltsames Verhalten zu erklären. Aber der Hauptgrund war, dass ich mich völlig ausgepowert fühlte. Vermutlich hätte ich es nicht einmal zurück zur Sporthalle geschafft, ohne umzukippen und schlafend liegen zu bleiben.
Da ich keine weiteren Anstalten machte zu gehen, entriegelte er die Tür, öffnete sie einladend und streckte mir seine Hand entgegen, um mir über die Glasscherben zu helfen.
Ich folgte ihm bis an den Rand des Beckens, wo noch immer seine Kleidung lag. Er zog das T-Shirt über und bot mir seine Jacke an. Als ich dankend ablehnte, ließ er sie auf den Fliesen liegen und ging auf das tiefe Ende des Pools zu.
»Er gehört ganz dir!«, rief
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