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Ocean Rose. Verwandlung (German Edition)

Ocean Rose. Verwandlung (German Edition)

Titel: Ocean Rose. Verwandlung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tricia Rayburn
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Beifahrertür verdeckt war.
    Ich wartete vorsichtshalber, ob niemand sonst auftauchte, bevor ich mich in die Einfahrt wagte. Als der Mann im Wagen fertig gekramt hatte, richtete er sich auf und schloss die Tür.
    »Hi.« Ich schaute ihn mit einem Lächeln an, von dem ich hoffte, dass es harmlos und gleichzeitig einladend aussah.
    Zuerst schien es zu funktionieren – er erwiderte das Lächeln und trat sogar einen Schritt auf mich zu –, aber dann presste er die Lippen zusammen und schien sich zu erinnern, wo er war. »Hier hinten hast du nichts zu suchen«, erklärte er.
    »Aber ich habe genau auf Sie gewartet«, säuselte ich.
    Gerade hatte er sich abwenden wollen, doch nun erstarrte er mitten in der Bewegung. »Tatsächlich?«
    »Ich bin Journalistin beim Boston Globe und recherchiere für eine Story.« Wenigstens trug ich nicht meine Schuluniform, sonst hätte er mir das bestimmt nicht abgenommen.
    Tatsächlich wirkte er wenig überzeugt, hörte mir aber immerhin zu. »Worüber denn?«
    »Gruselige Todesfälle für unsere Halloween-Spezialausgabe. Als einer der besten Rettungssanitäter des Krankenhauses Boston haben Sie bestimmt schon eine Menge seltsamer Fälle gesehen.«
    Damit begab ich mich natürlich erst recht auf dünnes Eis, schließlich trug er ebenfalls Bäckereikleidung, und im Gegensatz zu der Frau von vorhin hatte er sein Namensschild gut versteckt. Also woher sollte ich wissen, wer er war und worin seine Arbeit bestand? Ich bereitete mich auf eine weitere scharfe Abfuhr vor.
    Es kam jedoch keine.
    »Stimmt, das habe ich wirklich«, erwiderte er und klang geschmeichelt. Er lehnte sich lässig gegen den Lieferwagen und verschränkte die Arme vor der Brust. »Aber sind Sie wirklich Journalistin?«
    Hatte er mich ertappt? Ich vergaß fast zu atmen.
    »Eine so hübsche junge Dame wie Sie sollte sich nicht den ganzen Tag hinter einem Computer verstecken und Artikel tippen.«
    Ich lachte glockenhell, was ihn offenbar glücklich machte, denn er legte sofort mit einer ganzen Reihe von Mordfällen, Selbstmorden und ermordeten Selbstmördern los. Ich tat so, als würde ich mir Notizen machen, und ließ nur ab und zu den Block sinken, um ihn anzulächeln und mich näher nach vorn zu beugen. Als keine seiner Geschichten von den neuesten Todesfällen handelte, half ich schließlich nach.
    »Was ist mit dem Jungen, der sich vor ein paar Wochen von der Brücke gestürzt hat?«, fragte ich. »Der Schüler mit dem Abschiedsbrief am Luftballon?«
    »Das war eigentlich ein Routinefall. Seine Freundin hatte mit ihm Schluss gemacht, und er wollte ohne sie nicht mehr weiterleben.« Und mit einem Blinzeln fügte er hinzu: »Kann man bei manchen Mädchen ja verstehen.«
    Mir drehte es fast den Magen um. »Als er gefunden wurde, gab es da keine … seltsamen Details? Keine gruseligen Spuren oder auffällige Körpermerkmale?«
    »Nicht dass ich wüsste.«
    »Was ist mit dem verunglückten Bus voller Sportstudenten? War daran etwas ungewöhnlich?«
    Er schüttelte den Kopf. »Inzwischen sind die vier Vermissten gefunden worden, und die anderen liegen zwar im Krankenhaus, erholen sich aber schnell. Ein tragischer Fall, aber auch ziemlich durchschnittlich.«
    Ich trat noch einen Schritt näher und legte ihm meine Hand auf den Arm. »Wie ich gehört habe, soll es unter bestimmten Umständen vorkommen, dass die Körper von Verstorbenen ein breites Grinsen auf dem Gesicht haben, als seien sie überglücklich. Haben von den letzten Opfern welche so ausgesehen?«
    »Also, da Sie es erwähnen – der Typ von der Brücke sah nicht gerade am Boden zerstört aus, als er gefunden wurde.« Er schaute sich um und beugte sich zu mir vor. »Und das muss jetzt unter uns bleiben, aber in der Nobelschule hier wurde gerade ein Mann tot im Schwimmbecken gefunden. Als man ihn aus dem Wasser zog, hat er gegrinst wie ein Honigkuchenpferd.«
    Hinter ihm wurde eine Tür zugeschlagen, und er sprang hastig zurück. Als ich über seine Schulter schaute, sah ich die Sanitäterin auf uns zukommen, mit der ich meinen ersten Zusammenstoß gehabt hatte.
    »Vielen Dank«, sagte ich und wich zurück. »Sie waren wirklich eine große Hilfe.«
    »Warten Sie doch!«, rief er und starrte mir nach. »Wie heißen Sie? Wie kann ich …«
    Die Sanitäterin packte ihn am Arm und fragte wütend, was er mir erzählt hätte. Da machte ich auf dem Absatz kehrt und rannte davon.
    Ich sauste an der Schule vorbei, über die Straße und durch den Stadtpark, wobei ich im Slalom

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